Anton - das ist der Schweizer Gitarrist Anton Brüschweiler. 1998 veröffentlichte er seine erste Platte, "Mess-Age". Diese Platte erschien bereits im Jahr 2011 und wird nun noch einmal vorgestellt. Die Kompositionen entstanden im Zentrum für zeitgenössische Kultur in Nairs, Engadin, Anton hatte hierfür ein Stipendium erhalten.
Man kann sich nicht festlegen auf einen bestimmten Stil, ständig ist man geneigt, eine andere Schublade zu öffnen. Dieser Schrank hat derer viele, mit Namen Free Funk, Rock, Avantgarde, Fusion, oder Urban Crossover, so im Pressetext, also mit Rural Crossover wird dann wohl nicht zu rechnen sein.
Nun denn, wie auch immer, entstanden ist ein wildes Gebräu. Miles Davis hätte sich vielleicht darüber gefreut, aber ein zweites "Bitches Brew" ist natürlich nicht entstanden. Polyrhythmen bestimmen oft die Gangart, schwer reißend, schwer schleppend, teilweise zäh zieht sich der Sound dahin. Es grummelt, es dröhnt, und entscheidend dabei beteiligt ist der präsente Bass von Speedy. Wilde Wortfetzen begleiten den Eröffnungssong, der sich schon gleich in die Nervenbahnen bohrt. Hektiker und Sensibelchen sollten ihre Ohren davon lassen. Ja, der "Rotor" rotiert gewaltig, aber angesichts der Kürze des Songs kann das nur als Appetithäppchen dienen. Dann fällt mir jedoch auf, dass alle Titel relativ kurz sind und eigentlich nur den Umfang von etwas Fragmentarischem haben. Ich sehe es so, dass auf diese Weise etwas verschenkt wird und das Korsett dadurch recht eng geschnürt wird. Denn klar erkennbare Kompositionen mit Mitpfeif-Charakter gibt es nicht, momentane Aktion und Improvisation stehen im Vordergrund und bestimmen mit einigen wesentlichen Merkmalen den Aufbau, auch wenn, wie gleich auf dem zweiten Track, Rhythmuswechsel vorhanden sind, die die zähe Masse etwas aufweichen.
Mit einer Rapeinlage in einer mir bis dato unbekannten Sprache erscheint ein weiteres Element auf dem "Ugly Bluz". Nun, wenn das die Andeutung eines Blues sein soll, dann suche ich diesen noch immer. Leider gewinnen die Titel, nachdem man öfter hört, mitunter eine Art Belanglosigkeit. Nur vordergründig wirkende Action durch drückende Drums, pulsierenden Bass und fetzende Gitarren ist auf die Dauer zu wenig, um wirklich zu fesseln.
Vergleiche zu Helden der Jazz Rock-Ära der Siebziger bieten sich grundsätzlich im Ansatz an, zeitgenössisch verweise ich einmal auf eine gewisse Ähnlichkeit zu Tribal Tech, der Band um Scott Henderson. Aber die Elastizität und der Groove jener Kinder und Enkel von Miles Davis sind es, die ich hier vermisse. Hier scheinen es mehr Effektgeräte zu sein, die Abwechslung vortäuschen.
Klar, sie packen schon erst einmal, diese harten Gitarrenriffs und der blubbernde Bass, doch so richtig in Stimmung komme ich dann doch eher bei solch schleppenden Titeln wie "False Flag Terrorism", denn hier federt und groovt es dann doch tatsächlich noch und hier sehe ich dann auch eine gelungene Weiterentwicklung des Jazz Rocks alter Prägung. Dazu noch interessante Einlagen von Gesang und Trompete, das allein hebt diesen Song aus der Masse positiv ab.
Also - Ansätze sind auf vielerlei Art vorhanden, doch sollte sich die Band meines Erachtens einmal darauf stürzen, weniger Technik und mehr Leidenschaft zu investieren, und die Titel sollten sich entwickeln, langsam entwickeln, die technischen Voraussetzungen der Musiker sind unbestritten vorhanden, um lange Jams durchzuziehen und so Spannungsbögen aufzubauen, genau diese vermisse ich manchmal.
Line-up:
Anton Brüschweiler (guitar, composition)
Ephrem Lüchinger (keyboards, electronics)
Speedy (bass)
Rico Baumann (drums)
Gäste:
Andreas Schaerer (vocals -#11)
Martina Schibler (vocals -#5)
Beat Affolter (trumpet -#5,9)
So:ren Berner (rap -#3)
Chen Yun (words)
Peter Fischer (percussion)
Tracklist |
01:Rotor (3:13)
02:Reframing (4:06)
03:Ugly Bluz (5:23)
04:Zen Metal (4:30)
05:False Flag Terrorism (6:44)
06:Breakfast With Osama (3:56)
07:4 Fab (4:45)
08:Triangel (3:55)
09:Black Summer (3:01)
10:Ambivalenzia (3:58)
11:Immortal (7:54)
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Externe Links:
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