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Bachman & Turner
Live At The Roseland Ballroom, NYC
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Es dürfte wohl kaum einen Musikfreund geben, dem der Name Bachman-Turner Overdrive nicht geläufig ist. Songs wie "You Ain't Seen Nothing Yet", "Hey You" oder "Roll On Down The Highway" erfreuen sich auch fast vierzig Jahre nach ihrer Veröffentlichung eines regen Radio-Airplays. Etwas weniger dürfte allerdings bekannt sein, dass B.T.O. (zumindest streckenweise) eine richtig geile Hardrock-Truppe war. Man höre hierzu nur mal ihre beiden, wohl besten Alben: "Not Fragile" von 1974 und "Four Wheel Drive", das ein Jahr später erschien. Und weil ein Drittel der vorliegenden DVD "Live At The Roseland Ballroom, NYC" aus diesen beiden Klasse-Scheiben stammt, ist hier richtig stark abrockendes Material zu besprechen.
Allerdings muss angemerkt werden, dass vom B.T.O.-Output nur die Jahre von 1973 bis 1975 abgedeckt sind. Der letzte Hit der Band (für damalige Verhältnisse eher ein Flop), "Lookin' Out For #1" (1975), beendet den Reigen der alten Songs - schade eigentlich, denn das 1977er "Freeways" war durchweg besser als das 'lauwarme' "Head On" von 1975 und konnte mit "Shotgun Rider" oder "My Wheels Won't Turn" einige echte Kracher vorweisen. Zur Historie von B.T.O.:
Die Truppe formierte sich 1973 aus der glücklosen Band Brave Belt, die zwar 1971 und 1972 vier Singles in den kanadischen Top-100-Charts platzieren konnte, deren drei Alben allerdings gnadenlos durchfielen. Ursprünglich mit den drei Brüdern Bachman (Randy, Robbie und Tim) und C.F. Turner besetzt, war B.T.O.s Hochphase in der Zeit mit dem überaus talentierten Gitarristen Blair Thornton. Nach dem völlig unterbewerteten "Freeways" von 1977 - dem ersten Album, das nicht Platin- oder wenigstens Goldstatus erzielen konnte - stieg mit Randy Bachman der Hauptsongschreiber und Produzent aus, um dem Ironhorse den 'Galopp' beizubringen. [Exkurs: Ich kann mich noch gut und leicht amüsiert erinnern, wie man bei den etwa zeitgleich aufstrebenden Saga mutmaßte, Randy Bachman stecke hier als Mastermind dahinter. Exkurs-Ende] In der Zeit von 1973 bis 1975 nahmen B.T.O. in etwa so viele Alben auf, für die bspw. die Guns N' Roses heutzutage fünfzig Jahre brauchen würden... nämlich sage und schreibe fünf - allesamt Hochkaräter! Nach dem Ausstieg Randy Bachmans begann der kreative Niedergang, obwohl auf "Street Action" (1978) und "Rock'n'Roll Nights" (1979) noch die ein oder andere zündende Idee zu finden war. Auch die Rückkehr von Randy und Tim Bachman für die 1984er Scheibe "Bachman-Turner Overdrive" und noch einmal eine große US-Tour als Support von Van Halen konnten das vorgezeichnete Ende nicht mehr abwenden. Vor zwei Jahren fanden (Randy) Bachman und Turner wieder zusammen und nahmen das gleichnamige Album auf - einen richtigen Knaller und echt heiße Überraschung!! Dass man nicht unter Bachman-Turner Overdrive firmieren konnte, lag an Robbie Bachman und Blair Thornton, die dies erfolgreich vor Gericht erstritten und somit verhindert hatten. Wenig später begab man sich auf eine umjubelte Nordamerika-Schleife. Am 16. November 2010 gastierten Bachman & Turner im legendären Roseland Ballroom in New York City und dieser grandiose Abend liegt nun auf einer ebensolchen DVD zur Besprechung vor.
Neue und alte Songs werden angekündigt, man muss allerdings anmerken, dass drei Viertel der Songs von "Live At The Roseland Ballroom, NYC" aus B.T.O.-Zeiten stammen - nur fünf Titel stammen von "Bachman & Turner". Als ganz besonderes 'Schmankerl' ist "American Woman" vertreten, das aus dem 2007er Album stammt und Randy Bachman mit seinem alten Guess Who-Buddy, dem Keyboarder und Saxofonisten Billy Cummings, aufgenommen hatte.
Auch bei der Optik setzt man auf die alten Reize aus den Siebzigern. Das Stahlgerüst auf der Bühne erinnert mich frappierend an die Ausstattung einer B.T.O.-Show (ich glaube, es war in der Offenbacher Stadthalle) aus dieser Zeit. Das Publikum in New York, offensichtlich bunt aus mehreren Generationen gemischt, scheint es jedenfalls zu beeindrucken... und das wird mit einem Fünfer-Block von alten Klasse-Nummern, inklusive des Number-One-Hits "Hey You", auf einen beinharten Abend eingeschworen. Danach folgen mit dem Heavy Blues "Waiting Game" und dem druckvollen Rocker "Moonlight Rider" die ersten Songs neueren Datums. Später werden mit dem harten Boogie "Rollin' Along" und den beiden Singles "Slave To The Rhythm" und "That's What It Is" weitere folgen. Den Power Blues "Can't Go Back To Memphis" wird der Liebhaber der Studio-Scheibe allerdings schmerzlich vermissen! Die beiden alten Recken werden von zwei Gitarristen und einem Drummer unterstützt, die allesamt ihre Söhne oder gar Enkel sein könnten. Die sorgen jedenfalls für einen unglaublich dichten Sound und da sie alle Background Vocals beisteuern, kommt auch der Gesang so gar nicht im 'dünnen' Live-Gewand daher. Ein Extrapunkt geht also an den - übrigens exzellent abgemischten - Sound. Lightshow, Kameraführung und Bildqualität lassen ebenfalls keine Wünsche offen.
Bei der Auswahl der Songs aus der B.T.O.-Ära für dieses Set hat man dagegen für meinen Geschmack zu wenig Selbstbewusstsein gezeigt. Hier hätte man ruhig den einen oder anderen etwas weniger bekannten Titel bringen dürfen! Die saustarken "Blue Collar" und "Sledgehammer" müssen hier ausreichen... Zum Abschluss gibt's dann - es war nicht anders zu erwarten - mit "You Ain't Seen Nothing Yet", "Roll On Down The Highway" und "Takin' Care Of Business" die volle Hit-Breitseite. Auch wenn die Begleitband alle Songs von "Bachman & Turner" eingespielt hat, kommen sie live über die Rolle als Statisten kaum hinaus. Randy Bachman und C.F. Turner gehört die volle Aufmerksamkeit.
"Live At The Roseland Ballroom, NYC", das auch als Blu-ray und Doppel-CD veröffentlicht wird, ist eine schöne Ergänzung zum Studioalbum und ein einziges Schwelgen in der 'guten, alten Zeit'. Eine klare Kaufempfehlung von meiner Seite, auch wenn Bonusmaterial - zumindest auf der DVD - leider Fehlanzeige ist.
Line-up:
Randy Bachman (lead vocals, guitar) C.F. Turner (lead vocals, bass) Brent Howard Knudsen (guitar, background vocals) Mick Dalla-Vee (guitar, background vocals) Marc LaFrance (drums, background vocals)
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