Manchmal ist es gar nicht so verkehrt, wenn man relativ unbeleckt an ein Review herangeht: Es geistern beim Erstdurchlauf keine Referenzbands störend durchs Hirn und man kann (und muss) sich mit dem real Dargebotenen 'begnügen'.
Denn: Als Metallfacharbeiter bin ich bislang gewiss nicht aufgefallen, als hochinteressierter Azubi schon eher. 'Klassischen' Metal sollte eigentlich jeder mögen - für die ausgefallenen Sachen haben wir bekanntlich unsere Horg-Metaller, die mir gerade im Death-Bereich mehr als einmal überraschende Einblicke ermöglicht haben!
Der junge Multiinstrumentalist
Andy Bock hat unter seinem Künstlernamen
Andy Billy Goat im vergangenen Jahr - bezeichnenderweise an Halloween - seine Debüt-EP, "Red Dragon" betitelt, veröffentlicht. Musikalisch verortet er sich, wie seine Haupteinflüsse
Wintersun und
In Flames, im Melodic Death Metal und wie
Slipknot und
Lordi lebt er seine Vorliebe für gruseligen Maskenkult auch optisch aus.
Genretypisch behandelt
Andy Billy Goat in seinen Texten Vergänglichkeit, Trauer und die Wut über beides. Die musikalischen Leistungen auf "Red Dragon" sind beachtenswert, denn der Bursche hat alle Instrumente (Gitarre, Bass und Keyboards) selbst eingespielt (und selbstredend gesungen). Sogar die programmierten Drum-Passagen klingen keineswegs synthetisch, sondern angenehm warm und organisch - fast wie echtes Schlagwerk, fast...
Die todesmetallischen Inspirationen sind unüberhörbar, allerdings meine ich, in einigen der wunderschön gezupften Gitarrenparts auch Pagan- bzw. Folk Metal-Fragmente wahrzunehmen, Bands wie
Ensiferum, die - en passant bemerkt - bereits Beachtliches auf die Rille gebracht haben! Hier konterkariert die zuckersüße Harmonie geschickt die ultrabrutale Härte, wie im wohl schönsten Take von "Red Dragon", dem abschließenden "Morbide". Oder im stimmungsvollen Intro mit herrlichen Double Leads, "Black Heart Of The...", das wirklich schön auf den 'hässlich' knüppelnden Titelsong einstimmt. Auch "The Moon Crashes Down" besticht durch vielschichtige doppelläufige Gitarren, durch dezente Keyboards zusätzlich 'aufgehübscht'. Gelegentlich zockt hier auch etwas Nu Metal der Marke
Linkin Park durch.
Eine besonders schwierige Beziehung scheint
Andy Billy Goat und
Knecht Ruprecht zu verbinden, wie "Santa Hates Me" und das mit eigenen Zeichnungen illustrierte Booklet verdeutlichen. Wer hat nicht auch schon höchstpersönlich ein Desaster unterm Weihnachtsbaum erlebt...
Derzeit befindet sich der junge Nordrhein-Westfale übrigens wieder im Arbeitsmodus. Er komponiert und feilt fleißig an seiner zweiten EP, die möglicherweise noch in diesem Jahr erscheinen wird. Wieder mit Ledermaske? Naja, »Wenn's schee mocht...« ;-)