Mike Andersen Band / Tomorrow
Tomorrow
Live ein Garant für gute Laune, die auch jede Minute seiner CDs widerspiegelt. Und Mike Andersen scheut sich nicht, neue Wege im Blues zu gehen. Auf "Same Damn Time" und "Nobody Else But You" stehen Andersen und der Rapper Al Agami am Mikrofon. Das geht, wie einige andere Beispiele in der Bluesszene belegen, vorzüglich zusammen.
Da muss sich der musikalische Stil eines Mike Andersen nicht verbiegen, um den rhythmischen Sprechgesang zu integrieren.
Natürlich ist die Band nicht ständig mit Al Agami unterwegs. Auf der Bühne, wie beim Blues Alive 2006, übernimmt Mikes Bruder den Rap in den beiden Songs.
In modernem Gewand verkörpert Mike Andersen den R&B und souligen Blues. Nach seinem Erstling, "My Love For The Blues", ist seine Musik gereift. Er ist einer der Gitarristen, die den Sound der Musik aus den vierziger und fünfziger Jahren perfekt in die Jetztzeit transportiert hat.
Mit nur einer Ausnahme ("Nobody Else But You") greift die Band auf eigenes Material zurück, das entweder vom Bandleader oder dem Mann am Bass geschrieben wurde.
Alle Tracks haben einen soliden Groove und im Titelsong, einer fast 7-minütigen Ballade, mit einem vorzüglichen Chor (Sisse Kold/Mette Ratzer), geht einem das Herz vor Freude auf.
Mike Andersen spielt inzwischen ausnahmslos halbakustische Gibson-Gitarren. So entwickelt sich natürlich ein für seine Spielweise warmer, fast schon sanfter Gitarrenton.
2002 habe ich die Mike Andersen Band zum ersten Mal, ohne vorher auch nur einen Ton der Combo gehört zu haben, live auf der Bühne gesehen. Seitdem hat es nur einen Wechsel am Tieftöner gegeben.
Claus Sand an den Keyboards spielt eine herausragende Rolle im Klanggefüge der Band. Er arrangiert seine Keyboards punktgenau und stimmig mit der jeweiligen Atmosphäre der Nummern.
Die Zweimann-Hornsection schafft den nötigen Druck in einigen Tracks ("Tomorrow") oder übernimmt die zweite Hauptrolle ("Encore - On More"/"Words Ain't Enough"). Trompeten- oder Saxofonsoli sind selbstverständlich keine Seltenheit. Live gibt Mike Andersen seinen Mitmusikern die Freiräume, um sich so richtig auszutoben. Kostproben davon erleben wir u.a. in "Lessons".
Mikes Gesang ist ebenfalls überzeugend und genauso authentisch wie sein Gitarrenspiel.
Einen richtig kräftigen Blues-Groove hat "Fooling Yourself". Das zweite Stück mit über 6 Minuten, in dem, vom Bass und den Holzbläsern nach vorne getrieben, Andersen zum Abschluss seiner CD zum wiederholten Male glänzt.
Dass auf dem Album "Tomorrow" die Standartabteilung der Bläser durch Lasse Lauridsen und Nikolai Bögelund aufgemotzt wurde ist ein raffinierter Schachzug mit einem Effekt, den sich jeder vorstellen kann: Big Band-Sound!!!
Ihn und seine Band zeichnet ein starkes Songwriting und absolutes Fingerspitzengefühl für Arrangements aus. Überflüssiges sucht man vergeblich. Die gesamte Band hat produziert und man kann sich gegenseitig für diese Teamleistung auf die Schultern klopfen.
Nicht auf der Stelle tretend hat sich Andersen freigeschwommen und seine Vorbilder sind nur noch verschwommen im dänischen Nebel zu erkennen.
So ist er zu einem echten Sympathieträger dieser Kategorie des Blues geworden und verdient mehr Öffentlichkeit als er jetzt schon hat.
Schon jetzt bin ich auf seine nächste CD ("Tomorrow" ist ja aus dem Jahr 2004), die auch in Vorbereitung ist, gespannt. Bleibt zu hoffen, dass die Mike Andersen Band das außerordentliche "Tomorrow" toppen kann.
Line-up:
Mike Andersen (vocals, guitar)
Claus Sand (hammond B-3, piano, rhodes, würlitzer, clavinet)
Dave Stevens (electric & upright bass)
Mads Andersen (drums, percussion)
Rasmus Bögelund (trumpet, flugelhorn)
Morten Elbek (tenor sax.)
Gäste:
Sisse Kold & Mette Ratzer (backing vocals - #1, 3, 4, 5, 9)
Lasse Lauridsen (alto/baritone sax. - #1, 2, 4, 6, 7, 8, 9)
Nikolai Bögelund (trombone - # 4)
Kristian Kold (bass - # 1, 3)
Ida Nielsen (bass # 4)
Peter Bak (congas - # 2, 3)
Special Guest:
Al Agami (vocals - # 1, 4)


Spielzeit: 51:00, Medium: CD, Black and Tan, 2004, R&B, Blues
1:Same Damn Time (3:40) 2:Come Sing With Me (3:21) 3:Tomorrow (6:40) 4:Nobody Else But You (4:45) 5:Stuck With You (6:11) 6:Words Ain't Enough (3:46) 7:Encore - One More (3:51) 8:Lessons (5:24) 9:We Don't Make Love 10:Fooling Yourself (6:17)
Joachim P. Brookes, 16.08.2006