Agent Side Grinder / Hardware
Hardware Spielzeit: 42:36
Medium: CD
Label: Headstomp Productions, 2012
Stil: Electronic, Pop

Review vom 26.03.2012


Udo Gröbbels
Man spielt deutsch
Normalerweise hat Schweden ja im eigenen Land viele gute Bands und man muss nicht unbedingt ins Ausland schauen, um gute Musik zu hören. Es gibt genug Beispiele für hervorragende Musik aus dem Land der Möbelhäuser und Elche. Agent Side Grinder aber haben sich der elektronischen Musik verschrieben und dann liegen die Einflüsse nun mal zu einem großen Teil in Deutschland. Daher wird sich ungeniert an dem Sound Ende der 70er bzw. Anfang der 80er der Düsseldorfer Band Kraftwerk bedient und das so dreist, dass es schon echt sauer aufstößt. Selbst das Cover von "Hardware" erinnert mehr als eindeutig an Kraftwerks "Computerliebe" aus dem Jahre 1981.
Old School meets moderne Härte
Nachdem die fünf Schweden mit den ersten beiden Alben noch sehr harten elektronischen Sounds gefrönt haben, geht man mit dem berühmt schwierigen dritten Album in etwas moderatere Gefilde. Dies bedeutet aber nicht, dass man kommerziell geworden ist, aber die Songs sind etwas leichter zu verdauen. Die erwähnten Kraftwerk sind wirklich allgegenwärtig auf den knapp 42 Minuten vertreten. Schon die ersten Töne vom Opener "Look Within" erinnern sehr an den Sound vom Album "Mensch-Maschine", das vor knapp 35 Jahren veröffentlicht wurde und mit "Das Model" den größten Hit der Elektronik-Pioniere enthält. Heldenverehrung gut und schön, aber direkt einen so prägnanten Synthie-Sound zu klauen, finde ich doch echt dreist. Das Ganze mischt man dann mit einem guten Schuss elektronsicher Härte der neuen Gangart und düsterem Gesang. Dazu erinnert man öfters an die ganz frühen Depeche Mode wie etwa bei "Rip Me".
Interessant ist das vierte Lied "Wolf Hour", das mit dem schwedischen Sänger Hendric de la Cour aufgenommen wurde. Auch bei dieser Nummer bleibt man Deutschland treu, denn ganz unverwechselbar klingt hier Alphaville durch. Nur damit man mich nicht falsch versteht - das alles klingt aber gar nicht schlecht. Richtig daneben ist nur "Pyre", das mit einem gewissen Skieriet als Gastsänger dermaßen zähflüssig und todtraurig daher kommt, dass es schon wirklich nervt. Das ist aber der einzige Ausfall. Am Ende mischt man dann wieder die Helden zusammen, denn bei "Stranger Stranger" kommen sowohl Kraftwerk-Sounds und Depeche Mode-Melodieführung zusammen.
Ein Fazit fällt mir wirklich schwer. Handwerklich gut gemacht und auch gut, weil relativ minimalistisch produziert. Trotzdem bleibt ein ganz fader Beigeschmack, denn zu offensichtlich wird bei den oben genannten Bands geklaut. Man hat fast das Gefühl, als hätte sich die elektronische Musik in den letzten 30 Jahren nicht entwickelt und man müsste immer noch die alten Kisten verwenden. Dass dies nicht so ist, zeigen Bands wie Oomph! oder sogar Depeche Mode selbst, die sich immer weiter entwickelt haben. Diese Entwicklung wünsche ich auch den Jungs von "Agent Side Grinder", denn Ideen sind zweifelsohne vorhanden, aber nur werden diese mit alten Sounds umgesetzt. Es fehlt einfach etwas Frisches und Unverwechselbares bei "Hardware". Trotzdem sollten Freunde der genannten Bands ruhig mal reinhören. Alles andere als originell, aber mit extrem hohem Retro-Faktor.
Line-up:
Johan Lange (synthesizers)
Kristoffer Grip (vocals)
Hendrik Sunbring (synthesizers, drum programming)
Peter Fridsted (loops,sampler )
Thobias Eidevald (bass)
Tracklist
01:Look Within
02:Sleeping Fury
03:Rip Me
04:Wolf Hour (feat. Hendric de la Cour)
05:Mag 7
06:Pyre (feat. Skieret)
07:Bring It Back
08:Stranger Stranger
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