Nach 15 Jahren Bandgeschichte heißt es für Adorned Brood 'back to the roots'. Nicht nur was ihren Musikstil betrifft, greift die Band auf altbekannte Werte zurück und entfernt sich wieder von der letzten Scheibe "Heldentat", sondern auch was die Besetzung angeht, wird auf alte Bekannte zurückgegriffen. Ihr ehemaliger Gitarrist Mirko 'Pagan' Klier mischt auf der neuen Scheibe endlich wieder mit! Durch seine Rückkehr und das Songwriting mit dem Sologitarristen Thorsten Derks klingen Adorned Brood wieder wie in den alten ruhmreichen Tagen. Die fünf Musiker ordnen den neuen Silberling stilistisch als eine Weiterentwicklung der "Asgard"-Scheibe ein. Das bedeutet keinen, oder nur wenig Einfluss der eher aus dem Konzept fallenden "Heldentat". Zum 15-jährigen Jubiläum hat die Truppe zusätzlich ein Re-Release der beiden vergriffenen Alben von 1996 und '98 veröffentlicht: Hiltia und Wigand wurden als Doppel-CD im Herbst auf den Markt gebracht und somit ist der Zukunftsplan der Band wohl eher auf den 'good old stuff' ausgelegt.
Die CD beginnt mit einem zweieinhalb Minuten langen, atmosphärischen Intro, um danach sofort Gas zu geben und mit schnellem Tempo und eindeutigem See-Feeling, welches teilweise auch schon im Intro rüberkommt zu brillieren.
Insgesamt hat der neue Silberling einen dichten Bezug zur Seefahrt, was man bereits am Cover erkennen kann. Die Texte der Tracks handeln großteils auch von Schlachten auf hoher See, von dem Schicksal der Seefahrer und von deren Saufgelagen, was man ja wohl kaum besser ausdrücken kann als mit dem "Drunken Sailor"-Cover.
Um zum zweiten Titel zurückzukommen, würde ich "Storm" als ein Hin und Her von schnellen Black Metal-lastigen Parts und langsameren, folkigen Passagen beschreiben, wobei bei diesem Song eindeutig der folkige Aspekt im Hintergrund liegt, jedoch keinesfalls übergangen wird. So gibt es akustische Parts, welche neben Gitarre und Schlagzeug nur die Flöte beinhalten, bevor wieder geknüppelt wird. Danach eine typische Mitgröhl-Nummer in deutsch gesungen, mit einem cleanen Vocal-Intro: "Am Grunde des Meeres". Ein Rhythmus, der schon fast einem Schunkler gleicht, bevor er zu einem schnellen Abgeh-Song mutiert, der immer wieder den Takt vom Intro aufgreift. Sehr interessant ist der Part mit dem Akkordeon, welches in der Besetzung ja
nicht erwähnt wird. Da ich nicht wirklich ein Fan von Live-Einspielungen vom Tape bin steigt meine Neugierde umso mehr und damit auch die Vorfreude auf den Ragnarök Auftritt 2009, wo ich sie das nächste mal live erleben darf.
Weiter geht's mit dem Titel "Sons Of The Damned", der auch schon als Bonus auf dem Doppel-CD Re-Release vertreten war. Als eine Hymne in alter Adorned Brood-Manier, aufgelockert durch zarten Frauengesang im Refrain, ist er an alle gleichgesinnten Metaller gerichtet. Einen der wohl stärksten Tracks des Albums stellt der Titelsong, "Noor", dar. Wie schon so oft erwähnt, geht es auch hier um das Seefahrerwesen, welches diesmal Adorned Brood selbst symbolisiert und eine Rückkehr von ihrer weiten und facettenreichen Reise darstellt. Sie sind wieder dort angekommen wo sie angefangen haben: Guter, harter Pagan Metal. Teilweise gespickt mit leichten Chor-Einlagen - womit wir auch sofort beim nächsten Titel sind, dem Song "Adorned Brood". Ebenfalls extrem auffällig sind hier die melodiösen Chor-Einlagen im Refrain und die starke Melodiegitarre. Nicht mehr vergessen wird man wohl den Satz »She seems like an Angel… « da dieser einfach tief ins Ohr geht und sich dort festsetzt und dementsprechend auch die perfekte Mitsing-Möglichkeit liefert.
Das nächste Lied ist mal wieder deutsch vertont. Leider gibt es mit diesem Song nur zwei Stücke in deutsch - etwas schwach für jemandem wie mich, da ich dem deutschsprachigem Pagan Metal noch etwas mehr abgewinnen kann, als dem englischem, vor allem bei einer deutschen Band. "Schiff der Toten" thematisiert Schlachten auf dem Meer, man fühlt sich beim Zuhören wie in den Rumpf eines Schiffes versetzt, in welchem man zum Rudern 'angeregt' wird und sich schon auf die nächste Schlacht freut. Mit einem interessanten Gitarrensolo, dem Mid-Tempo-Rhythmus und dem einklangigen Refrain begeistert diese Komposition auf jeden Fall sehr. Vor allem gefällt mir eben auch, dass es ein weiterer Song auf Deutsch ist.
Es folgt ein Track, der auf dem Album eine andere Richtung einschlägt, vor allem mit seinen komplett anders klingenden Gitarren. Er sprengt vollkommen den Rahmen und ist deshalb wirklich auffällig anderes: Teils atmosphärisch, balladenartig mit sehr interessantem Gesang - teils aggressiver 'Trollmusik' kombiniert - nun weiß man auch, warum er "Trollmelody" heißt.
Ebenfalls eine Eigenheit der CD ist wohl der vorletzte Titel, "Under Yggdrassil", welcher schon auf der "Pagan Battle Tunes Vol. 2"-Promoveröffentlichung vertreten war. Mir gefiel dieser damals schon sehr gut und das hat sich bis heute nicht wirklich geändert. Wie die meisten Titel auch mal wieder etwas, was zum Mitsingen auffordert mit seinem Refrain, aber auch mit auffällig stärkeren Drums. Wahrlich eine der moderneren Kompositionen auf dem Silberling.
Zum guten Abschluss des Albums, welches sich ja wahrlich viel auf dem Meer rumtreibt, gibt es den zweiten Cover-Track eines bekannten Liedes nach "7 Tage lang", nämlich der "Drunken Sailor" in Adorned Brood -'back to the roots'-Version! Sehr geil!
Abschließend ein paar Worte zum Booklet: Superschönes Cover-Artwork, tolles Inlay mit Bildern und Songtexten, doch manchmal kann man diese wegen den Bildern und der weißen Schriftfarbe nicht immer leicht entziffern.
Einfach mal reinhören, für Fans ist die Scheibe ein Muss, und wer Gefallen an der Szene gefunden hat, der wird hier sicherlich auch auf seine Kosten kommen. Ist eben weniger Pagan Black Metal, sondern wirklich Pagan Metal oder Pagan Folk Metal.
Line-up:
Markus Frost (bass, vocals)
Ingeborg Baumgärtel (vocals, flute)
Thorsten Derks (guitar)
Mirko Klier (guitar)
Tim Baumgärtel (keys, drums)
Tracklist |
01:Intro
02:Storm
03:Am Grunde des Meeres
04:Sons Of The Damned
05:Noor
06:Adorned Brood
07:Schiff der Toten
08:Trollmelody
09:Under Yggdrasil
10:Drunken Sailor
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