Anvil / Hope In Hell
Hope In Hell Spielzeit: 53:31
Medium: CD
Label: SPV, 2013
Stil: Metal

Review vom 15.07.2013


Jochen v. Arnim
Auch wenn ich jetzt dem einen oder anderen Leser auf die Füße trete, mit dem kanadischen Amboss habe ich bislang immer ein Wechselbad der Emotionen erlebt. Es gab wirklich gute Scheiben, die man eher der Frühphase der Anvil'schen Karriere zuschreiben muss, und es gab auch einen Durchhänger mit mäßigen Outputs. Dann kam die letzte Veröffentlichung vor rund zwei Jahren auf den Markt - und die hat mich wieder überzeugt. "Juggernaut Of Justice" hieß das gute Stück und heimste doch recht ansehnliche Kritiken ein. Zusätzlich hatte es ja davor noch diesen Dokumentarfilm gegeben, der m. E. irgendwo zwischen fast schon genial und unsäglich anzusiedeln ist, aber der Band durchaus einen enormen Schub nach vorn gegeben hat. Unterm Strich aber bleibt für den Rezensenten, unabhängig von der musikalischen Qualität, eine durch die Bank sympathische Truppe, die trotz des ihr versagten ganz großen Erfolgs immer noch nicht die gute Laune verloren hat.
Bei SPV erschienen und kürzlich an die Plattenläden unseres Vertrauens ausgeliefert, bietet "Hope In Hell" elf dicke Metal-Knüppel auf etwas mehr als fünfzig Minuten. Das Cover der CD mit seinem Amboss-Flugzeugträger-Zwitter in guter alter Anvil-Manier ist mal wieder irgendwo zwischen zum Schwermetall passend und unerträglich platt - aber es fällt auf. Fragt sich nur, ob das Kriegsschiff Marke USS Enterprise in die Hölle entsandt wurde, den Metal zu retten? Ah well, genug der Überheblichkeiten, widmen wir uns der Musik.
Diese bietet nämlich, welch Wunder, genau das, was man von den Kanadiern erwarten darf - und vielleicht auch noch ein bisschen mehr. Immer schon gab es ja Anlehnungen an Stile irgendwo zwischen NWoBHM, Speed oder Power Metal und auch beim aktuellen Werk finden wir Tracks, die mal eher der einen und mal eher der anderen Richtung zuzuordnen wären. 'Wären' deshalb, weil es doch eigentlich vollkommen egal ist, wie der sog. Old School-Metal im Detail nun eigentlich heißt, der auf diesem Amboss hier geschmiedet wird.
Der Opener schmeißt den Hörer direkt mit dem Titelsong in den Silberling und wir wissen sofort, wo der Hammer hängt, der den Amboss zum Klingen bringt. Hartes Riffing, eingängige, in Teilen positiv zähe Melodieführung und dazu die altbekannte Stimme des guten alten 'Lips'. Als kleiner Gegenpol wird beim darauffolgenden "Eat Your Words" um einige Takte schneller geschmiedet, was nicht nur durch flinke Läufe auf der Axt, sondern auch mit flotten Trommelwirbeln des Robb Reiner eindrücklich demonstriert wird. Dazu hämmert der Tieftöner-Neuling Sal Italiano songdienlich, wenn auch nicht mit großer individueller Note auf die dicken Saiten.
Hahaha, wenn man mal genau hinhört (obwohl, so genau muss es gar nicht sein, das ist recht offensichtlich…), dann kann man im Riff-Wirrwarr von "Through With You" die Mutter aller Riffs aus Smoke On The Water entdecken - da wird doch im Text nicht etwa ein versteckter Seitenhieb auf Now What?! und die neue Ausrichtung der alten Recken aus Britannien stecken? Bei "Flying" muss ich unweigerlich an den Grundrhythmus von Paranoid denken, was natürlich nicht unbedingt schlimm ist. Auch die Parallelen Anvils zu Kollegen wie Motörhead oder KISS sind alle schon längst gezogen worden und wisst ihr was? Das geht mir vollkommen am Allerwertesten vorbei.
Anvil zuzuhören macht durchaus wieder Laune und mit ihrem neusten Output stehen sie dieser wirklich nicht entgegen. Und neben den bereits angesprochenen Songs reiht sich auch die zweite Hälfte der Tracks wunderbar in diesen Reigen ein. Ich glaube zwar nicht, dass hier Hymnen für die Ewigkeit geschaffen wurden, aber zeitloser (und somit dann eigentlich doch wieder für die Ewigkeit, ihr wisst schon, was ich meine) Metal made in Toronto ist trotzdem dabei rausgekommen.
Die Scheibe klingt übrigens für meine längst jeglicher Differenzierungsmöglichkeit beraubten Ohren einwandfrei produziert. Das kommt alles sauber aus den Boxen und lässt wenig Spielraum für diesbezügliche Maulerei. Wird übrigens unbedingt mal wieder Zeit, die Jungs live zu sehen.

Für zeitlose Metal-Jünger: kann man gut kaufen!
Line-up:
Steve 'Lips' Kudlow (vocals, guitar)
Sal Italiano (bass)
Robb Reiner (drums)
Tracklist
01:Hope In Hell
02:Eat Your Words
03:Through With You
04:The Fight Is Never Won
05:Pay The Toll
06:Flying
07:Call Of Duty
08:Badass Rock N Roll
09:Time Shows No Mercy
10:Mankind Machine
11:Shut The Fuck Up
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