American Minor / American Minor
American Minor
Pink! Wer nicht völlig unempfindlich gegen die allgegenwärtige Musik-Berieselung ist, der wird sicher aufgehorcht haben, als ihm "Trouble" das erste Mal irgendwo vor die Lauscher gekommen ist. Und dann vielleicht auch mit unverhohlenem Vergnügen auf das Video der Hau-Drauf-Mieze gelinst haben (sofern empfänglich für sexuelle Botschaften). Eine eindeutig anzügliche Stimme aus einem bemerkenswerten Körper, die auch noch einen ordentlichen Rocksong in die Charts (Platz 8 in D, 2003) gepushed hat.
Und genau dieses heiße Timbre springt uns entgegen, wenn wir das Debüt-Album der gleichnamigen U.S.-Band American Minor auflegen. "Walk on" heißt der erste Song und der hat sogar entfernte Ähnlichkeit mit besagtem "Trouble". Das Ganze natürlich nicht popmäßig, sondern rock-hard getrimmt. Sehr vielversprechend dieser Opener! Robert McCutcheon (so heißt der 'Bruder' von Pink) macht den Hirsch, Bud Caroll und Josh Gragg lassen ihre Gitarren in sämtlichen 70er-Spielarten brettern, Bruno und Josh Knox betonieren dazu ein Fundament, dass jedem Atomangriff standhält.
"Break" ist ein kantiger Rocker, dessen Füße in spitzen Boots stecken und dem der Schweiß unter seinem breitkempigen Hut herunterläuft. Weiter geht`s an die Westcoast, wo uns auf unserer 'ReiseŽ bei "Cheaters & Non Believers" wunderbar bluesig angeturnte 'Lichter' aufgehen. Was fehlt jetzt noch zum Glück der vereinigten Classic Rock-Gemeinde? Es muss richtig krachen! Double Bass Drum, Heavy Riffs mit Wah Wah-Gewitter und dazu eine Röhre wie direkt aus der 'Luftschmiede' - "Mr. Queen" wartet schon auf uns.
"Don't Jump The Gun", "Buffalo Creek" und "Shine" (letzteres stammt aus ganz 'schlechter Gesellschaft') - spätestens jetzt sollten die Altersgenossen überlegen, ob sie schon die Beta-Blocker eingeschmissen haben, der Blutdruck steigt beängstigend. Glücklicherweise nehmen American Minor nun den Gang raus und lassen uns erstmal bei "All My Time" durchschnaufen, einem schönem Low Tempo-Song mit Southern-Flair, Nostalgiegeklimper und Ohrwurm-Qualitäten.
Bei den nächsten beiden Nummern sorgt das Schlagzeug wieder für einen Mords-Groove als Basis, darüber weht weiter die 'Rebel Flag'. Was Wunder, die Band ist ja aus Virginia. "Change" begeistert durch den sich steigernden Wechselgesang zwischen dem Front-Shouter und seinem Background-Chor. Bei "One Last Supper" scheint der selige Bonzo noch einmal die Felle zu dreschen und dabei eine Schar 'schwarzer Krähen' aufzuscheuchen. Zum Schluss wird's dann psychedelisch, die beiden Gitarren sägen und ätzen sich durch die Gehirnwindungen. "Sleepwalking" endet die Scheibe, die uns auf einen leider etwas kurzen Trip durch die glorreichen Zeiten des 'echten Rocks' mitgenommen und nun mit einem seligen Lächeln wieder in das triste Heute entlassen hat.
Das Album ist ein Hammer! Allein diese unglaublich variable Wahnsinns-Stimme katapultiert die Scheibe meilenweit über die Niederungen aktueller Durchschnitts-Veröffentlichungen hinaus. Lediglich der Sound ist etwas diffus. Nostalgie, Retro? Nix da, American Minor ist eine weitere tolle, junge Band, die nicht nur die Stilmittel des 'Classic Rocks' bestens beherrscht, sondern auch dessen 'Spirit' mit der Muttermilch aufgesogen hat. Die Saat ist aufgegangen!


Spielzeit: 39:43, Medium: CD, Jive Records, 2005
1:Walk On 2:Break 3:Cheaters & Non-Believers 4:Mr. Queen 5:Don't Jump The Gun 6:Buffalo Creek 7:Shine 8:All My Time 9:Change 10:One Last Supper 11:Sleepwalking
Norbert Neugebauer, 30.03.2006