The Arkanes / W.A.R
W.A.R Spielzeit: 47:16
Medium: CD
Label: SPV/Steamhammer, 2014
Stil: Hard Rock/Alternative

Review vom 05.05.2014


Jochen v. Arnim
Liverpool ist bekanntermaßen die Wiege des altehrwürdigen Mersey Sound, hat dabei die Beatles und Gerry And The Pacemakers hervorgebracht und in dem Zuge eher zufällig eine der weltbekanntesten Hymnen auf der Kop an der Anfield Road geboren. Aber wir wollen uns hier musikalisch weder mit den Sechzigern oder mit traditionsreichen fußballerischen Fangesängen nach Machart von "You'll Never Walk Alone" beschäftigen, sondern den Schritt ins 21. Jahrhundert wagen. Im Jahre 2007 nämlich gründeten sich eben hier an den Gestaden des Mersey jene Arkanes, mit denen wir es nun zu tun haben.
Der Vierer aus Liverpool, bestehend aus Chris Pate als Sänger und Gitarrist, Dylan Cassin an der Gitarre, Lee Dummett am Bass sowie Andy Longy als Schlagzeuger, hat neben einer durchaus beachteten Debütsingle mit dem Titel "Sharpshooter" nun ganz frisch den Longplayer "W.A.R" in den Regalen. Ein gutes Dutzend Tracks werden auf etwas mehr als fünfundvierzig Minuten geboten und es wird bei dieser Formulierung bewusst nicht das 'dreckige Dutzend' gewählt. Mag nämlich das etwas verstörend wirkende Cover zwar eine Hardcore-Ausrichtung vorgaukeln, so präsentiert sich der Inhalt als durchaus gemäßigt, und vor allen Dingen recht abwechslungsreich.
Dass die Jungs ihre Wurzeln irgendwo in den grungigen Tönen irgendwelcher Seattle-Kapellen sehen, wird recht schnell offenbar. Der Grundtenor des Openers "Onus" zielt mit seiner Gitarrenfraktion durchaus darauf ab, jedoch verbreitet die Komposition so etwas wie beschwingte Stimmung. Das kommt klarer, heller, freundlicher (in Teilen) rüber, als man es aus den Instrumenten bestimmter Vertreter dieses Sounds gewohnt sein mag und auch des Fronters Stimme versprüht eine angenehme Energie.
Das bereits erwähnte "Sharpshooter" ist ebenfalls Teil dieses Albums und folgt an zweiter Stelle. Wir können uns mit dem dominanten Gitarrensound schon gut in die bereits angesprochene Zeit zurückversetzt fühlen, als britische Bands an das anknüpften, was vormals über den Teich geschwappt war. Der Rezensent ist zugegebenermaßen kein ausgewiesener Freund des ganzen Seattle-Krempels und dem danach folgenden Rock von den britischen Inseln, aber er muss eingestehen, dass sich "W.A.R" recht angenehm von dem Einheitsbrei dieser Stilrichtungen abhebt.
The Arkanes können neben rifforientierten Nummern überraschend gut zurückschalten und mit Stücken wie "Vampyre" aufwarten, die eine gefällige Balladenstimmung verbreiten und den Fluss der Platte erfrischend auflockern. Auflockern ist übrigens ein ganz passendes Stichwort, diese Scheibe zu beschreiben, denn das Grundgerüst kommt locker und flockig daher. Zwar sind die textlichen Inhalte nicht unbedingt happy-go-lucky, die politischen und sozialkritischen Messages würden diesen Begriff Lügen strafen. Aber dennoch schafften es die Jungs, keine durchgängig düstere Platte zu kreieren (wie das Cover wohl vermuten ließe).
Habe ich Anspieltipps? Ja, ich denke, man muss da auf jeden Fall die frühere Single "Sharpshooter" nennen, der wirklich gelunge Opener "Onus" gehört auch dazu und "Guilt Trip" ist ebenfalls ein feiner Kracher. Dazu sollten im Grunde auch die 'Balladen' "Vampyre", "Skeletons" und "Paper Planes" nicht unerwähnt bleiben - wegen ihres im Gesamtkonzept abwechslungsreichen Charakters und speziell der Dramatik bei zweitgenanntem Track. Und hey, beim Titelsong "W.A.R" höre ich sogar ganz spannend etwas von Led Zep raus.
Ich werde nie ein Freund von den Arctic Monkeys, Oasis, schon gar nicht Nirvana oder den Queens Of The Stone Age, alles Bands mit denen unsere vier Jungs hier etwas zu tun haben, aber dieses Scheibchen kommt in dem ganzen Retro-Schwall schon recht frisch und interessant daher - kann man durchaus und ohne Schmerzen antesten (und die Freunde dieser Genres sollten das sowieso…).
Line-up:
Chris Pate (vocals, guitar)
Dylan Cassin (guitar, vocals)
Lee Dummett (bass, vocals)
Andy Longy (drums)
Tracklist
01:Onus
02:Sharpshooter
03:Command+Turn+Revolt
04:Vampyre
05:Terracotta
06:Stand Alone Inc.
07:Guilt Trip
08:Skeletons
09:Nuclear
10:W.A.R
11:Paper Planes
12:Edge
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