Fast auf den Tag genau ein Jahr, nachdem "The Living Tree" erschienen war, bringt Gonzo Multimedia nun den ersten Teil der anschließenden Tour "Project 360" als CD auf den Markt. "The Living Tree In Concert, Part One" wurde im Spätherbst 2010 in den UK aufgezeichnet. Gerüchten zufolge soll "...Part Two" die darauf folgende Konzertreise durch die US im Frühjahr letzten Jahres dokumentieren.
"The Living Tree" präsentierte die beiden Ex- Ja-Sager nur mit ihren beiden 'Instrumenten', Stimme und Keyboards - das hatte was! Die Basics waren auf einer gemeinsamen Tour im Jahr 2006 entstanden. Die Aufnahmen begannen Anfang August 2010 für eine CD, die ursprünglich exklusiv am Merchandisingstand der o.g. Tour erhältlich sein sollte. (Man überlegte es sich anders...) Die Aufnahmen schickten sich die beiden elektronisch über den Atlantik hin und her. Es spricht für ihre kompositorischen und studiotechnischen Fähigkeiten, dass so in derart kurzer Zeit ein Album entstand.
Nur mit Klavier, Synthesizern und akustischer Gitarre arrangiert, sind die Songs auf "The Living Tree In Concert, Part One" kleine, zumeist balladeske Kunstwerke geworden. Jon Andersons einzigartige Stimme schwebt über Rick Wakemans atmosphärischen, niemals zu dicht geratenen Klangteppichen. Diese Reduktion kommt vor allem den vier Yes-Songs zugute, die sich, von jeglichem Ballast entkernt, in völlig neuem Erscheinungsbild präsentieren. Das gelingt mal besser wie bei "South Side Of The Sea" [beachte: hier "Southside" betitelt!], mal schlechter, wie bei dem etwas verhunzten, als Reggae interpretierten "Time And A Word" - manchmal sogar grandios: "And You And I" und "Long Distance Runaround" laufen den übrigen Songs locker den Rang ab.
Die beiden Teilstücke von "The Living Tree" verströmen musikalische New Age-Wohlfühlatmosphäre. Auch textlich schimmert immer wieder Andersons Hang fürs Esoterische durch. Der Rest der neuen Songs gefällt mir persönlich wesentlich besser. "Morning Star", "23/24/11" und vor allem "House Of Freedom" sind stimmungsvoll-dichte Hochkaräter, die gerade durch die sparsame Instrumentierung eine eindringlichere Stimmung erzeugen. Im Booklet beschreiben sich die beiden Musiker gegenseitig als Seelenverwandte, die sich einander kompositorisch 'blind' ergänzen würden. Das ist beim Hören dieses ungewöhnlichen Live-Albums absolut nachvollziehbar. Sie verschmelzen zu einer Totaltiät, die den aufmerksamen Lauscher gefangen nimmt.
Nachvollziehbar erscheint auch die Entscheidung, keine Doppel-CD herauszubringen, sondern stattdessen "The Living Tree In Concert" in zwei separat erscheinende Scheiben aufzusplitten. Nach der knappen Stunde ist man doch etwas erschlagen von der keineswegs leicht verdaulichen musikalischen Kost.
Ein gleichermaßen ungewöhnliches wie faszinierendes Album ist "The Living Tree In Concert, Part One" geworden. Keine Musik für den schnellen Konsum 'zwischendurch' - wer hätte auch so etwas ernsthaft von Jon Anderson und Rick Wakeman erwartet.
Wenn man den Esoterik-Kram mal wohlwollend ausblendet, hat man - passend zur augenblicklichen Jahreszeit - den 'Soundtrack' für einen entspannten Abend vor dem Kaminfeuer im Player.
Line-up:
Jon Anderson (vocals, acoustic guitar)
Rick Wakeman (keyboards)
Tracklist |
01:And You & I
02:Living Tree (Part 1)
03:Morning Star
04:Long Distance Runaround
05:The Garden
06:Living Tree (Part 2)
07:Time And A Word
08:Just One Man
09:23/24/11
10:Southside Of The Sky
11:House Of Freedom
12:The Meeting
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