Dave Liebman hat neben seinen Soloprojekten in den letzten Jahren immer wieder gern mit bestehenden Formationen und vor allem jungen Musikern zusammengespielt.
So wie auch hier, mit drei finnischen Vertretern, denen er ihr Pianotrio-Format um seinen Beitrag an Saxofon und Flöte erweitert. Die Aufnahmen entstanden am 17. und 19. Dezember 2013 in Helsinki.
In den frühen Siebzigern war Liebman Mitglied einer jener Bands, die schon früh versuchten, Jazz und Rock zu fusionieren: Ten Wheel Drive. Angeregt durch Auftritte von John Coltrane spielte er später mit dessen Schlagzeuger, Elvin Jones, zusammen und entwickelte sich auf diese Weise ständig weiter. Somit war sicher auch die Zeit mit Miles Davis in den Siebzigern prägend für Liebman.
Zwar nicht so bekannt wie der Saxofon-Star, aber auch nicht gerade unbeschriebene Blätter sind die drei Finnen. Zusammen haben die vier Musiker ein modernes Jazz-Album vorgelegt, das, allein durch Liebman, auch den Sound der Sechziger mit anklingen lässt und somit eine gelungene Fusion verschiedener Spielarten anbietet. Dies jedoch innerhalb eines eng gezogenen Rahmens. So klingt noch immer viel von der Stimmung der Musik von John Coltrane durch, doch auch jene spezielle Atmosphäre, wie sie von zeitgenössischen Pianotrios vorgelegt wird, findet sich wieder. Ebenso der ein wenig typische Hauch skandinavischer Jazzmusik.
In einer Abwechslung aus ganz schnellen Stimmungen, mit dem Ausdruck vorwärtspreschender Energie, und solchen, die sanft, ruhig und lyrisch scheinen, finden wir sehr ansprechende und hochklassige Musik, die sich besonders in den Balladen durch sehr viel Feeling auszeichnet. Besonders "Pont Marie" zeugt davon in hohem Maße. Im Gegensatz dazu steht die recht freie Ausprägung bei solchen Stücken wie "Get Over It", wo sich die Musiker frei entfalten und sich in lebendige Improvisationen begeben. Aus den unterschiedlichen Ansätzen der Musiker entwickeln sich prickelnde Spannungsfelder, die innerhalb ihres großen Freiraums viele Möglichkeiten spontaner Entwicklungen und Wendungen beinhalten. So ist diese Musik für den Hörer sehr ertragreich und entgegenkommend.
Dies drückt bereits der Opener, diese gewisse Frische und packende Spannung, aus. Man weiß sofort, dass diese Platte in ihrem Verlauf nur gut werden kann - das heißt, gut ist untertrieben, denn das, was die Eröffnung verspricht, hält sich durchgehend in höchster Qualität. Ob es wie hier am Anfang das Sopransaxofon ist, dem Liebman sprudelnde Virtuosität entlockt, das Tenorsaxofon oder die Holzflöte, stets stößt man auf neue Herausforderungen mitten im Hörvergnügen. Dabei wirkt alles sehr lebendig, locker und so gar nicht akademisch. Gut, es ist wirklich moderner Jazz, kein Bebop, kein Hard Bop. Vielmehr fusionieren der gute alte Swing, das Pioniergefühl der Sechziger und ein gewisser überaus lässiger Groove - Musik, wie sie durchaus auf dem Münchener Konkurrenzlabel ECM angesiedelt sein könnte.
Ich habe den Eindruck, dass sich die Generationen und ihr jeweiliger Einfluss gut getan haben, jedenfalls schaut Dave Liebman auf dem Innencover wie ein zufriedener Papa, der mit seinen Jungs tolle Musik gespielt hat! Alle haben sich wirklich viel Mühe gegeben, hatten offensichtlich Spaß und konnten ihr spielerisches Können auf grandiose Weise präsentieren.
Line-up:
Dave Liebman (tenor and soprano sax, wooden flute)
Aki Rissanen (piano)
Jori Huhtala (bass)
Jussi Lehtonen (drums)
Tracklist |
01:Scriabin [Aki Rissanen] (4:14)
02:Three A's [Aki Rissanen] (5:57)
03:Internal Affairs [Jussi Lehtonen] (6:05)
04:Pont Marie [Aki Rissanen] (8:19)
05:Get Over It [Aki Rissanen] (6:02)
06:Pensativa [Clare Fischer, arr. Liebman] (8:08)
07:Free Ballad [The Quartet] (3:29)
08:In The Corner [Jussi Lehtonen] (5:58)
09:Pastorale [Dave Liebman] (7:31)
10:The Gong Song [The Quartet] (3:44) |
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