Good Times - gute Zeiten, oder besser: Gute alte Zeiten.
Der Gründer der Musikzeitschrift "Good Times", Peter Seeger, hatte sich damals an einem Song der Kinks orientiert: "Where Have All The Good Times Gone".
Einst noch in schwarz-weiss - ich habe hier gerade auf die Schnelle die Ausgabe Nr. 9 vom Dezember 1993 zum Vergleich zur Hand. Mit einem 47 Seiten starken Umfang konnte diese Ausgabe mit den späteren (als weiteres Vergleichsheft habe ich die Nummer 3/2006 vor mir) nicht mithalten. Ausgabe 3/2006 hat 82 Seiten, und alles ist schön bunt!
Aber zurück zur 100. Ausgabe von "Good Times" (130 Seiten), und so lesen wir auf Seite 20 dann, "Wie alles begann..."
Hier berichtet Peter Seeger, wie er und seine Frau damals, es war im Herbst 1991, die erste Ausgabe, die sogenannte »0-Nummer«, einer »etwas anderen« Musikzeitschrift erscheinen lassen wollten. Im Frühjahr 1992 gab es dann die erste offizielle Ausgabe, mit einem Foto von Procol Harum auf der Titelseite.
Die Jahre vergingen, das Design wurde professioneller, und zur Jahreswende 2007/2008 gab es eine wesentliche Veränderung, als Seeger die Verantwortlichkeit für die Zeitschrift an Fabian Leibfried übergab.
Im Grunde blieb alles beim Alten, nur einige Überarbeitungen und Ergänzungen, wie zum Beispiel die Rubriken "Kreuzverhör", "Bestenlisten" sowie ein "Band-Archiv".
Die nun vorliegende Jubiläumsausgabe erscheint für meinen Geschmack in einem nicht so sehr ansprechenden Design. Golden glänzt es uns entgegen und stellvertretend für die Jahrzehnte, für die das Magazin mittlerweile steht, nämlich die 60er, 70er und 80er erblicken wir Fotos von den Beatles, Abba und U2. Nun, man kann sicher geteilter Meinung sein - die Beatles mal außen vor - ob nun die anderen Genannten repräsentativ für diese Jahrzehnte stehen mögen. Für mich nicht, aber ich denke, darüber sollte man nicht streiten. Auf mich wirkt die Aufmachung jedoch nicht unbedingt 'festlich' und diesem besonderen Anlass angemessen.
Themen sind eine Abhandlung über den DDR-Beat, Foreigner, die Simple Minds, zum wiederholten Male die Beatles und einige andere. Die bei mir stets beliebte Diskografie mit allen Abbildungen von Single- und LP-Covern ist dieses Mal Suzi Quatro gewidmet.
Nun folgt ein kurzes Durchblättern mit meinen persönlichen Anmerkungen:
Fünf Seiten "News/Aktuell" - für mich noch immer ein wichtiger Platz für kurze Informationen. Zur Story "Back In The GDR - Wie der DDR-Rock beim Mauer-Fall half", kann ich keine 'zweckdienlichen' Auskünfte geben, habe aber von 'fachkundiger Seite' Verlautbarungen über nicht ganz korrekte Angaben gehört.
Für mich als 'Ostrock-Laie' werden hier auf fünf Seiten aber gute Informationen geliefert!
Anlässlich der 100. Ausgabe ist ein Leserpoll veranstaltet worden, und die Ergebnisse sind mit relativ wenigen Überraschungen aufgeführt. Mit Ergebnissen eben, mit denen ich nicht unbedingt konform gehe.
Beste internationale Band die Rolling Stones und national ist es Bap. Wie so oft, ist auch bei den Lesern Clapton immer noch 'God' an der Gitarre und die Beatles haben mit ihrem "White Album" obsiegt.
Das eigentliche Highlight ist für mich immer wieder diese Vielfalt an Reviews zu lesen, alle in der Regel sehr kurz, aber immerhin, bei der Fülle… mitunter ein guter Anreiz, sich mit dem einen oder anderen Album dann doch näher zu beschäftigen. Dieses Mal 33 Seiten, davon 3 für DVDs und 2 für Bücher. Vortrefflich, kann ich da nur sagen.
Und man staunt dann doch stets, wie viele Neuveröffentlichungen es noch gibt.
