»Neu, hart, laut, deutsch. So könnte man die Band beschreiben.« Meint die Band.
Also wollen wir die Punkte doch mal abgehen:
Neu: Die Formation hat sich im Mai 2006 selbst neu erfunden und die Drei benannten sich in Audiogen um. Sie sind also neu. Die eingeschlagene Musikrichtung ist nun nicht wirklich komplett neu.
Hart: teilweise schon. Einigen wäre es schon zu hart, andere würden müde lächeln. Fest steht, dass hier eine Platte mit vielen härteren Passagen, aber auch ruhigen, melodiöseren Teilen vorliegt.
Laut: Äh ja, nicht lauter als andere CDs auch, würde ich mal meinen. Aber wir wissen ja alle was gemeint ist.
Deutsch: Dem kann man ohne Bedenken zustimmen. Alle Texte werden in ebendieser Sprache vorgetragen.
Und nun können wir auch endlich mit dem Wesentlichen anfangen, dem Review.
Bevor wir zum eigentlichen Schwerpunkt, der Musik, kommen, möchte ich noch kurz etwas zur 'Verpackung' sagen: Das im August erschienene 8-Track-Debüt kommt in einem sehr ansprechenden Äußeren daher. Es handelt sich keineswegs um ein normales Jewel-Case. Vielmehr erwartet einen eine Hülle in DVD-Format. Genauer gesagt, in einem sehr dünnen DVD-Format. Innenliegend dann ein Mini-Booklet mit allen Songtexten und weiteren Informationen und - natürlich die CD selbst. Legen wir sie also mal in den Player.
Sogleich wird das Kind in mir geweckt, denn die Scheibe startet mit einem schönen Effekt: Es hört sich an als würde Luft eingesogen werden, tief Luftholen vor dem Sturm, der kommen soll, und dann geht es auch schon mit den Akkordgewittern los. Das Ganze schön dezent unterlegt von Schlagzeug und Keyboard. Der Bass spielt hier erstmal keine Rolle. Schon in den ersten 30 Sekunden dieser CD passiert so einiges. Nach dem Heavy Intro könnte man fast denken: Aha, Pete Townshend hat zu einem HighGain-Amp gefunden. Denn tatsächlich erinnert die kurze Überleitung doch stark an The Who-Melodien - hier halt aufgepumpt durch eine Menge Gain.
Schon folgt der nächste Stilsprung und es geht mit crispem Cleansound, und nun auch Gesang, weiter. In "Neue Energien", dem Opener von "raumhaft", wird also gleich so ziemlich jeder angegebene Stil abgedeckt. Und es fällt auf: Der Funk wurde ganz vergessen. Nicht auf der CD, vielmehr in der Bandbeschreibung. Eine heitere Mischung also, die dennoch homogen wirkt und keinesfalls übertrieben scheint. Das schaffen nicht viele Bands.
Sehr gemischt wird es auch weitergehen auf diesem Album. Neben den durchgehend harten Liedern wird es auch gerne mal deutlich poppiger. Liebeslieder ("War's Das?") spielen dann halt doch viele Bands lieber ein wenig poppiger. Das ist hier keinesfalls negativ gemeint und passt meiner Meinung nach sogar besser als die schweren Riffs. Die Leute, die gern hart hören, haben wir nun also befriedigt, die Freunde leicht eingängiger Musik ebenso. Fehlt also nur noch ein bisschen Sphärik. Und genau das bietet der Song "Jenseits Der Zeit". Hier überlagern sich wieder einmal harte Riffs mit Akustikgitarrenklängen, sphärischen Gesängen mit mehr als nur einer Spur, und interessanten Breaks, welche wiederum recht unerwartet kommen. Dennoch wirkt auch dieses sehr vielschichtige Lied nie zu vollgeladen oder inhomogen. Sehr schön wie Audiogen hier diese Klangwelten schaffen.
