Endlich wieder einmal eine hochwertige Veranstaltung im altehrwürdigen Kommunikationszentrum mit der ruhmreichen musikalischen Geschichte.
Nach drei (oder zwei?) Jahren ganz ohne Mr. Allison, durfte er hier wieder auftreten.
Nachdem sein Vater Luther hier zum letzten Mal im Januar 1997 ein Konzert gab, bevor er in die große 'Heavenly All-Star-Band' abberufen wurde, übernahm Sohn Bernard die darauf folgenden Tourneeverpflichtungen und spielte im Januar 1998 erstmals in dieser Location und dann regelmäßig jährlich wieder, sowie einmal bei einem Sonderkonzert zusammen mit Walter Trout im Sommer 2000.
Interessant war es stets, zu beobachten, wie Allison bestrebt war, einen eigenen Stil zu finden, was man ansonsten ja auch auf zahlreichen CD-Veröffentlichungen nachvollziehen kann.
Gestern hatte ich den Eindruck, als würde er einen Stilmix aus drei verschiedenen Künstlern bieten, nämlich aus B.B. King, Johnny Winter und Jimi Hendrix.
Und genau das war das für mich auffällige, denn diesmal 'zelebrierte' er überwiegend 'seinen Jimi'. Nach dem Konzert fragte ich ihn dann auch, ob er eine Fortsetzung der Band Of Gypsys vorhabe, worauf er entgegnete, Hendrix-Einflüsse an diesem Abend stärker ins Programm genommen zu haben. Nebenbei bemerkt - ein gelungener Abend, der mich musikalisch sehr zufriedenstellte.
Neben Allison spielten Mike Vlahakis Keyboards, Jassen Wilber den Bass und Andrew Thomas die Drums. Dieser farbige Drummer war es dann auch, der ab und an den Buddy Miles 'heraushängen' ließ und somit zu dieser Ausgabe der Band Of Gypsys beitrug. Klasse gemacht, als "Foxy Lady" interpretiert wurde, und "Voodoo Child" mit allerlei Zierrat geschmückt aus der Zitatenkiste ("La Grange" - ZZ Top, "Sunshine Of Your Love - Cream, "Smoke On The Water" - Deep Purple) einen langen Zeitraum einnahm. Aber auch andere, eigene Stücke spielte Allison mit hörbar starkem Hendrix-Einfluss im Gitarrenspiel. Überhaupt schienen ihm Wah Wah-Klänge sehr zuzusagen.
Nicht immer mit der von ihm bekannten Spielfreude versehen (manchmal wirkte er etwas müde), gelang es ihm jedoch, starke Gefühle in das Publikum zu transportieren, das dieses aber nicht andauernd nachzuvollziehen schien. Die ansonsten perfekt funktionierende 'Mitmachnummer' "Bad Love" aus der Feder seines Vaters stieß auf so gut wie keinen Widerhall aus dem Publikum und bereits beim ersten Versuch brach Bernard es ab.
Persönlich vermisste ich einen richtig schönen, triefenden Slow Blues, wie er ihn eigentlich immer, verbunden mit einer kleinen Hommage an Stevie Ray Vaughan, gebracht hatte. Dafür gab es aber neben den verstärkten Hendrix-Anleihen mehr Funk-Anteile - sehr gut unterstützt durch den Drummer - der mir viel besser, als seine alten Schlagzeuger gefiel. Dieser untermauerte seine Qualität auch gleich durch ein feines Solo, in dem er zeigte, dass er abwechslungsreich improvisieren kann und Groove hat. Etwas, was ich dem Bassisten nicht unbedingt uneingeschränkt bescheinigen möchte, jedenfalls, was dessen Solo betraf, obwohl Mr. Wilber im Grunde eine einwandfreie und solide Leistung bot.
Nun gut, als Jazzfreund bin ich da vielleicht auch etwas voreingenommen und vorbelastet, wenn ich dann die Messlatte etwas zu hoch ansetze, aber wenn man Leute wie z.B. Victor Bailey live erlebt hat, ist das halt so. Ewiger Schwachpunkt bleibt für mich der Keyboarder, der sicher ein Könner seines Fachs ist, mich aber schon in der Band Luther Allisons gestört hat, weil er aus meiner Sicht nicht das mir wichtige Bluesfeeling mitbringt. Anders als z.B. Christian Dozzler aus Österreich, den ich einige Male zusammen mit Larry Garner in der Band sah. In einem anderen Umfeld, wo auch Improvisation gefragt ist, wäre Vlahakis unter Umständen ein Glücksgriff. Gut, unterm Strich haben diese vorgetragenen Abstriche den Gesamteindruck nicht abgewertet, weil hier letztlich hervorragende Musik geboten wurde, die über das, was man allgemein nur unter Blues versteht, hinausging.
Einige der Höhepunkte waren natürlich wieder die Anteile von 'showmanship', wie sie Blueser ab den 50erJahren bereits zelebrierten, nämlich die Wanderung durch das Publikum. Heute auf Grund der Technik kabellos, wobei auch hier wieder Zitate wie "Amazing Grace" (Vlahakis zauberte dazu eine schöne sakrale Stimmung) oder "When The Saints Go Marching In" Einzug hielten. Im Übrigen war 'das lange Slidestück' - meistens auf einem Thema von Johnny Winter aufgebaut - jetzt über einem Bo Diddley-Thema errichtet und langsam zerpflückt. Und dann blitzte der große Einfluss, den Johnny Winter nach eigenem Bekunden auf Allison hatte, wieder grandios durch.
Dazu gab es auch wieder das beliebte Spielchen der 'talking guitar', bereits früher von Earl Hooker publikumswirksam eingesetzt und ein kurzes Spiel mit den Zähnen.
Übrigens, durchgespielt wurde in einem Stück von 20.30 bis 22.45 Uhr plus eine 15-minütige Zugabe.
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