Dunkelromantisches Kopfkino der Extraklasse!
"Krabat" - die alte sorbische Volkssage um den Betteljungen, der als Lehrling in der schwarzen Mühle, nicht nur das Müllerhandwerk, sondern auch die schwarze Kunst lernt, inspirierte schon vor Jahren Otfried Preußler und Jurij Brêzan zu eigenen Werken über diese Geschichte.
Doch auch 2008 hat der Stoff nichts von seiner Faszination verloren. Nicht nur die aktuelle Preußler-Verfilmung, sondern auch die CD "Zaubererbruder" der Frankfurter Band ASP (im Oktober auf Tour) beweisen dies.
Dass beide Werke etwa zeitgleich erscheinen, mag ein glücklicher Zufall sein, beschäftigt das "Krabat"-Thema den Sänger und Mastermind Asp (Alexander Frank Spreng) doch nach eigener Angabe schon seit Mitte der 90er Jahre und hinterließ zahlreiche Spuren in seinem musikalischen Schaffen.
Auch wenn Asp ursprünglich von Preußlers Buch inspiriert wurde, so erweiterte er sein Werk um Elemente der alten Sage und Brêzans Interpretation, hin zu einer völlig eigenständigen Fassung.
Das Album kommt schon in der Standardversion in höchst luxuriöser Ausstattung daher. Das edel gestaltete Digipack mit umfangreichem Booklet wirkt vielversprechend und macht neugierig auf den Inhalt.
Schon beim oberflächlichen Drüberhören stellt sich die Musik als gelungener Mix dar. Wer sich für Gothic, Mittelalterrock, oder auch Gruppen wie Unheilig, Megaherz, Oomph! und ähnliche erwärmen kann, dem sei der "Zaubererbruder" ans Herz gelegt. Man mische rockige, harte Passagen mit folkig-mittelalterlichen Songs, versehe es mit herausragenden Gesangsparts und unterlege das Ganze mit tragenden Synthieteppichen, so in etwa könnte das Kochrezept lauten.
Lässt man sich dann wirklich auf das Album ein, so zeigt es schnell die eigentlichen Qualitäten.
Bereits im Intro, wenn Krabat herzerweichend um Brot bettelt, startet der Film in meinem Kopf. Die Umsetzung der Geschichte zieht mich derart in ihren Bann, dass ich völlig gefesselt bin. Der Wendenjunge, der barfuss betteln geht, wird regelrecht plastisch und nimmt mich mit auf seine Reise. Gemeinsam treffen wir den einäugigen Müllermeister, können seinem Ruf nicht widerstehen und schlagen in seine Linke, um den Pakt zu besiegeln. Ich fühle die Rabenfedern sprießen, eine davon wird als Geschenk an die Liebste gehen. Das Leben in der "Teufelsmühle" findet unter der Knute des despotischen Müllermeisters und seiner schwarzen Kunst statt.
Die Atemlosigkeit beim "Fluchtversuch" wird fast körperlich spürbar und bleibt dennoch erfolglos, dem Müller ist nicht zu entkommen.
Die Liebe, dargestellt im sehnsüchtigen Dialog "Mein Herz erkennt dich immer" mit der Liebsten, die von Ex- Faun-Sängerin Lisa Pawelke ideal verkörpert wird, genügt in der Asp'schen Umsetzung nicht, um den Müller zu besiegen.
Krabat erlangt zwar die Freiheit, der hohe Preis dafür ist jedoch das Leben der Liebsten. Für die Verzweiflung und Trauer bleibt aber nur kurz Raum, denn Krabat muss fliehen, um wenigstens sein eigenes Leben zu retten.
Es gelingt ihm allerdings, beim überstürzten "Abschied", das Zauberbuch, den Konraktor, des Müllers zu entwenden, das ihm in den 'harten Wanderjahren' zu Reichtum und Macht verhilft. Die schwarze Magie lässt ihn aber auch abstumpfen und skrupellos werden.
Der Ruf des "Zaubererbruders" (gesungen von Eric Fish, Subway To Sally) lockt Krabat zur schwarzen Mühle zurück.
Seine Rückkehr als "Der geheimnisvolle Fremde" führt schließlich zum Sieg über den bösen Müller und der Vernichtung der schwarzen Mühle. Dennoch erkennt Krabat "Am Ende" seines Lebens, müde und resigniert, dass vieles in der Welt im Argen liegt und er nur wenige seiner Ziele erreicht hat. Er beklagt Sklaverei und Armut und erwartet gelassen die Begegnung mit dem "Schnitter Tod", in der Hoffnung die Geliebte, die ihm bis zuletzt fehlte, wiederzutreffen.
Eindringlich und dicht unterstreicht die Musik die geheimnisvoll-düsteren Züge der alten und doch zeitlosen Sage. Die Instrumentierung trägt diese Geschichte perfekt, sie ist durchweg präsent, um Stimmungsbilder zu erzeugen und Atmosphäre zu zaubern, drängt sich aber niemals in den Vordergrund.
Im Zusammenspiel mit den anspruchsvollen Gesängen ist ein Werk entstanden, das die Seele berührt.
Line-up:
Asp Spreng (Gesänge)
Matthias Ambré (Gitarre, Programmierung)
Oliver Himmighoffen (Schlagzeug)
Andreas Gross (Bass)
Gäste:
Almut Storch (Violine)
Sylvia Eulitz (Cello)
Lisa Pawelke (Gesang - #7 [CD 1])
Eric Fish (Gesang - #4 [CD 2])
Thomas Zöller (Smallpipe, Border Pipe, Drehleier, Low Whistle)
Tracklist |
CD 1:
01:Intro: Betteljunge
02:Krabat
03:Die Teufelsmühle
04:Denn ich bin der Meister
05:Fluchtversuch
06:Elf und Einer
07:Mein Herz erkennt Dich immer
08:Verwandlungen I-III
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CD 2:
01:Abschied
02:Der Schnitter Tod
03:Spottlied auf die harten Wanderjahre
04:Zaubererbruder
05:Der geheimnisvolle Fremde (Ja, ja, drei Mal Hurra!)
06:Am Ende
07:Outro: Zwei Schwäne
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Externe Links:
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