Man soll ja den Tag nicht vor dem Abend loben, soll bedeuten, die Überraschungen kommen manchmal erst am Ende einer CD. Wenn ich mir dann auch noch die vier netten Herren im Booklet ansehe, würde ich meinen, dass sie sogar recht schwiegermuttertauglich sind. Auf die Frage Are Those Your Friends könnte ich auch spontan mit 'Ja' antworten, bis die ersten Vocals auf "LAMBS Turn Into LIONS" anklingen. Da wäre wohl für die meisten Schwiegermütter die Freundschaft vorbei. Beim Studieren des Beipackzettels frage ich mich, ob der Verfasser die Band jemals gehört hat, ist doch da von mächtigen Screams und glasklaren Vocals die Rede, sowie von brutalen Riffs und treibenden Drums. Ja, die Drums sind durchweg sehr gut und treibend, die Riffs sind nicht brutal sondern hervorragend. Im Ganzen ist die Musik sehr gut, einzig der Gesang haut allem den Boden unter den Füßen weg. Dabei könnte es doch so schön sein, wie im Verlauf der CD wunderbar zu hören ist. Welcher Frust muss in einem Menschen stecken, wenn es nur möglich ist, diesen durch eine solch unterirdische Gesangsleistung zu verarbeiten. Aber wie schon angedeutet, es folgen noch diverse Überraschungen.
Wer auf Ultra Hardcore Heavy Metal steht und screaming bevorzugt, sollte ab dem 19.08. an der Schwelle seines Lieblings-CD-Shops scharren und ein pressfrisches Exemplar von seinen neuen Freunden Are Those Your Friends ergattern. Fans von melodiösem Heavy Metal tun gut daran, nur den Titletrack downzuloaden. Der Rest ist einfach zu heftig, jedenfalls für mich.
Die ersten drei Stücke, "Unleash The Fury", "Backstabber" sowie "Path Of Prosperity" sind richtig heftig - zwar klasse gespielt, aber der Gesang zieht mich darin völlig runter. "Bloodbrothers" lässt die erste Freude bei mir aufkeimen. Tolle Gitarrenriffs, gepaart mit - man glaube es kaum - sehr gutem Gesang. Da kann ja jemand richtig gut singen und ich frage mich spontan, warum nicht die ganze CD so ist. "Fingerprints" schlägt in die gleiche Kerbe. Langsam geht es aufwärts mit "LAMBS Turn Into LIONS", der Wandel scheint in Gang gekommen zu sein. Im Folgenden gibt es ein auf und ab der Gefühle, vermutlich kann sich das 'Lamm' nicht entscheiden, ob es ein 'Löwe' sein möchte. Die Musik wechselt von Hardcore zu angenehm schön, wobei sich "The Inner Voice" und "Shoulder To Shoulder" recht identisch anhören und leider wieder von besagtem Screaming geprägt sind. Musikalisch gibt es absolut nichts auszusetzen, im Gegenteil, es hört sich für eine Debüt-CD sehr professionell an. "Pictures Of You" ist wieder so ein kleines Highlight, das zumindest meinen Ohren sehr angenehm erscheint. Dafür bekomme ich es beim vorletzten Song ganz dick mit der Keule. Unterirdischer geht es kaum noch und ich zwinge mich, die 5:07 Minuten Spielzeit von "Is That Being A Real Man?" zu verkürzen. Voller Erwartung stelle ich mich dem Titelsong "LAMBS Turn Into LIONS" und bin nach den ersten Tönen völlig platt. Das klingt nach Prog Rock vom Feinsten, die instrumentalische Darbietung beeindruckt mich total, und gesanglich wird der CD die Krone aufgesetzt. Welche Wandlung wurde hier plötzlich vollzogen und in welche Richtung tendiert das Ganze bei der vielleicht nächsten CD? Die Überraschung ist der Band gelungen, das' Lamm' hat sich zum 'Löwen' entwickelt.
Line-up:
Jan-Hendrik Boer (vocals, guitar)
Steffen Gros (bass, vocals)
Rene Claußnitzer (guitar)
Jorge Boer (drums, vocals)
Tracklist |
01:Unleash The Fury (2:42)
02:Backstabber (3:18)
03:Path Of Prosperity (4:27)
04:Bloodbrothers (3:53)
05:Fingerprints (3:06)
06:The Inner Voice (3:09)
07:Shoulder To Shoulder (3:30)
08:Pictures Of You (2:53)
09:Is That Being A Real Man? (5:07)
10:LAMBS Turn Into LIONS (4:30)
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