Das Bossa Nova-Fieber war ausgebrochen. "Chega de Saudade" von Antõnio Carlos Jobim und Vinícius de Moraes soll im Jahre 1958 offiziell der erste Song des Genres gewesen sein. Diese 'neue Welle' rollte unaufhörlich und in den Sechzigern gab es viele Jazzmusiker, die in diesem Stil Platten aufnahmen. 1963 war es wohl Stan Getz mit der Platte "Getz/Gilberto", der endgültig jede/n mit der Nase auf diese Musik stieß.
Im Falle von Laurindo Almeida liegt es näher, dass er sich dieser Musik zuwandte, ist er doch selbst in Brasilien geboren worden. Das war am 2. September 1917 - gestorben ist der Gitarrist am 26. Juli 1995. Bis dahin nahm er viele Platten unter seinem Namen, aber auch als Begleitmusiker auf. Diese auf einer CD vereinten beiden Platten nahm er 1962 in Los Angeles auf. "Viva Bossa Nova!" umfasst die Titel eins bis zwölf und "Olé! Bossa Nova" die Titel dreizehn bis vierundzwanzig. Die restlichen Stücke stammen von einer Platte von Bud Shank, "Latin Contrasts", eingespielt in Hollywood im Jahre 1959.
Diese besondere Rhythmik der lateinamerikanischen Musik übte einen großen Einfluss aus und der Jazz-Samba war es schließlich, der als Bossa Nova die Welt verzauberte. So wirkt auch die Musik dieser Platten leichtgängig und unaufgeregt dahinfließend, für einige möglicherweise nichts mehr als simple Unterhaltungsmusik. Diese Vermählung von Folkore und Jazz war jedoch mehr: Es wurde eine Art Lebensgefühl und ich denke, in jeder neuzeitlichen Lounge-Bar könnte diese Musik noch heute Verzückung hervorrufen.
So war ich verwundert, anstelle üblicher brasilianischer Klassiker, wie zum Beispiel das auch hier enthaltene "Desafinado", sehr viele Titel aus dem Bereich sonstiger populärer Musik zu entdecken - sei es der Countrysong "Ramblin' Rose" oder der Jazzstandard "Petite Fleur". Aber auch "Maria", ein Song, der fast jedem/r geläufig über die Lippen geht, aus der "West Side Story" ist hier zu einer Neubearbeitung ausgewählt worden.
Interessant wird es, wenn als zusätzliche Nuance die Cavaquinho, eine kleine brasilianische Gitarre, zum Einsatz kommt, bei "Petite Fleur" zum Beispiel. Zusammen mit der in tiefen Tönen geblasenen Flöte und den Orgelklängen ergibt dieses eine mitreißend laszive Stimmung, die ganz besonders ist. Auch kurz eingestreute Soli von Saxofon und Trompete tragen dazu bei, dass dies eine feine Version des Klassikers geworden ist.
Auch die zweite Platte dieser Wiederveröffentlichung atmet denselben Geist. Doch, obwohl nur einen Monat später und den gleichen Musikern aufgenommen, gefällt mir die Gesamtatmosphäre ein wenig besser. So habe ich den Eindruck, dass die Folkelemente stärker im Vordergrund stehen und der Popeinfluss eher einem sanften Jazzeinfluss gewichen ist. Neben dem Protagonisten selbst kommen auch die beiden anderen Gitarristen in dieser Hinsicht gut zur Geltung - auch die Perkussion scheint mir hier etwas eindringlicher eingesetzt worden zu sein.
Und dann sind da noch die sieben Bonustitel, alle aus dem Jahre 1959 - und hier regiert der Jazz vordergründig. Hier swingt es locker und gleich mit dem "Harlem Samba" geht es treibend zur Sache, perfekt im Wechsel mit eher lasziven Folkelementen. Sehr gut gelungen ist die Coverversion eines der schönsten Titel von Thelonious Monk, "'Round Midnight", und mit dem romantisch ausgerichteten "Frío Y Calor" werden wir in die Realität - fern aller lateinamerikanischer Eindrücke - entlassen. Bei diesem Song scheinen zudem Elemente aus der klassischen Musik mühelos eingeflochten worden sein. Das Flötensolo von Shank, der auch jenes von "California Dreaming" blies, ist wirklich schön.
Im Booklet mit den originalen Liner Notes zu den Platten befindet sich auch noch ein kleiner Tanzkurs über die Schrittfolgen des Bossa Novas - man kann also fein zur Musik üben.
Line-up:
Laurindo Almeida (guitar & cavaquinho)
Don Fagerquist (trumpet)
Bob Cooper (tenor sax)
Justin Gordon (flute)
Jimmy Rowles (piano & organ)
Howard Roberts (guitar)
Al Viola (guitar)
Shelly Manne (drums)
Milt Holland (percussion)
Chico Guerrero (percussion)
Bud Shank (alto sax & flute - #25-31)
Gary Peacock (bass - #25-31)
Chuck Flores (drums - #25-31)
Tracklist |
01:Naked City Theme [May] (2:21)
02:Lazy River [Carmichael, Arodin] (2:27)
03:Ramblin' Rose [Sherman, Sherman] (2:16)
04:Maria (from West Side Story) [Bernstein, Sondheim] (2:25)
05:Petite Fleur [Bechet] (2:18)
06:Teach Me Tonight [DePaul, Cahn] (2:22)
07:Lollipops And Roses [Velona](2:36)
08:Moon River [Mancini, Mercer] (2:05)
09:Desafinado [Jobim, Mendonça] (3:14)
10:Mr. Lucky [Mancini] (1:55)
11:One Note Samba [Jobim, Mendonça] (2:15)
12:Theme From "Route 66" [Riddle] (2:01)
13:Recado Bossa Nova [Antonio, Ferreira] (2.56)
14:I Left My Heart In San Francisco [Cory, Cross] (2:28)
15:O Barquinho (Little Boat) [Bóscoli, Menescal] (2:17)
16:What Kind Of Fool Am I? [Bricusse, Newley] (2:56)
17:Acapulco 1922 [Allen] (2:21)
18:Heartaches [Hoffman, Klenner] (2:27)
19:Fly Me To The Moon [Howard] (2:34)
20:Satin Doll [Ellington, Mercer, Strayhorn] (2:19)
21:The Alley Cat Song [Bjorn, Harlen] (2:05)
22:Meditation (Meditaçao) [Gimbel, Jobim, Mendonça] (2:35)
23:Walk Right In [Darling, Svanoe] (2:26)
24:Days Of Wine And Roses [Mancini, Mercer] (2:06)
25:Harlem Samba [Almeida] (2:28)
26:North Of The Border [Kessel] (2:42)
27:Sunset Baion [Almeida] (2:06)
28:'Round Midnight [Monk] (3:56)
29:Toro Dance [Shank] (2:56)
30:Serenade For Alto [Almeida] (3:37)
31:Frío Y Calor [Shank] (3:21)
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Externe Links:
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