Addict / Storm Of The Dead
Storm Of The Dead Spielzeit: 28:15
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2015
Stil: Thrash Metal

Review vom 12.02.2016


Andrea Groh
Metal aus dem Raum Koblenz - spontan denke (nicht nur) ich beispielsweise an Metal Inquisitor, Steelpreacher und vor allem an Desaster. Aus deren Umgebung/Heimat Mülheim-Kärlich kommen auch die 2013 gegründeten Addict.
2014 entstanden sechs Songs, die 2015 im Big Easy Studio in Hennef aufgenommen wurden und nun auf CD vorliegen. Diese hat für eine Eigenproduktion einen ordentlichen Sound, lobenswert, dass heute viele neue Bands ordentlich debütieren. Junge Band wäre hier das falsche Wort, denn die Musiker haben einige Jahre Erfahrung, was auch zu hören ist.
Obwohl der Sound recht zeitgemäß klingt, ist die Musik tief in den 80ern verwurzelt (wer hätte das bei dem Umfeld anders erwartet….), verbindet modernen Metal mit traditionellem. Das heißt, es gibt jede Menge im besten Sinne altmodische (nicht zu verwechseln mit angestaubte) Riffs und Shouts.
Diverse amerikanische Thrash-Größen aus dieser Zeit dürften im Plattenschrank/CD-Regal der Jungs stehen und haben natürlich auch ein wenig abgefärbt - dies jedoch ohne zum Kopieren einer bestimmten Band zu führen, sondern frisch und frei kombiniert.
"Storm Of The Dead" powert unbekümmert drauflos, bewegt sich dabei mühelos irgendwo zwischen Thrash, Speed und Heavy Metal - so wie es in der 'guten alten Zeit' häufig war. Eine Prise moderneres Geballer ist auch dabei, doch nicht so viel, dass es einen Hellbanger (aus Moselfranken oder sonst woher) abschrecken sollte.
Das Ganze ist mal flotter gespielt, mal mehr auf den Riffs herum reitend, dazwischen sind knackige Leads eingestreut. Dazu kommt die kreischig-keifige Stimme von Patrick Schöne, die kräftig genug ist, um gegen die Musik zu bestehen.
Bei "Missing Souls" geben sich Addict anfangs sogar ein wenig zurückhaltend, fast schon balladesk, doch nach gut drei Minuten wird dann die Speed/Thrash-Keule ausgepackt. Geschickt aufgebaut und gesteigert wird hier ein gutes Gespür für Songwriting bewiesen. Gleiches gilt für die langsamen Parts in "Depression Is Killing Me" - nein, das ist überhaupt nicht so doomig-düster wie der Titel vermuten lässt.
Überhaupt, von Trübsal blasen und Finsternis verbreiten sind Addict weit entfernt, hier sind eher Energie und Spaß angesagt, ohne jedoch stumpf oder billig zu klingen. Viel Spielfreude und ein wenig Augenzwinkern treiben die knackigen, vorwiegend thrashigen Tracks an. Was sich ganz zum Schluss bei "I Want More" (mit obligatorisch irrem Gelächter am Anfang) fast schon in Raserei steigert, dennoch nachvollziehbar und melodisch (ist alles andere als abwertend gemeint) bleibt.
Fazit: Als Einstand/Debüt mehr als ordentlich.
Langsam frage ich mich, ob nicht heimlich, mit Hilfe von übrig gebliebenen Brennstäben aus dem stillgelegten Kernkraftwerk, in Mülheim-Kärlich unterirdisch (unter dem Friedhof auf dem Cover?) Metalmusiker-Mutanten für neue Bands gezüchtet werden. Wenn dem so ist: im Fall vom Addict - Experiment gelungen.
Line-up:
Patrick Schöne (vocals, guitar)
Franco Amenta (guitar)
Mike Wiederstein (bass)
Ronny Zeche (drums)
Tracklist
01:Bloody Race (4:24)
02:Abaddon (4:49)
03:Storm Of The Dead (4:45)
04:Missing Souls (5:10)
05:Depression Is Killing Me (4:17)
06:I Want More (5:06)
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