"A Gap In The Stream Of Mind"
"Grasping Of Nothing"
"At War With Self"
Das sind keine Auszüge aus den Anamnesen einer psychosomatischen Klinik.
"Torn Between Dimensions"
"The Event Horizon"
"The God Interface"
Diese Begriffe stammen nicht aus den Dissertationen durchgeknallter Physikphilosphen.
Es handelt sich vielmehr um Titel auf dem Album "Torn Between Dimensions" von Glenn Snelwar, Michael Manring und Mark Zonder, alias At War With Self.
Wie kann man solche Wortkonstruktionen mit all ihren kreativen Impressionen und der emotionalen Eindringtiefe in Noten, Sounds und Klangfarben fassen?
Michael Manrig versucht dieser Herausforderung mit der Bassgitarre Herr zu werden. Er drückt seine Assoziationen mit einem trockenen aber weichen Bassschnurren aus. Er gibt den Kompositionen das eigentliche innere Gerüst. Er spielt knackige Rhythmen, surrende Grooves und vertrackte Tiefenmelodien. Je mehr Watt man auf die Bassreflexe gibt, desto mehr ist Michaels Basssymphonie wohlig zu spüren: auf dem Trommelfell, in der Magengegend und am Herzen!
Mark Zonder rückt den Imaginationen mit Drums und Percussion zu Leibe. Er trommelt mit einer beeindruckenden Präzision. Er schlägt die Felle verhalten an. Mark generiert die Dynamik seines Drumkits durch perfekte Akzentuierung anstatt durch rohe Gewalt. Manchmal überraschen einzelne Beats an Stellen, an denen wohl kaum jemand mit ihnen rechnet. Vielleicht sind es gerade diese Art akustischer Reize, die "A Gap In The Stream Of Mind" am besten verkörpern.
An den Sechs-Saitern, den Keys und in der binären Schnittstelle vollendet Glenn Snelwar die Arrangements zu den komplexen Songcollagen. Besonders drastisch werden die Stücke, wenn er die weich verzerre E-Gitarre in Metalmanier heulen lässt, wenn er mit abgedämpften Stakkatos die Rhythmik anheizt. Seine technische Brillanz auf dem Griffbrett ist atemberaubend. Durch die Integration gerade dieser Hard-rockigen Klangfarben und Spielweisen gibt er den Songs etwas technisch-futuristisches. Die programmierten Streicherensembles würzen sie hingegen mit einer gehörigen Portion Unruhe und einem leichten Anflug von "kognitiver Desorientierung".
Ein bekannter ukrainischer Schläger würde diese Musik wohl als "Schwere Kost" bezeichnen. Nun, "Torn Between Dimensions" ist Rock. "Torn Between Dimensions" ist auch so was wie modernster Jazz. "Torn Between Dimensions" ist vielleicht auch so was wie Fusion. Auf jeden Fall ist "Torn Between Dimensions" krass. Breakes wohin man hört. Als Beispiel sei "Run" angeführt. Die Gitarre hämmert einen aggressiven Riff in die Grundstimmung des Songs. Abrupt wechselt sie sich mit sanften Pianoklängen ab. Der Bass surrt in mal in vertrackten Läufen, mal in erdig pointentierten Rhythmusparts. Wie man es bei einem solchen Titel erwartet, faszinieren die Musiker mit einem sukzessiven Tempoanstieg.
Übrigens ist diese CD rein instrumental. Aber die Vocals fehlen nicht im Geringsten. Im Gegenteil, es ist schwer vorstellbar, wie jemand zu diesem Musik würde singen können. Auch fallen einem schwerlich passende Texte dazu ein. Gesülze über Liebe wäre ebenso fehl am Platz wie Heldensagen oder sozialkritisches Gewäsch notorischer Weltverbesserer.
Wer hat den Mut seine Blüte mal zu verlassen? Wer hat keine Angst vor neuen Eindrücken und Erkenntnissen? Wer ist schon mal "At War With Self"?
Wahnwirtz vergibt jedenfalls 7 komplexe, verschachtelte, beeindruckte Punkte ohne Gesang auf der Wahnwirtz-Skala.
Spielzeit: 50:10, Medium: CD, Voorhees Free Electric Sound, 2005
1:The God Interface 2:Torn Between Diimensions 3:A Gap In The Stream Of Mind Part One 4:Grasping At Nothing 5:Coming Home 6:The Event Horizon 7:A Gap In The Stream Of Mind Part Two 8:Run 9:A Gap In The Stream Of Mind Part Three 10:At War With Self
Olli "Wahn" Wirtz, 21.03.2005
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