Vergriffener Kultfilm
Bei sogenannten Kultfilmen bin ich aus Prinzip schon mal sehr skeptisch. Meist sind es abgefahrene und schlecht produzierte Streifen, die dann irgendwann mal, man verzeihe mir an dieser Stelle die abgedroschene Floskel, Kult-Charakter bekommen haben. Auch die vorliegende DVD "Last Hippie Standing" gilt in Insider-Kreisen als Kult. Das hat aber zum Glück nichts mit der Qualität zu tun, sondern mit der Tatsache, dass diese vor zehn Jahren erstmals veröffentlichte Dokumentation schnell vergriffen und nur noch sehr schwer erhältlich war. Zum Glück ist die DVD nicht nur für Insider geeignet und das macht die Kult-Floskel dann auch wieder weg.
Welcome to Goa
Der Untertitel dieser Dokumentation, "Goa Is Not A Place- Goa Is A State Of Mind", sagt eigentlich schon vieles über den Film aus. Goa ist eine Provinz im Südwesten von Indien und ein generationsübergreifendes Aussteigerziel. Genau um diese Tatsache dreht sich der Film. Bereits Ende der Sechziger machten sich viele Hippies auf den Weg nach Indien. Inspiriert wurden sie damals natürlich durch die Beatles, die ebenfalls zu dieser Zeit dort bekanntermaßen eine Art bewusstseinserweiternde Auszeit nahmen. Dann hörte man lange nichts mehr über dieses Aussteigerdomizil, bis dann Mitte der Neunziger die Techno-Szene große Trance-Parties an den Stränden Goas veranstaltete.
Zwei Welten - ein Ziel
Der deutsche Regisseur Marcus Robbin macht sich Ende 1999 auf den Weg nach Goa, wo dann auch der erste Teil der Dokumentation spielt. Er besucht Aussteiger, Gurus und spricht mit den Einheimischen, die das teilweise zügellose Leben der Aussteiger wie z.B. den Drogenkonsum alles andere als locker hinnehmen. Im zweiten Teil begleitet er eine indische Abordnung von Goa, die sich im Jahre 2000 die Loveparade in Berlin ansieht.
Insgesamt ist der Film sehr interessant gemacht und vor allem die Vergleiche vom Goa im Jahre 1999 mit den alten Super 8-Aufnamhen aus den frühen Siebzigern sind äußert unterhaltsam.
Leider ist die Dokumentation mit gerade mal 45 Minuten äußert kurz ausgefallen und das Bonusmaterial, mit ebenfalls mickrigen 15 Minuten, ist auch sehr dürftig. Das ist wirklich etwas kurz, zumal einige Dinge auch nur am Rande angesprochen werden und man sich an vielen Stellen einfach ein bisschen tiefergehende Infos gewünscht hätte. Bis auf diesen, wenn auch nicht ganz unerheblichen Kritikpunkt, ist die Dokumentation jedoch zu empfehlen. Der Film hat relativ wenig mit Musik, als vielmehr mit Kultur im Allgemeinen zu tun, ist aber dadurch auch für verschiedene Leute interessant, weil man durchaus versucht, das Thema mit verschiedenen Herangehensweisen zu beleuchten.
Für den anstehenden Jahreswechsel 2011/2012 plant Regisseur Marcus Robbin, eine Fortsetzung in Goa zu drehen und sucht dafür noch Sponsoren. Alle Infos dazu sind auf der Homepage zu "Last Hippie Standing" (siehe unten im Kasten) nachzulesen. Ich hoffe jedenfalls, dass das Projekt genug finanzielle Unterstützung bekommt und wir im kommenden Jahr hoffentlich die Fortsetzung sehen können.
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