Die Texte des Albums sind alle nicht sehr lang, dafür verbindet sie ihr einprägender Charakter. Audiogen brauchen sich nun wirklich keine Sorgen zu machen, dass jemand, der die CD zweimal oder öfter gehört hat, live nicht mitsingen kann. Das geht natürlich ein bisschen auf Kosten der tieferen Ebene: Ich hatte nicht das Gefühl, als würden mich die Texte überraschen - dazu animieren, länger über sie nachzudenken oder ähnliches - sie sind also alle eher der Kategorie Pop anzuordnen.
Technisch ist die Band im Mittelfeld einzuordnen. Nichts sticht sonderlich hervor, nichts fällt negativ auf. Saubere Handarbeit könnte man das wohl nennen. Während der Gitarrensoli merkt man dann aber doch, dass andere Bands auch mal ein bisschen was anderes spielen als Skalen hoch und runter. Das ist zwar schade, fällt aber vielleicht auch nur auf, wenn man so akribisch auf die Technik hört.
Des Weiteren fehlt vielen Liedern irgendwie der Bass. Das mag daran liegen, dass der Gitarrist gleichzeitig der Bassist ist. Wie dem auch sei: Der Produktion fehlt ein bisschen der Druck aus der Tiefe, das macht auch kein Doublebass wieder wett. Somit bleibt die Platte wohl eher ein Tipp für Leute die gitarren- und melodieverliebt sind, weniger jedoch für solche, die es gerne reich instrumentiert mögen.
Ich ging eine Zeit lang davon aus, dass diese CD vielleicht zu jenen zählt, die proportional mit der Anzahl der Hördurchläufe wachsen würde. Dies scheint jedoch nicht der Fall zu sein. Es ist keine schlechte Scheibe, aber sie gibt mir persönlich auch nicht sonderlich viel. Daran kann die (Eigen-)Produktion leider auch nichts ändern. Man kennt das ja: Musikalisch haut einen die Platte jetzt nicht so um, aber die Sounds, die Produktion, das Hörempfinden sind einfach super. Es klingt fett, es klingt durchsichtig, es klingt halt wie es klingen soll. Das kann man von diesem Album nicht behaupten. Es ist kein schlechter Sound, und auch weitaus besser als viele andere Eigenproduktionen, die ich gehört habe. Man hätte vielleicht lieber weniger Geld für die schöne Verpackung und mehr für den Inhalt ausgeben sollen. Jedoch gefallen mir etliche der verwendeten Effekte, bzw. Soundspielereien sehr gut. Das 'kaputte' Schlagzeug auf "Raum Aus Glas" beispielsweise erinnert irgendwo an Dredg. Die Stereoeffekte werden selten, aber wirkungsvoll benutzt, und kommen dann auch entsprechend gut.
In diesem Zusammenhang ist mir noch ein lustiges Phänomen aufgefallen, das ich mir auch noch nicht so ganz erklären kann: Wenn man beim Hören der Scheibe nicht im Stereodreieck sitzt, oder sich auf anderer Höhe als die Boxen befindet, so nimmt man die Stimme kaum noch wahr. Man hört zwar das Singen, aber den Text zu verstehen, wird dann schon schwerer.
Ich würde die CD nicht unbedingt an Puristen weiterempfehlen. Es fehlt irgendwie der magische Touch, der auch Freunde anderer Richtungen sagen lassen könnte: »Hey, das klingt ja wirklich gut.«
Freunde dieser Musikrichtung jedoch kann man die CD getrost ans Herz legen, sie ist solide gemacht, klingt nicht schlecht und punktet vor allem durch ihre Vielfältigkeit.
Line-up:
Sylvia Staas (Gesang)
Michael Irmler (Gitarre)
Chris Hofbauer (Drums)
Tracklist |
01:Neue Energien
02:Schwerelos
03:Mondbar
04:Raum Aus Glas
05:Zeitgleich
06:War's Das?
07:Jenseits Der Zeit
08:Liebes Ding
|
|
Externer Link:
|