Paul Ansell / Money And Lies
Money And Lies Spielzeit: 53:52
Medium: CD
Label: I Sold My Soul Media, 2011
Stil: Country, R'n'R, Pop

Review vom 03.08.2011


Wolfgang Giese
'Hauptamtlich' ist Paul Ansell Frontmann der Rock'n'Roll-Band Number Nine. Seit 1993 wurden elf CDs veröffentlicht und nun diese Soloplatte. Dreiunddreißig Sekunden Laufzeit des ersten Tracks und ich habe bereits drei Assoziationen parat! Ansell bietet eine Mischung aus "Mama Told Me Not To Come" (Three Dog Night), Ray Charles und - ist es wahr - lebt Elvis Presley doch noch??? Das E-Piano perlt wie in den Spät-Sechzigern/Früh-Siebzigern. Der Song "Money And Lies" 'groovt' leicht und wiegend vor sich hin - ein interessanter Auftakt, fürwahr!
Wir fahren nun mit dem "Train Of Love" weiter. Wie eine alte Country-Nummer 'shuffelt' die Musik vor sich hin und wieder kommt dieser Anklang an Presleys Stimme zum Vorschein. Ein kerniges, mit klarem Sound vorgetragenes Gitarrensolo belebt die Fahrt auf dem Zug etwas, hintergründig vernimmt man eine Pedal Steel. Klare Ansätze für einen Retro-Sound, der sich aus Country, Pop, Rhythm'n'Blues und Rock'n'Roll speist.
"Lost" ist aber nun wirklich Elvis pur! "Return To Sender" und ähnlich geartete Titel, scheinen Pate gestanden zu haben. Hier setzt meine Kritik an, denn Ansell fehlen Ausdruck und Kraft, um dem Idol in dessen frühen Jahren stimmlich gerecht zu werden - zu sehr klingt das künstlich und bemüht. Vor allem 'zittert' er mir zu sehr mit der Stimme, anstatt klar und kräftig zu singen, wie es in anderen Titeln der Platte der Fall ist. Denn nur dann habe ich den Eindruck, dass er sich selbst darstellt, dann wird es stimmig, wie beispielsweise bei "Without Love". Hier scheint die eigene Stimmlage doch eher durchzubrechen - hier bekommt die Musik einen lockereren Charakter - hier wird es authentisch und lediglich der Einfluss des Kings wird deutlich - kein kopieren. Die erste Coverversion ist "Against The Wind" von Bob Seger. Im klackernden Country-Sound weht der Wind nun aus einer anderen Richtung und das steht dem Titel gut. Ich halte das für eine sehr gelungene Coverversion. Nur bin ich auch hier der Meinung, dass Ansell unbedingt versuchen sollte, seine eigene Stimme zu finden, denn Elvis ist nun einmal tot. Er läuft Gefahr, gelegentlich kurios zu wirken und das gibt einen Punktabzug von mir.
Annähernd volle Punktzahl erhält dagegen die Musik auf "Money And Lies" von mir. Das ist sehr frisch, leicht, locker und professionell - es macht Freude, der Band zu lauschen. Besonders gefallen mir der leger agierende Drummer und der sehr gefühlvoll Soli einstreuende Gitarrist. Bei "She's The One" gibt es auch einen klaren Bezug auf die Sixties. Aufbau und Arrangement könnten auch früher in den Charts aufgetaucht sein und mit "How Do You Do" wird dezent der Rockabilly der Fifties zitiert. Am liebsten sind mir die 'flotten' Titel mit dem feinen Country-Touch, auf denen jedoch ebenfalls immer wieder Elvis auftaucht: "Serenade" = "Don't Be Cruel"! Aber ich mag diese Stimmung, wenn sich der Chor - wie einst die Jordanaires - einmischt und zusätzlich die Pedal Steel verhallt wimmert.
Eine große Hürde hat Ansell sich mit dem Titel "Unchained Melody" vorgenommen, die er aber reißt. Er bleibt mit seinem Versuch unten am Boden, während die Righteous Brothers mit ihrer 'Jahrhundertversion' locker aus der Hüfte die Hürde längst genommen haben und von oben gelassen zuschauen. Ehrlich - mein persönlicher Flop dieser Scheibe.
Meine Gunst erlangt Paul Ansell jedoch wieder im Stile des Western Swing, wenn er singt "Oh Oh In Love Again". Dies ist ein sehr gelungener Titel, der für mich ein klarer Richtungswunsch für folgende Platten wäre. Bei diesem Titel scheint der Künstler genau das umgesetzt zu haben, was er möglicherweise beabsichtigte.
Von den sechzehn regulären Titeln sind die Eigenkompositionen mit den abgedruckten Texten bedacht, wobei sich hier ein Stück eingeschlichen hat, das gar nicht in der Trackliste aufgeführt ist: "Movin' And Groovin' - gar merkwürdig, fehlen dafür doch die Texte anderer Stücke. Ab Track siebzehn gibt es drei Boni, von denen mir seine Version von "Promised Land", dem Song von Chuck Berry, sehr gut gefällt. Hier sollte eigentlich Dave Edmunds mitmischen, das würde gut passen!
'Unterm Strich' bleibt eine Platte mit Licht und Schatten, wobei ich die positiven Elemente in der Überzahl sehe. Spaß macht es auf jeden Fall, ihr das eine oder andere Ohr zu leihen und entspannt zuzuhören!
Line-up:
Paul Ansell (vocals, guitar)
James Compton (guitar, piano, organ on all tracks except #12, 13)
John Standen (bass - #3-11, 14, 16-18)
Guy Trigg (bass - #1, 2, 12, 13, 15, 19)
Paul Atkinson (drums)
Samuel Guy (piano, organ, all tracks except # 8, 13, 15)
Melvyn Duffy (pedal steel - #2, 5, 6, 8, 11, 13, 15, 19)
The Mellows (background vocals)
Tracklist
01:Money And Lies
02:Train Of Love
03:Baby Blue
04:Lost
05:Without Love
06:Against The Wind (Bob Seger)
07:I Miss Lovin' U
08:Catch A Rat (Tesse MacRobinson)
09:She's The One
10:How Do You Do
11.Serenade (Brodszky, Webster)
12:I'm A Fool [To Want You] (Wolf, Herron, Sinatra)
13;Unchained Melody (North, Zaret)
14:Couldn't Let It Go
15.Oh Oh In Love Again
16:Starlight
Bonus:
17:Red Light (Findon, Charles, Les)
18:The Promised Land (Berry)
19:6 Strings Away (Jennings)
(Titel ohne Komponistenangabe sind alle von Ansell)
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