VIC-Records bringen dieser Tage die vierte Veröffentlichung der deidnischen Russen aus dem Jahre 2006 als Neuauflage unter die Pagan Metal-begeisterte Hörerschaft, aufgepeppt mit einem Videoclip zu "Warning". Dieser ist allerdings (gewollt?) infantil.
Eine Alkonost ist im russischen Volksglauben ein Vogel mit Frauengesicht, und laut kirchlichen Glauben die Personifikation des göttlichen Willens. Allerdings denke ich, hatten die Ostmänner und Frauen wohl eher ersteres im Sinn, als man sich 1995 auf Namenssuche begab. Denn die erste Variante ist wohl eher mit dem heidnischen Metal in Verbindung zu bringen.
Und die Heimatverbundenheit von Alkonost ist zu Sekunde, in der sich die Silberscheibe im Player dreht, zu spüren. Schon die Melodieführung, die Alkonost verwenden, verrät ihre Herkunft und zeigt mit immenser Präsenz das Berufen auf alte volkstümliche Weisen; will heißen, dass unter dem metallischen Deckmantel immer wieder die traditionellen Elemente der Folkmusik mit eingebaut werden. Hier allerdings unter zu Hilfenahme eines Keyboards. Also nicht wie ihre Landsleute Arkona, die original Instrumente verwenden, um das ganze noch authentischer zu gestalten.
Auch die Texte und der Gesang sind in der Muttersprache verfasst, was zwar ein wenig den Reiz erhöht, weil ja sehr authentisch, aber auch den Spaß etwas trüben könnte, denn leider ist nicht jeder des Russischen mächtig.
Hatte man noch auf der ersten CD nur eine männliche Leadstimme, benutzt die Band seit der zweiten die Möglichkeit der 'Schöne und das Biest'-Variante, wobei das ja nun schon seit einiger Zeit ein ziemlich abgelutschter Hut ist.
Gut, Alkonost legen mehr Wert auf Alenas opernhafte Stimme, als fortwährend das Gesangsduell zu nutzen, was mir persönlich lieber gewesen wäre, denn mir ist das opernhafte Geschrei auf Dauer doch ein wenig zu gleich und zu anstrengend.
Immerhin schaffen es die Russen, eine gewisse Düsternis in ihrer Musik zu erzeugen, was allerdings an der russischen Folklore an sich liegt, weil diese sowieso schon recht schwer und bedrohlich ist.
Und das ist der große Pluspunkt gegenüber des in letzter Zeit sehr in Mode gekommenen Humppa-Folk-was-weiß-ich-Metal, wie ihn unzählige Kapellen aus Finnland spielen, es klingt nicht so gewollt verkrampft fröhlich.
Natürlich hat das Ganze seinen Reiz, wenn man auf solche Gesangseinlagen steht, und man muss auch sagen, dass Alkonost keine Mitläufer sind, machen sie ihre Musik ja auch schon seit Mitte der Neunziger, als nur sehr wenige diesen Stil spielten, bzw. es noch keinen Nightwish-Hype gab. Also kann man hier nicht von billigem Klon sprechen, denn beide Bands gibt es etwa gleich lang.
Tja, und genau das ist das Pech der Russen: In den Neunzigern war der Osten musikalisch für die meisten noch ein weißer Fleck auf der Metal-Landkarte, der erst allmählich Farbe annimmt. Gerade heutzutage gibt es zu viele solch musizierende Truppen, um als einigartig zu gelten.
Wer also auf die erwähnten Nightwish steht bei meinem Review ein bis zwei Augen zudrücken, denn persönlich ziehe ich Arkona Alkonost vor: Entweder höre ich Opern oder Metal, aber beides zusammen geht gar nicht. Wer sich eine Mischung aus den Finnen und russischer Folklore mit einem Schuss so genannten 'Battle Metals' vorstellen kann, dem sei Put' Neprojdennyj (englischer Titel: "The Path We've Never Made") empfohlen.
Line-up:
Alena Pelevina (female vocals)
Andrey 'Elk' Losev (guitar)
Dmitriy Sokolov (guitar)
Alexey 'Alex Nightbird' Solovyov (bass, backing vocals)
Anton Chepigin (drums)
Almira Fathullina (keyboard)
Tracklist |
01:Golos Lesov (The Forest Voice)
02:Put´ Neprojdennyj (The Indiscernible Path)
03:Noch´ Pered Bitvoj (The Night Before The Battle)
04:Nivushka Niva
05:Temen´ (Darkness)
06:More-Son (The Dream Sea)
07:Dumy Moi-Zarnicy Dal Nie… (Heat-Lightning Thoughts)
Bonus Video:
Waiting
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