Ein wenig mager empfinde ich die Story eines 'meiner Helden' aus den Sechzigern, nämlich die knapp zweiseitige Story über Jorma Kaukonen. Das ist mir einfach zu wenig. ABBA hat dafür inklusive Diskografie gleich 6 Seiten gewidmet bekommen.
Ebenfalls zu knapp und für mich in diesem Umfang, und/oder hinsichtlich der Fragestellung, die kurzen Fragen an Danny Seraphine von CTA, der kleine Artikel über Hendrix' indianische Wurzeln oder die Rubrik, die ich grundsätzlich so überhaupt nicht mag und die mit dem Ausscheiden von Seeger eingeführt wurde: "Kreuzverhör", heute mit Johnny Winter. Eigentlich mag ich das gar nicht lesen, denn wirklich interessiert es nicht, welche Single Johnny für die beste aller Zeiten hält, oder welche Cover-Version er einmal aufnehmen möchte. Nun gut, das ist meine bescheidene Meinung, andere mögen das anders sehen.
Schmankerl, oder Gimmick, wie man sie einst in Kinderzeitschriften zu bezeichnen pflegte, ist eine eigens für den Geburtstag eingespielte CD mit 6 Titeln, die alle den Begriff "Good Times" beeinhalten.
Hier zunächst alle Nummern:
01:Good Times Rock'n'Roller (Siggi Schwarz) 3:54
02:Good Times (Eric Burdon) 3:12
03:Let The Good Times Roll (Fleecy Moore/Sam Theard) 3:16
04:Good Times (Sam Cooke) 3:58
05:Good Times (Harry Vanda/George Young) 3:28
06:Having Good Times (Chris Thompson) 3:42
Eingespielt hat diese CD-EP folgende Band:
Chris Thompson (vocals, guitar)
Pete York (drums)
Geoff Whitehorn (guitar)
Siggi Schwarz (guitar)
David Haynes (drums)
Raoul Walton (bass)
Romi Schickle (keyboard)
Ricarda Magduschweski (background vocals)
Bianca Schneider (background vocals)
Im Grunde genommen ein guter Gag, musikalisch wird hier nichts die Welt aus den Angeln hebendes geboten, solide gemachter Rock, nicht unbedingt an den Originalen klebend, ihnen aber auch nicht unbedingt neues Leben einhauchend.
Am meisten erreicht mich die aus meiner Sicht wirklich groovende Version von Sam Cookes "Good Times". Im eigens von Siggi Schwarz geschriebenen "Good Times Rock 'n' Roller" werden Erinnerungen an die Beatles, die Rolling Stones, Jimi Hendrix, Smoke On The Water oder Blinded By The Light geweckt. "Wild Thing" wird erwähnt , Zitate aus Sunshine Of Your Love, "Day Tripper", "Satisfaction" werden verwendet.
Stellvertretend für die dahinter stehende Absicht mag die Textzeile »These dreams never get old« gelten.
Abschließend noch einige grundsätzliche Bemerkungen.
Bei dem Anliegen, der Musik ab den 60ern weit gefächert hinsichtlich der Informationsdichte und -breite gerecht zu werden, wird man immer wieder auf Hindernisse, auf Lücken und persönliche Vorlieben und/oder Vernachlässigungen stoßen.
Mir fehlen so mehr und dichtere/tiefere Informationen über solche Künstler wie die Walker Brothers, die Righteous Brothers, Gene Clark, die Everly Brothers, den stets 'untergebutterten' Danny Gatton, Clarence White oder die Flying Burrito Brothers, um nur einige, die mir spontan einfallen, zu nennen. Aber vielleicht wird das ja bis zur 200. Ausgabe bewerkstelligt.
Grundsätzlich ist es so, dass mir manchmal weniger Berichte lieber wären, und die dann aber informativ mehr in die Tiefe gingen.
Nun denn, ansonsten reihe ich mich natürlich in die Schar der hoffentlich zahlreichen Gratulanten ein und verspreche auch, weiterhin ein treuer Leser zu bleiben.
Bei den Gratulanten reiht sich auch der Rest der RockTimes-Redaktion gerne ein wir werden die "Good Times" weiterhin als lesenswertes Print-Magazin unseren Lesern weiterempfehlen.
[Die Red.]
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