Art Blakey war ein Mentor für sehr viele Jazzmusiker. Dabei hatte er offensichtlich das Geschick, sich stets solche Musiker an die Seite zu holen, die befähigte Komponisten waren. So entstanden im Laufe der Zeit solche Klassiker wie "Little Melonae" ( Jackie McLean), "Nica's Dream" ( Horace Silver), "Moanin'" ( Bobby Timmons), "Blues March" ( Benny Golson), "Ugetsu" ( Cedar Walton) oder "Free for All" ( Wayne Shorter).
Bereits hier hatte ich dieses auch schon einmal angemerkt.
Auch für diese Musiker waren die Jazz Messengers, deren erste Ausgabe es übrigens 1954 gab, eine wichtige Station ihres späteren Werdegangs: Clifford Brown, Hank Mobley, Donald Byrd, Johnny Griffin, Curtis Fuller, Lee Morgan, Freddie Hubbard, Chuck Mangione, Woody Shaw, Valery Ponomarev, Wynton Marsalis, Branford Marsalis, Wallace Roney und Javon Jackson.
Auf diesen beiden Originalplatten aus den Jahren 1962 ("Caravan" mit den ersten sechs Stücken) und 1961 ("Buhaina's Delight" mit den restlichen Titeln) war es abermals Wayne Shorter, der noch bevor er zu Miles Davis wechseln und als Mitbegründer von Weather Report Geschichte schreiben sollte, einer derer war, die Akzente in der Musik des Schlagzeugers setzten.
"Caravan" ist ein vielen sicher bekannter Titel, denn wenn man erst einmal die Melodie hört, dann 'klickt' es sicher. Da scheint doch eine Karawane durch eine arabische Wüste zu ziehen. Dieser bereits 1936 komponierte Song ist wohl einer der ganz großen Jazzklassiker der Geschichte. Zu den unzähligen Coverversionen reiht sich auch Blakeys Interpretation ein. Und dieser gibt seine besondere Schlagzeugnote dazu. Herrlich, wie er die perkussive Art des Titels durch seine Polyrhythmik unterstreicht. Als wäre es ein ganz Leichtes, mit den Drumsticks umzugehen, variiert er zwischen verschiedenen Rhythmen und bringt den Song in unglaubliche schnelle 'Swingungen'.
Nicht nur dieser Titel ist es, der mit diesem Feuer abgeht, denn insgesamt treffen wir hier auf Hard Bop der feinsten Art. Erstklassig, besser geht es nicht und das faszinierende Zusammenspiel der Musiker kann des Hörers Leidenschaft immer wieder aufs Neue entfesseln.
So gibt es nicht einen Titel, der vom Niveau her abfällt. Die einzigen Unterschiede liegen darin, dass Takte, Rhythmen und Tempi verändert werden. Dazu ist jeder der beteiligten Musiker ein Star. Mich selbst begeistern die Soli von Wayne Shorter, der seinen teilweise ein wenig an John Coltrane orientierten Stil noch expressiv auslebt, bevor er sich zwischenzeitlich mit Weather Report doch relativ stark selbst ausbremste. Über allem steht zwar der Name des Drummers als Bandleader, doch stellt er sich nicht vordergründig dar, außer in einigen Soloparts, die ab und zu dann ein wenig länger ausfallen, wie beim Titelstück oder oder bei einem weiteren Stück auf der hier enthaltenen zweiten Platte.
Der Name dieser zweiten Platte hängt mit Arts religiösem Namen zusammen, als er einst zum Islam konvertierte: Abdullah Ibn Buhaina. So finden sich auch immer wieder Hinweise auf den Begriff 'Bu' in Verbindung mit dem Drummer, auch hier mit dem Titel "Bu's Delight". Und genau dieses 'Delight' findet er in seinem auch bei diesem Stück ausgedehnten Schlagzeugsolo. Doch bevor er dazu kommt, lässt mir Shorter mit einem kurzen, aber intensiven Soloauftritt heiße Schauer über den Rücken laufen, bevor dann Hubbard ähnlich expressiv auftritt und dann an den Komponisten Fuller an der Posaune übergibt. Es folgt der grandiose Walton am Piano. Auch sein Solo ist kraftvoll und dann, ab etwa dreieinhalb Minuten, legt Blakey los. Typisch für ihn ist dabei die ständig den Rhythmus haltende Hi-Hat, über die er dann mit rollend explosivem Sound einen gewaltigen Hauch Afrika legt, der in Mark und Bein geht. Ein kleiner Ausflug zu einem damals, 1972 im Fernsehen gezeigten 'Drum Battle', das Art mit Ginger Baker ausgefochten hat, und der gute Ginger trotz seiner Großartigkeit vom 'Gegner' recht platt gemacht wurde. Auch in diesen etwa viereinhalb Minuten zeigt uns Blakey, wie man unangestrengt klingend agiert und dabei ungeheuer swingend Groove in ein Schlagzeugsolo bringen kann. Ich selbst habe ihn zweimal live erleben dürfen und zehre noch heute von dieser Faszination, die von diesem ungeheuer sympathischen und immer fröhlich wirkenden Mann ausging.
Daher sind solche Veröffentlichungen alter Aufnahmen für mich immer wieder ein Quell des Entzückens, und wenn dann noch aus Jazzsicht eine solche Supergruppe spielt, dann kann man nur noch rundum zufrieden sein.
Auffallend ist auch, dass es die Jazz Messengers stets geschafft haben, Titeln anderer Komponisten ihre eigene Art und Vorstellung von Hard Bop überzustreifen und sich diese zu Eigen zu machen - hier zum Beispiel sehr stark auszumachen beim letzten Song, "Moon River", einem Klassiker von Henry Mancini. Das ist nicht das beschauliche Stück, das wir von ihm und anderen Interpreten kennen. Hier ist das Tempo stark angezogen worden und Wayne Shorter setzt schon bald mit einem packenden Solo auf dem Tenorsaxofon ein. Hierbei sprüht er wieder vor Ideenreichtum und beendet, zusammen mit den anderen Solisten, eine sehr gelungene Session. Hach, war das schön!
Line-up:
Art Blakey (drums and leader)
Freddie Hubbard (trumpet)
Wayne Shorter (tenor sax)
Curtis Fuller (trombone)
Cedar Walton (piano)
Reggie Workman (bass - #1-6)
Jymie Merritt (bass - #7-12)
Tracklist |
01:Caravan [Ellington-Mills-Tizol] (9:47)
02:Sweet 'N' Sour [Shorter] (5:31)
03:In The Wee Small Hours Of The Morning [Mann-Hilliard] (4:06)
04:This Is For Albert [Shorter] (8:21)
05:Skylark [Carmichael-Mercer] (4:51)
06:Thermo [Hubbard] (6:49)
07:Backstage Sally [Shorter] (5:58)
08:Contemplation [Shorter] (6:16)
09:Bu's Delight [Fuller] (9:21)
10:Reincarnation Blues [Shorter] (6:35)
11:Shaky Shake [Walton] (6:38)
12:Moon River (Mancini, Mercer] (5:08)
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