Startpunkt des Adagio-Zuges: 1996 graduiert Stéphan Forté an einer berühmten Musikschule.
Bei manchen von euch werden jetzt die Alarmglocken schrillen, denn ja - wir sind wieder beim leidigen Thema Neo-Classical Metal. Wer meine Reviews von Richard Andersson und Time Requiem gelesen hat, weiß, was ich davon halte. Mir fällt bei solch virtuosen Klängen immer Tony Iommi ein, wie er über die 'neue' Generation der Schredder-Gitarristen spricht, die seit den 80ern heranwächst. Sie seien keine 'gewachsenen' Gitarristen, hätten keinen eigenen Stil; und das sei alles kein Wunder, wenn sie nur in der Musikschule sitzen und jemand zu ihnen sagt »spiel dies, spiel das«.
Recht hat er, der Tony. Es ist nicht so, dass ich eine Abneigung gegen das neoklassische Genre hege. Es gibt exzellente Bands darin, wie Wuthering Heights ein ums andere Mal unter Beweis stellen.
Aber ich schweife ab: 1997 entsteht die erste Instrumental-Demo "Visions". 'Natürlich' eine Instrumental-Demo. So scheinen alle Schredderköppe ihre Projekte anzufangen. Weil sie sich zu gern selbst hören, wie sie 'ne Million Noten in der Sekunde abfeuern - aber sie haben von der Kunst des Songwritings keine Ahnung. Das ist nämlich etwas, was man nicht auf der Musikschule lernt.
Um mal die Bandgeschichte von Adagio am letzten Anhaltspunkt abzuschließen - für ihr Erstlingswerk wurde 2001 unter anderem Richard Andersson als Produzent herangezogen. Der hatte garantiert seine helle Freude.
Obwohl er bestimmt nicht mal gemerkt hat, dass Adagio - zumindest mit "Dominate" - besser sind als das, was er selbst uns so kredenzt. Manchmal glaube ich, dass diese Gitarren- oder Keyboard-Helden mit einer Brille auf der Nase rumrennen, durch die sie sich weiterhin für die Größten halten und die sie nicht merken lässt, dass der Rest der Rockwelt über sie lacht.
Nun ja. Richtige 'Songs' sind auch bei "Dominate" nicht rausgekommen, aber es gibt zumindest einige angenehme und interessante Passagen. Den Einsatz von Grunts mag man mögen oder nicht - ich würde ihn hier eher als abwertend empfinden, weil es so gar nicht zum Rest passen mag. Grunts sind ein Ausdruck von roher Emotion, und die hat ein Neo-Classical Metal-Album nun mal höchst selten zu bieten.
Spielzeit: 42:30 Min. Medium: CD, Locomotive Records, 2006, Neo-Classical Metal
1:Dominate 2:Fire Forever 3:Terror Jungle 4:Children Of The Dead Lake
5:R'Lyeh The Dead 6:The Darkitecht 7:Kissing The Crow 8:Fame
Christoph Segebard, 08.08.2006
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