Über das Ambiente des Museumskellers in Erfurt befragt, kann ich nur immer wieder lobende Worte verlieren. Ein gemütlicher Gewölbekeller mit sehr moderaten Preisen. Wer einen angenehmen, netten Abend mit Live-Musik erleben möchte, ist hier bestens aufgehoben.
Man sollte aber nicht vor 22.00 Uhr erscheinen, denn vorher ist tote Hose angesagt.
Immer wieder geben sich hier namhafte Gruppen und Künstler die Klinke in die Hand, welche es mögen, sich einfach mal unter die anwesenden Gäste zu mischen, small talk halten, Autogramme geben, oder so manches Gläschen mit ihnen zusammen zu leeren - eben gern völlig unkompliziert mit ihren Fans auf du und du sein möchten.
So z.B. war es auch wieder am 12. 04.: Gwyn Ashton gab sich mit seiner Band die Ehre.

Wochenlang hab ich mich schon auf diesen Abend gefreut, da "Gwyn Ashton" bereits im vergangenen Jahr als Support von Randy Hansen im Gewerkschaftshaus in Erfurt einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen hat. Insidern ist er natürlich schon länger ein Begriff und wird von ihnen als legitimer Nachfolger von Rory Gallagher gehandelt.

Schon vor seinen Auftritt wuselte Gwyn zwischen den Gästen hin und her, schwatzte oder gab Autogramme, um dann so gegen 22.00 Uhr auf die kleine Eckbühne zu eilen. Mit der umgeschnallten Dobro nahm er auf einem Barhocker Platz und dann legte er auch gleich ein phänomenales Akustikset hin. Unsere Ohren wurden mit Songs wie "I Can´t Be Satisfied", "Leaving In The Morning", "Fadet Memory" oder "Wastin My Time" sowie "Train Time Shuffle" (mit der Harp unterlegt), in einer mehr als angenehmen Lautstärke verwöhnt.
Nach etwa 45 Minuten bekam Gwyn dann Unterstützung durch Michael Wiedrichan den Drums und Samher Kanseyam Bass, und nun, als Trio, ging es natürlich wesentlich härter und knackiger zur Sache, zumal die Dobro jetzt durch die Stratocaster ersetzt wurde.
Gwyn hatte offensichtlich eine Song-Auswahl aus "Fang it" vorgesehen. Begonnen wurde mit "Living On A Faultline", es folgten das herrliche "Getting On Down" oder auch "Leave That Girl Alone". Da rockte natürlich das Haus!

Nun war erst einmal Pause und die Musiker zogen sich für eine nur kurze Verschnaufpause zurück, um sich gleich wieder zum Schwatzen "unter's Volk" zu mischen.
Schon während dieses ersten Sets hatte ich mir vom fotografieren fast Blasen an den Fingern geholt. Zwei Filme waren bereits voll und ich gratulierte mir selbst, dass ich in weiser Voraussicht noch einen weiteren Film eingepackt hatte.
Es macht immer wieder Spaß, diesem begnadeten Gitarristen zuzusehen, ihn dabei zu fotografieren, wenn er mit Hingabe und beinahe fast selbstvergessen wirkend seine Gitarre spielt. Einfach göttlich! Und dann diese frappierende Ähnlichkeit mit Rory: diese Mimik und Gestik haut mich immer wieder um und ließ mir so manches Mal fast die Kamera aus der Hand fallen: Rorys Reinkarnation? Ich glaube, er hätte an diesem genialen Konzert seine helle Freude gehabt.

Gegen Mitternacht folgte dann der zweite Teil:
Wer jetzt eventuell schon einen Durchhänger hatte, wurde mit Sicherheit schlagartig wieder hellwach.
Songs wie "I Boggied" und das geniale Rory-Cover "Who´s That Coming" oder eine Coverversion von "Shake Your Money Maker" wurden uns um die Ohren geknallt, dass selbst ich wieder auf vollem Empfang war, obwohl ich gerade mal 4 Stunden Schönheitsschlaf hinter mir hatte, da ich am Vortag ja erst früh gegen 2.30 Uhr von dem Münchener "Eric Sardinas"-Konzert nach Hause kam. Verdammt, der Wein war zwischenzeitlich auch schon warm geworden. Keine Zeit, um mal einen Schluck des edlen Getränks zu genießen denn mich hielt nichts mehr am Tisch. Es war Zeit zum Rocken - und das ausgiebig und manch einem im Publikum, der "Gwyn Ashton" noch nie gesehen hatte, fiel die Kinnlade nach unten.
Meinungen wie: "der Kerl hat es einfach drauf", "genial der Mann" oder einfach nur "Wahnsinn!" machten die Runde.

Gegen 1.30 Uhr war dann leider Schluss. Meinetwegen hätte es so noch die ganze Nacht durchgehen können, auch wenn ich Mühe hatte, meine Augendeckel offen zu halten.
Auf jeden Fall weiß ich schon jetzt, dass ich mir "Gwyn Ashton" und seine Band mit Sicherheit am 29. 06. in Greußen ein weiteres Mal in diesem Jahr ansehen werde.