Paul Miles / Sextipps von Rockstars - In ihren eigenen Worten
Sextipps von Rockstars 300 Seiten, ca. 50 Abbildungen
Übersetzt von Madeleine Lampe
Sprache: Deutsch
Medium: Buch
Hardcover mit Schutzumschlag
Erschienen im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, 2011
1. Auflage
ISBN: 978-3-86265-055-2, EUR 14,95 (D)


Review vom 19.10.2011


Steve Braun
»In diesem Buch packen 23 Rockstars endlich aus und geben Einblicke in ihr wildes Liebesleben!« - man durfte es bereits befürchten, als man das Buch zur Besprechung anforderte...
Brauchen RockTimes-Leser Sextipps? Ganz sicher nicht, denn »RockTimes-Readers have more fun« um jetzt mal Einen ziemlich frei zu zitieren, der sich für das hier zu besprechende Druckereierzeugnis wohl zu schade war.
Autor Paul Miles, intimster Kenner Mötley Crües Eskapaden und Autor diverser Bücher zu diesem Thema, fragte sie alle: Rod Stewart, Mick Jagger, Robert Plant, Roger Daltrey und Bono. Fünfundachtzig Prozent aller Befragten ignorierten seine Anfrage völlig bzw. ließen ihm mehr oder weniger höflich einen Korb zukommen. Und wenn dann sogar einer, der sich nun wirklich für nichts zu schade ist - Steven von der Lippe - seine (im wahren Wortsinn) Ergüsse für sich behält, dann lässt das schon tief blicken...
Lange Rede - kurzer Sinn: Es hat sich nur die (von meiner Warte aus) zweite Reihe so genannter Rockstars dahingehend entblößt, ihre Intimitäten in die Öffentlichkeit zu posaunen. Gut, von Lemmy einmal abgesehen, aber dessen Zurechnungsfähigkeit darf ohnehin stark angezweifelt werden.
'Sexgeprotze' ist eindeutig dem männlichen Geschlecht zuzuordnen - die Auswahl der Befragten macht dies deutlich. Aber Miles konnte mit Alison Robertson von den Donnas wenigstens eine Quotenfrau unterbringen und gerade deren Antworten sind es, die sich wohltuend von ihren dümmlichen männlichen Pendants unterscheiden. Obwohl auch sie das gängige Rollenverhalten bedient. Von wegen 'starke Frau' auf Beutezug - auch im Rockbizz bleibt 'frau' im Traditionellen verhaftet.
Homosexualität ist (natürlich) in dieser prähistorischen Welt, in der Mann mit einer Keule loszieht, um eine Frau für die Nacht zu erlegen, nicht vorgesehen. So verklemmt hinterwäldlerisch bleibt man dann doch, bei aller wortreichen und geistarmen 'Freizügigkeit'.
Lassen wir doch einmal 'Mr. Monstergemächt' persönlich, den großen Lemmy Kilmister, verdeutlichen, was die Quintessenz dieses Buches ist: »Ich bin in diesem Business, weil ich Rock'n'Roll und Frauen liebe. Ich habe rausgefunden, dass man Frauen dazu bringen kann, ihre Klamotten auszuziehen, wenn man eine Gitarre hat. Und die Hüllen fallen sogar noch schneller, wenn man auf der Gitarre auch noch spielen kann. Wenn du Gitarre spielen kannst, kriegst du jede Braut rum.« Ich verfluche noch heute meine Eltern, weil sie mich seinerzeit zu einer klassischen Klavierausbildung verdonnert hatten. Dass deshalb mein Leben so ereignisarm verlaufen ist, habe ich schon vor der Lektüre dieses Buches gewusst und auch dem welt- und lebensgewandten, durchschnittlichen RockTimes-Leser ist diese Aussage spätestens seit den Jugendtagen ein Dorn im Auge. Wer braucht eigentlich solche Plattitüden??
