AIM / Precious Time
Precious Time
Aaaaahja, die Indie-Pop-Rock-Szene bekommt also talentierten Nachwuchs aus deutschen Landen. Cool! Das Trio kommt aus Wuppertal. Dort gibt es also nicht nur Kraut- und Progrock, sondern auch hochwertige 'moderne Kunst' um es mal etwas flapsig auszudrücken.
Zwei Dinge stechen auf den ersten Blick ins Auge bzw. Ohr: Zum einen das helle, freundliche Cover mit dem Nostalgie-Radio, das zu flüstern scheint "Los komm, hör schon rein!"
Zum anderen der glasklare, blitzsaubere Sound der Produktion. Laut Bandinfo wurde "Precious Time" genau wie das erste Mini-Album "Fly With Me" im bandeigenen Studio aufgenommen.
Klar schießen einem die üblichen Verdächtigen wie die Brit-Popper Oasis, Pulp und Starsailor (eine der am meisten unterschätzen Brit-Bands überhaupt) oder die Alterna-Pop-Rocker Green Day durch den Kopf. Nicht zuletzt auch wegen der englischen Texte - zugegeben. Hält man sich mal an die deutsche Indie-Pop-Szene, drängen sich Namen wie Sportfreunde Stiller, Liquido und die Bananafishbones auf. Naja, auch Juli und Wir sind Helden sind durchaus ebenfalls stilistische 'Denkkandidaten'. Nix gegen Frauen an der Sängerfront - wirklich nicht! Aber ich bin doch froh, dass es auf diesem Sektor endlich auch mal wieder eine reine Boy-Band gibt, die aufhorchen lässt. Danke Jungs!
Martin Christian Kemnitz (lead vocals, guitars, drums), Eike Birkmeier (voc., keyboards), Andreas Mattern (voc., bass) und der ständige Gastmusiker und Gitarrist Dennis Eisermann musizieren hier auf einem recht hohen und professionellen Level.
Jaja, bevor hier jetzt einer altklug den Finger hebt und sagt: "Aber das gab's doch alles schon mal...."
Stimmt, auffällig. Wirklich neu ist die Musik nicht, aber das Rad wird auch täglich von Millionen Leuten benutzt und keiner beschwert sich, dass es nicht neu erfunden wurde, nicht wahr? Im Jahr 2006 ist es doch schier unmöglich, noch nie gehörtes zu entwickeln. Nahezu alles hat es in jeder Kombination schon mal gegeben. Es ist doch immer die Frage was man daraus macht.
Und AIM haben in der nahezu zwei Jahren dauernden Studioproduktion für "Precious Time" einen sehr guten Weg gefunden, mit ihrer Musik Gedanken und Emotionen zu wecken und zu transportieren. Dabei verzichten sie aber glücklicherweise auf das meist übliche 'Mann-geht-es-uns-schlecht'-Gesülze und wirken erfrischend positiv.
Über die gesamte Distanz betrachtet weist das Album zwar hin und wieder leichte Längen auf und man ertappt sich unversehens bei abschweifenden Gedanken. Nichtsdestotrotz ist diese Art von eingängig abrockender Mitsing-Musik auf jeden Fall massenkompatibel und man darf sich fast sicher sein, dass sich davon eine breitere Masse angesprochen fühlen wird.
Hoffen wir mal auf ein wirkungsvolles Airplay in den verschiedenen Radiostationen, Internetplattformen wie 'Musicload', 'last.fm' und 'myspace.com' und einige fette Live-Shows seitens der Band. Dann sollte sich der Erfolg doch bald einstellen.
Anspieltipps: "Rock 'n' Roll Star", "Somebody" (in beiden Versionen), "Feel Your Live"
und wer genügend Ausdauer hat wird am Ende der Akustik-Version von "Somebody" mit einem 'Hidden Track' belohnt - einer hitverdächtigen Akustik-Version von "Covergirl".
Viel Spaß dabei!


Spielzeit: 68:59, Medium: CD, Echozone, 2006
1:Rock 'n' Roll Star 2:Lovely Day 3:Covergirl 4:Somebody 5:Kiss Me Baby 6:Why Don't You 7:Ghostwriter 8:Naked Together 9:Die For You 10:Silent Seas 11:Angel 12:Feel Your Life 13:Everything You Are 14:Somebody (Acoustic Version)
Maria Ortner, 04.06.2006