Damals im Geschichtsunterricht wurde mir, sofern ich die Lehrerschaft mit meiner Anwesenheit beglückte, beigebracht, dass Vampirboss Dracula aus Transsilvanien stammt. Wenn mich die Pauker da mal nicht aufs Glatteis geführt haben. Ich glaube, die bekannteste Fledermaus der Welt hat ihr Domizil am Rhein, genauer gesagt in Düsseldorf!
Denn aus der Heimat von Campino, dem Frontmann der Toten Hosen, flog mir letztens ein Silberling in meinem Briefkasten der auf den Namen "Count Dracula" hört. Die Zuständigkeit der Platte liegt bei AL, dessen dazugehörigen Clip ich bei Youtube entdeckte und ihn als gelungen betrachte. Dort fährt eine attraktive Blondine in einem knallroten Cadillac eine Landstraße entlang, um die tollsten Sachen zu erleben (siehe unten).
Apropos Dracula: Stimmwunder August Lenz scheint so viel Blut gesogen zu haben, dass seine Stimme recht herb und verschorft klingt. Außerdem scheint er sein Knäckebrot mit reichlich Schmirgelpapier zu verzehren und gönnt sich zum Nachtisch sicherlich einen Nikotincocktail ohne Filter, oder wie es Song Nummer vier beschreibt, "Tequila". Wie sonst kann man sich so ein kopiergeschütztes Zwerchfell zulegen? Die umfangreiche Rhythmusfraktion sorgt für ein stabiles Fundament, um Rockröhre Lenz bestens in Szene zu setzen.
Das gut halbstündige Album beginnt mit dem unten (MySpace-Link) zu entdeckenden Clip und Titeltrack "Count Dracula". Bei mir hat's sofort gezündet und obwohl sich das Teil nicht in extremen, musikalischen Auswüchsen bewegt, finde ich den Opener richtig klasse! Und das liegt nicht nur an dem Blondinchen, die äußerst lässig im amerikanischen Straßenkreuzer über einen Highway jagt. Noch einen Tick besser finde ich die Heavy-Version vom Eröffnungssong, weil dort ein herrlich schroffes Gitarrensoli in die Waagschale geworfen wird, um dem Song eine Spur mehr Aggressivität zu verleihen. Den absoluten Hammer der Scheibe entdecke ich mit "Hey Joe"! Wie es der Titel vermuten lässt, handelt es sich hierbei um den Jimi Hendrix-Klassiker. Zwar habe ich diesen schon von unzähligen Bands gecovert bekommen, doch selten in solch einer erfrischenden Art! Nach dem Motto: Kurz, knapp und feurig benötigen sie nur knapp fünf Minuten für das Teil, das nicht nur durch Augusts krasse Stimmbänder geprägt ist, sondern durch dem Mann, der sonst eher die dicken Saiten strapaziert, erstklassige Gitarrenläufe Oliver Dannerts. Oli, du hast es drauf! Nach dem Kracher swingt "The Tranny Girls" in meinem Kreislauf und veranlasst mich zu leichtem Mitwippen!
Auch "Hey, Hey, Hey", das stark an Neil Youngs Klassiker "Hey, Hey, My, My" angelehnt ist, wird bei mir mit großem Beifall quittiert! "Mercer" und "Werewolves Of London" ( Warren Zevon) bekommen von mir ebenfalls ein fettes Plus. Auch nach mehrmaligem Checken fällt, bis auf den Finaltrack "I Got Pot", kein Song entscheidend ab!
Fazit: Wenn auch das ein oder andere Stück hinlänglich bekannt sein dürfte, so haben sie diese mit ihrem eigenen Stempel geprägt. August, der mit furchteinflößenden Gesangseinlagen brilliert, braucht sich sein Stimmchen nicht patentieren lassen. An das Innenleben seiner Gurgel kommt so schnell keiner ran. Die Rhythmuskapelle in ihre Einzelteilen zerlegt, beweist für mein Empfinden hohes musikalisches Verständnis. Letztlich die Grundvoraussetzung, um erfolgreich zu spielen und dem Konsumenten mit abwechslungsreichem Rock Made in Germany zu verwöhnen.
Line-up:
August Lenz (vocals #1-10, guitar #1-10, bass #6)
Wolfgang Dietrich (bass #2, drums #3,9)
Markus Wienstroer (guitar #3,9)
Willi Grossmann (drums #2,6,7)
Oliver Dannert (guitar #7, bass #3,7,9)
Martin Mercer (guitar, bass #1,4,5,8,10)
Daniel Klingen (drums #1,4,5,8,10)
Vanessa Ruhrmann (backing vocals #2)
Janina Tzonas (backing vocals #2)
Tracklist |
01:Count Dracula
02:Downtown New York
03:Werewolves Of London
04:Tequila
05:Mercer
06:Count Dracula (Heavy Version)
07:Hey Joe
08:The Tranny Girls
09:Hey, Hey, Hey
10:I Got Pot
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