AOR / Dreaming of L.A.
Da ich seit Beginn meiner Online-Tätigkeit zu 90% den Fokus auf das New Country-Genre gerichtet habe, bin ich immer ganz froh, wenn zwischendurch mal was anderes in meinem Player zur Rezension landet. Bedingung eigentlich nur, dass so etwas wie Melodie erkennbar sein sollte, und ich muss das Gefühl haben, dass die Musiker ihre Instrumente beherrschen.
Diese beiden Prämissen erfüllt Frédéric Slama mit seinem AOR-Studiomusikerprojekt ganz sicher. Auch bei seinem vierten Werk "Dreaming of L. A." (Veröffentlichung am 28.09.2003) ist es ihm gelungen (nun endlich auch mit Plattenvertrag beim deutschen AOR Heaven-Label), zahlreiche Künstler mit klangvollen Namen wie Steve Lukather (Toto), Bruce Gaitsch (u.a. Richard Marx, Restless Heart), Michael Landau (u.a. Tim McGraw, Jessica Andrews), Bill Champlin (Chicago) oder Vinnie Calaiuta (u.a. Faith Hill) mit ins Boot zu nehmen.
Die Songs reflektieren Slamas Vorliebe von Melodic Rock bis hin zu Westcoastelementen, für die er sich nicht nur als Musiker, sondern auch im journalistischen Bereich seit Jahren engagiert einsetzt. Eigentlich schade, dass die CD sofort mit dem Höhepunkt des Konzeptalbums beginnt. "You're My Obsession" ist ein energiegeladener Heavy Rock-Song mit klasse E-Gitarren-Solo und einem großartigen Steve Overland als Sänger. Im Nachhinein frage ich mich, warum der nur diesen Song mitgestaltet hat.
Überhaupt steigen und fallen die Lieder größtenteils mit ihren Frontleuten. Die Nummern 3, 5 und 7 bestechen durch Michael Chamberlains angenehmen Gesang, tolle Breaks und Tempowechsel. Hier herrscht richtiges Westcoast-Feeling a là Firefall, "Fly With Me" erinnert sogar ein wenig an die Craving Hands, der Band des Ex-Kollegen Frankie Ipach.
"On Dangerous Ground" könnte man ohne Bedenken als Tatort-Titelmusik verwenden, Tony Carey hat da schon ähnliches gebracht. Ein weiteres Highlight: "Sensation" mit Chris Demming am Micro. Da geht es richtig temperamentvoll und groovig zur Sache. Ein Hauch von Steve Millers "Serenade" ummantelt dieses knackige Stück. Ganz nett auch die Westcoastballade "Worlds Away" mit seinen Crosby Stills & Nash-artigen Harmoniegesängen und schönem Gitarrensolo.
Nicht so ganz mein Ding, meist aber noch an der Grenze des Erträglichen, die bläserlastigen Songs Richtung Chicago, wo u.a. Bill Champlin seine Finger mit im Spiel hat. Zuviel funkig-jazzige Coolness, die mir zu sehr in Selbstgefälligkeit ausartet. Versüßt werden meist aber auch diese Stücke durch filigrane E-Gitarrenpassagen der Marke Landau und Co.
Alles in allem ein Werk, das man sehr schön als Hintergrundmusik auf der Terrasse eines Strandhauses (sofern man eins besitzt...) bei einem netten Essen mit kühlen Weinen und Blick aufs Meer in der Sonnendämmerung laufen lassen kann.
Und so haben wir halt alle unsere Träume: Meine Wenigkeit, den von Rot-Weiss-Essens Rückkehr in die Bundesliga, Frédéric Slama eben von L.A. und seiner AOR-Musik. Gut so, jedem halt das Seine...
Spielzeit: 57:35, Medium: CD, AOR Heaven, 2003
1: You're my Obsession 2: Lost in your Eyes 3: Malibu Espacade 4: On dangerous Ground 5: Fly with me 6: Teach me how to love you again 7: Don't give up on Love 8: Haunted by your Smile 9: Last days in San Francisco 10: Sensation 11: World's away 12: Never gonna let her go
Daniel Daus, 21.9.2003
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