'Jugendtage' war das Stichwort beim Versuch der Beantwortung dieser Frage. Der Kernsatz lautet: »Wenn du Gitarre spielen kannst, kriegst du jede Braut rum.« und das ist praktische Lebensberatung für pubertierende Pennäler zu Beginn der Sekundarstufe. Aber auch das passt nicht mehr so recht in die Zeit. In den Siebzigern, in meiner Jugendzeit, hätten wir so ein Buch dem Schreibwarenhändler aus der Hand gerissen. In "Sextipps von Rockstars" steht bis ins kleinste Detail, was 'Dr. Sommer' damals nicht in der Bravo drucken durfte und was selbst Oswald Kolle zu heiß für die Leinwände bzw. Mattscheiben war. Vierzig Jahre später könnten die Aussagen der Herren Rocker selbst Fünftklässler ohne Probleme zu Papier bringen. Den Wortschatz dieser Herren übertreffen diese Dreikäsehoche mit etwas Sprachbegabung ohnehin locker. Ergo: Dieses Buch kommt mindestens zwanzig Jahre zu spät!
Gut, wenn man den Spaßfaktor berücksichtigt, könnte "Sextipps von Rockstars" einiges bieten. Anderen Leuten beim Blamieren zuzuschauen, ist ein nimmer ermüdendes Genre im Unterschichts-TV. Von daher wird man sich möglicherweise anfangs kringeln vor Lachen, wenn man dieses Buch zu lesen beginnt. Aber, es täusche sich keiner: Der Lack ist schnell ab und gelangweilt beginnt man zu blättern... 'Lemmy und das Masturbieren'? Boaaah, wer will das denn wissen?
Aufgebaut ist das Buch recht simpel: Zu einzelnen Themen wird ein Fragenkomplex abgearbeitet. Obwohl der Autor alle Befragten persönlich getroffen haben will, lesen sich die Antworten wie kurze E-Mail-Statements. Es findet keine Interaktion statt - nicht mit dem Fragesteller und schon gar nicht unter den Interviewten.
Und damit die ungestellte Frage beantwortet ist: Nein, ich bin nicht prüde! Gelangweilt passt da sehr viel besser, dazu ist "Sextipps von Rockstars" viel zu sehr (künstlich) auf 'politisch unkorrekt' aufgeblasen worden und bleibt dann bereits nach wenigen Seiten im spießigen Mief hängen. Dieses Buch ist wie Pornofilm-Gucken: Unbeschreiblich öde...
Aber: »Das wollen wir nicht hochsterilisieren«, um jetzt mal ein anderes Enfant Terrible zu zitieren. Meine Generation scheint ohnehin nicht Adressat der 'Enthüllungen' Paul Miles' zu sein. Die angesprochene Sekundarstufe darf sich über die freizügige Aufklärung freuen - und deren Eltern werden ebenso die 'Herzdrobbe' benötigen, wie seinerzeit unsere Erzeuger, wenn sie die Bravo sahen. Und so bleibt alles beim Alten... ebenso vorhersehbar wie langweilig und spießig.
Es plaudern fröhlich aus der Schublade mit dem Sexspielzeug:
Acey Slade (Murderdolls), Addo (Hardcore Superstar), Allison Robertson (The Donnas), Andrew W.K., Blasko (Ozzy Osbourne), Brent Muscat (Faster Pussycat), Bruce Kulick (Kiss), Chip Z'Nuff (Enuff Z'Nuff), Courtney Taylor-Taylor (Dandy Warhols), Danko Jones, Doug Robb (Hoobastank), Evan Seinfeld (Biohazard), Ginger (The Wildhearts), Handsome Dick Manitoba (The Dictators), James Kottak (Scorpions), Jesse Hughes (Eagles Of Death Metal), Jimmy Ashhurst (Buckcherry), Joel O'Keefe (Airbourne), Lemmy (Motörhead), Nicke Borg (Backyard Babies), Rob Patterson (Korn), Toby Rand (Juke Karted), Vazquez (Damone)
Kapitel:
01:Intro: Warum schleppen Rockstars immer die heißesten Frauen ab?
02:Die Rockstars
03:Schönheit und Attraktivität
04:Klamotten und Dessous
05:Aufreißen und Dating
06:Knutschen und Streicheln
07:Jungfräulichkeit
08:Vorspiel und Erregung
09:Stellungen
10:Fetische und Fantasien
11:Sexuelle Orientierungen
12:Vergrößerungen
13:Oralsex
14:Hygiene und Körperpflege
15:Sexspielzeug und andere Hilfsmittel
16:Technik
17:Mutige Locations
18:Drogen, Alkohol und Impotenz
19:Groupies
20:One-Night-Stands
21:Safer Sex
22:Romantik
23:Hochzeit und Ehe
24:Selbstbefriedigung
25:Sex gegen Bezahlung
26:Outro: Was Rockstars geil finden - ein Partnerprofil
27:Danksagungen
Externe Links: