Wann hat ein Sänger treffender mein Leben charakterisiert? »If dreams were money, I'll be a rich man by now«
singt Michael Allman, Gregg Allmans ältester Sohn, und berührt mich mit dieser simplen Aussage ganz tief in meiner Seele.
Ein paar Worte zu der verdienstvollen Arbeit von Mailordern sei meiner Review kurz vorangestellt, denn Michael Allmans "Hard Labor Creek" ist eines jener Alben, von denen wir früher nicht einmal zu träumen gewagt hatten. Erinnern wir uns an den Niedergang des Southern Rock Ende der 1970er Jahre. War es nicht weniger die (angeblich) fehlende Kreativität, als der Tanz der Plattenfirmen um das 'Goldene Kalb' Verkaufszahlen, der die Bands mit faulen Kompromissen reihenweise in die künstlerische Sackgasse führte? Erinnern wir uns daran, dass Lynyrd Skynyrd nach der Reunion jahrelang auf erfolgloser Suche nach einem Label waren. Auch die Ignoranz der Plattenbosse, die solche hoffnungsvollen Bands wie die Screamin' Cheetah Wheelies oder The Hatters am ausgestreckten Arm verhungern ließen, ist noch nicht vergessen. Es war das Internet und die aufkommenden Mailorder, die Künstlern, die sich weit abseits des Mainstream bewegten, wieder eine Perspektive gaben und somit in eine wichtige Marktlücke sprangen ... und mit einer gewissen Befriedigung nimmt 'Fan' zur Kenntnis, dass so mancher Marktriese gefährlich nah am Abgrund agiert.
Dass Michael Allman im Alter von Mitte 40 sein Debütalbum abliefert, hat etwas mit diesem Umstand zu tun. In den 1980er Jahren war an einem Plattendeal nicht zu denken. Letztlich war das mit ein Grund, warum er sich Ende der 1990er Jahre aus dem Business zurückgezogen hatte. Eine Krebserkrankung 2002 tat ein übriges hinzu. Nun liegt "Hard Labor Creek", eine von Mailordern weltweit vertriebene Eigenproduktion, vor und Michael klingt, anders als sein jüngerer Bruder Devon Allman, wie sein Vater zu seinen allerbesten Zeiten.
Mit "What's The World Comin' To" und furiosen Slide-Attacken Tony Tylers startet "Hard Labor Creek". Yonrico Scott, der Drummer der Derek Trucks Band, sorgt an den Percussions für einen irren Drive. Michael Allman bewegt sich mit seinem Debütalbum in der Schnittmenge seines Vaters - was Blues- und Southern Rock betrifft - sowie Warren Haynes und Derek Trucks mit deren jammigen Auschweifungen. Die stimmungsvolle Ballade "If Dreams Were Money" trifft punktgenau das Timbre Gregg Allmans. James Whited und Mike Cooley setzen mit Saxophon und Keyboards die wichtigsten Akzente.
"Mary Ann", eine weitere stille Nummer, weckt Assoziationen zu John Hiatt. Schmunzelnd nimmt man "Mule Named Whiskey", mit einem gesprochenen Intro von Mr. Colonel Bruce Hampton, zur Kenntnis, könnte es doch von einem anderen Mule, nämlich Gov't Mule, stammen. Ben Farmer übernimmt die sehr akzentuierte Gitarrenarbeit, während Diane Darrett mit ihrer 'powervollen' Altstimme die gesanglichen Kontrapunkte zu Michaels Vocals setzt - zweifelsohne ein Hammersong!
Nomen est omen: "Laid Back" kommt herrlich entspannt daher, mit all der Schwerblütigkeit ausgestattet, die den Süd-Osten der US ausmacht. Ebenfalls im relaxten Midtempo-Bereich ist "Circus Full Of Clowns" angesiedelt, das in seinen jammigen Passagen an Jupiter Coyote zu erinnern weiß. "Nobody To Blame" ist die 'bluesigste' Nummer: Michael 'knödelt' herrlich mit seiner kehligen Stimme, die Harp schnauft, die Background-Miezen zirpen ... da kommt richtig Freude auf. Warum muss ich beim akustischen "Running Alone Again" nur ständig an Americas "Horse With No Name" denken? Ein beseeltes Cover vom Singer/Songwriter Kevin Carson Bennett, einem Musiker aus der quirligen Nashville-Scene, beendet ein richtig starkes Debüt von Michael Allman.
Besser spät als gar nicht: So könnte man Michael Allmans Debüt "Hard Labor Creek" überschreiben. Vater Gregg erscheint, gesundheitlich bedingt, ausgebrannt - da springt sein Sohnemann mit einem Album überzeugend in die Bresche, das nahtlos an dessen "Just Before The Bullets Fly" und "Searching for Simplicity" anzuschließen weiß.
Line-up:
Michael Allman (vocals)
Tony Tyler (guitar, clavinet, piano)
Ben Farmer (guitar)
Michael Hurwitz (bass)
Andy Hill (drums)
Yonrico Scott (percussions)
Jesse Vidal (guitar)
Marty Howard (bass)
Mike Cooley (keyboards)
Michael Jo Scarberry (drums)
James Whited (saxophone, steel guitar)
Ryan Whitehouse (saxophone)
Jeff Jones (acoustic guitar)
Ron Day (acoustic guitar)
Andy Hill (drums)
Drow 'Down Home' McMillan (harp)
Ike Stabblefield (piano, Hammond B3)
Jason McCoy (drums)
Dixie Lynn Blackburn, Kristi Howard, Diane Darrett, Laura Crocette, Zaib Khan, Peggy Stills (backing vocals)
Tracklist |
01:What's The World Comin' To (WTWTCT) (3:50)
02:If Dreams Were Money (4:28)
03:Mary Ann (4:30)
04:MNW Intro (0:16)
05:Mule Named Whiskey (4:31)
06:Laid Back (4:11)
07:Circus Full Of Clowns (4:48)
08:Nobody To Blame (4:45)
09:Running Alone Again (5:05)
10:It Ain't Me (5:26)
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