Beim Namen Aurvandil muss ich spontan an Elben denken und beim Betrachten des Covers von Aurvandils dritter CD "Thrones" überkommt mich die Versuchung Gandalf-like »Mellon« zu sagen, damit sich die Hülle öffnet…
Aber der Name Aurvandil stammt aus der "Edda": Aurvandill ist dort ein Held, der von Thor aus einem eisigen Fluß gerettet wird, dem jedoch beim Transport in einem Korb ein Zeh abfriert - Thor wirft diesen in den Himmel, wo er fortan als Stern leuchtet.
Inspiriert von dieser Geschichte erfand Tolkien den Halbelben Earendil, der ebenfalls an den Sternenhimmel versetzt wird. Später bekommt Frodo von Galadriel eine Phiole mit dem Licht Earendils geschenkt nach der Durchquerung der Minen von Moria. Also lag ich doch nicht so falsch…
Kommen wir zum musikalischen Aurvandil. Eine französische Black Metal Band (wer hätte DAS erwartet…), deren Mastermind und Multiinstrumentalist sich ebenfalls Aurvandil nennt. Seit der Gründung 2006 hat er zunächst einige Demos und Splits mit anderen Truppen veröffentlicht. 2011 dann die EP "Ferd" und 2011 das Full-Lenght-Debüt "Yearning", schließlich 2014 "Thrones".
Auf letzterer hat er einen Session-Drummer dabei, Fog, der unter anderem drei Jahre bei The Bootle Doom Lazy Band Bass gespielt hat.
Doom gibt es hier allerdings nicht, obwohl sich der Opener "For Whom Burnest Thou" ganz langsam und sanft einschleicht und erst nach über vier Minuten seine schwarzmetallische Fratze zeigt. Erst noch etwas schleppend, dann finster scheppernd. 'Glacial Black Metal' meint das Info. Aha. So gletscherig finde ich es gar nicht, jedoch durchaus typisch nordisch. Ganz cool: Der Gesang am Schluss des Songs.
Auch Track Zwei "The Harvest Of Treachery" bläst in den nördlichen Himmel, rau und bösartig, doch mit kleinen feinen Auflockerungen und auch mal etwas langsameren Passagen. Dennoch stelle ich mir die Frage, ob es wirklich geschickt ist, bei dieser Art von Musik Liederlängen von über zehn Minuten zu haben.
Bei "Summon The Storms" wirken die Franzosen ebenfalls skandinavisch grimmig. Der Sturm dauert über 18 Minuten - das ist eine epische Länge wie bei einem Peter Jackson-Film.
Das finale "Ingen Lindring" hat wie das erste Stück wieder einen ruhigen Anfang von drei Minuten bevor das Geschepper losgeht. Ach ja, und neben einem recht interessant und abwechslungsreich gestalteten Aufbau gibt es schwedische Lyrics, wobei das bei der Art von Vocals nicht auffällt. Ist nur im (sehr schön illustrierten) Booklet zu merken.
Aurvandil schafft es, dass man glaubt, Rouen läge statt in Frankreich irgendwo im Norwegen. Black Metal dieser Art mag ja nicht mehr sonderlich originell oder neu sein, aber "Thrones" beweist, dass es immer noch möglich ist, solide Scheiben in dieser Sparte zu veröffentlichen, sogar mit ein paar Hinhörmomenten. Der Sound ist sicher Geschmackssache, Genrefans wird er erfreuen, andere werden ihn kritisieren, ebenso wie die Überlänge der Songs und der gesamten Spielzeit.
Line-up:
Aurvandil (vocals, all guitars)
Session Musician:
Fog (drums)
Tracklist |
01:For Whom Burnest Thou (12:12)
02:The Harvest Of Treachery (12:46)
03:Summon The Storms (18:45)
04:Ingen Lindring (16:08) |
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