Atomic / Wonderland Boulevard
Wonderland Boulevard
Da gibt es eine Gegend, dorthin wird der Mond mit der Stange geschoben, oder auch: da sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht - Furth i.Wald - das liegt im tiefsten Bayerischen Wald.
Und aus eben diesem Furth i. Wald kommt eine Band mit dem Namen Atomic, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, den ihr angemessenen Platz in der deutschen Indie-Gitarren-Szene zu erstreiten - was sicherlich nicht ganz einfach zu realisieren ist, zumal es gerade solche Formationen schwer haben in der deutschen Musiklandschaft.
Atomic, das sind Thomas Marschel (Vocals) und Rainer Marschel (Lead Guitar und Vocals) (ja das sind Zwillingsbrüder). Weiterhin vervollkommnen Stefan Vogl (Rhythm Guitar), Andreas Defet (Bass Guitar) und Marc Boysen (Drums und Percussion) die Formation.
Achtungserfolge konnten sie sich bereits durch ausgiebiges Touren erarbeiten, indem sie über 125 Konzerte in Deutschland, der Schweiz, Österreich Tschechien und England absolvierten.
Mit ihrer im Jahr 2002 veröffentlichten EP "The Big Issue", die ausschließlich über ihre Homepage sowie bei Konzerten vertickt wurde (in vierstelliger Höhe übrigens!) brachten sie das Kunststück fertig, von der wichtigsten britischen Musikzeitschrift NME besprochen und sogar als die neuen Oasis gepriesen zu werden.
Mit ihrem Debüt "Wonderland Boulevard", welches demnächst in die Plattenläden kommt, will Atomic nun ein weiteres Puzzleteil auf dem Weg zum Erfolg hinzufügen.
Zuerst einmal überrascht die sehr gute Produktion, das Album wirkt rundum gelungen und abwechslungsreich, der Sound ist sehr gut. Auch die Arrangements der Songs sind bis ins kleinste Detail ausgefeilt. Da sind Piano- und Streicher-Elemente zu finden, oder auch kleine, aber feine Gitarren-Solieinlagen, die die Nummern aufpeppen und zu einer insgesamt runden Einheit machen, wie zum Beispiel bei der feinen Ballade "The Shelter". Selbst mit orientalischen Klängen wird experimentiert, so bei "Being For The Arrival Of The Maharaja Sailor (Part 1)" das gleich in Part 2 übergeht.
Ob nun die flotteren Stücke, wie u.a. der Opener "(You're) A Shining Star" oder "Monkey Fingers", ja selbst das locker flockige "Girlfriend In A Coma", man hat immer das Gefühl, sich auf einer musikalischen Zeitreise - zurück in die 60er Jahren - zu befinden.
Dass Atomic sogar richtig fetzig losrocken können, wird recht eindrucksvoll mit "The Jam Out" bewiesen. Da jaulen die Gitarren, als wollten sie gar Flitzefinger Malmsteen Konkurrenz machen.
Die Band hat mit ihrem Silberling ein sehr abwechslungsreiches Album eingetütet, das eine Mischung aus 60er-Retro-Rock, Brit Pop und New Wave bietet.
Es ist zu wünschen, dass sie damit ein Stück vom Erfolgskuchen abbekommen, auch wenn ihnen vermutlich das ganz große Sahnestück (sprich der Kommerz) versagt bleiben wird. Ein Grund zum Entmutigen sollte das allerdings nicht sein.
Daumen nach oben.


Spielzeit: 32:45, Medium: CD, Redwinetunes, 2005
01:(You´re) A Shining Star 02:Monkey Fingers 03:The Shelter 04:Being For The Arrival Of The Maharaja Sailor (Part 1) 05:Being For The Arrival Of The Maharaja Sailor (Part 2) 06:Sweetest Symphony 07:Girlfriend In A Coma 08:(You´ve Got) The Shining 09:Devil May Cry 10:The Jam Out 11:(You´re) A Shining Star - Video-Clip
Ilka Czernohorsky, 24.10.2005