The Backyard Band / Same
Same Spielzeit: 38:07
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Blues, Blues Rock


Review vom 11.02.2014


Mike Kempf
Die Eine-Million-Frage bei Günter Jauch: Wer von unseren Lesern kennt die Brüder Sebastian und Maximilian Kleene, sowie Moritz Zergiebel? Niemand? Bis auf die Tatsache, dass wohl kaum einer von uns die 'Kohle' einstreichen kann, ist es nicht weiter schlimm, denn ich selbst gehöre zu denen, die die Antwort ebenfalls nicht wüssten, beziehungsweise bis vor kurzem keine Antwort parat hatten. Nun gut, es erscheint klar, dass es sich hierbei um Musiker handeln muss, sind wir schließlich ein Musikmagazin und berichten schon seit fast zehn Jahren (im kommenden Herbst feiern wir unser Zehnjähriges!) über Selbige.
Wow! Die Jungs aus Nideggen-Rath, die allesamt kurz vor dem Abi stehen und noch keine zwanzig Jahre alt sind, bringen mich insoweit ins Schwitzen, weil ich dachte, ich hätte mit Yasi Hofer bereits meinen Newcomer für dieses Jahr gefunden. Doch dank eines zufälligen Kontakts habe ich das bereits im letzten Jahr veröffentlichte, gleichnamige Album "The Backyard Band" erhalten und vorab schon mal bei YouTube gestöbert, um mir auch optisch einen Eindruck der Kapelle zu verschaffen. Dabei fiel mir besonders ihr Frontmann Moritz Zergiebel auf, der für sein jugendliches Alter mit außergewöhnlichen Stimmbändern ausgestattet ist und nebenbei über extrem gute Fitnesswerte verfügen muss. Denn wie fit muss man sein, um so ausdauernd in eine Bluesharp zu blasen, wie er es z. B. bei "Hold Up Your Tears" in die Tat umsetzt (gleichzeitig Track Nummer fünf auf der CD)? Auch sonst, aussehend wie ein Ex-Beatle aus den 60ern, wirkt er nicht nur sehr professionell und lässt sich weder Lampenfieber noch sonst irgendwelche Scheu anmerken. Er kennt, so wie die gesamte Band, nur eine Richtung: Volle Kanne geradeaus!
Nachdem ich meinen Wissensdurst durch den Erhalt der CD endlich zufriedenstellen kann, werfe ich den Rundling umgehend in meinen Player. Dieser zeigt mir acht Songs in fast exakt sechsunddreißig Minuten an und so wie ich es vermute, knallt mir das Trio von Null auf Hundert mit "Can't Stop Movin'" in Nullkommanix eine geballte Ladung Rock'n'Roll um die Ohren. Was gut anfängt, hört bei der Band nicht etwa gleich wieder auf. Nein, fortlaufend wird mit dynamischem Rhythm Blues und Blues Rock aus einer Mischung der Epochen der 50er bis Ende der 70er gerockt, was das Zeug hält. So ist z. B. "Smellin' The Blues' leicht an AC/DCs "The Jack" angelehnt und vermutlich hätten sogar die Youngs ihre helle Freude an diesem Teil.
Wenn ich nun bedenke, dass sich die Jungs erst Ende 2009 zusammenfanden und sich bis zum heutigen Tag ihre musikalischen Finessen fast allein beigebracht haben, muss ich sagen, The Backyard Band ist die beste Schülerband, die ich jemals zu Gehör bekam! Diese Tatsache beruht nicht nur auf ihrem wirklich guten Songmaterial, sondern, was mir besonders gefällt, dass sie jetzt schon sehr authentisch rüberkommen. Als weiteres großes Plus empfinde ich ihre unbekümmerte 'Rotzlöffel'-Mentalität und dass sie auf jegliche Effekthascherei verzichten. So spiegeln sich Zergiebels Gitarrenläufe extrem schön schroff und roh wider und ergänzen sich prima mit seinen ungeschminkten Gesangseinlagen, die sich anhören, als wäre er ein Mittfünfziger, der seine Gurgel jeden Tag mit Hochprozentigem pflegt. An seiner Blues-Harmonika bläst er derart seinen 'Sabber' ins Instrument, wie ich es sonst nur von Johnny Mastro gewohnt bin. Klasse, Moritz!
Zum Schluss haut die Combo mit "Travellin' Man" noch so einen richtigen Kracher raus und beschließt damit eine Tonkonserve, die es in sich hat. Es ist schon verrückt. Das, was ich eigentlich für ausgeschlossen hielt, dass mich quasi eine Schülerband zu Beifallsstürmen veranlassen könnte, ist nun tatsächlich eingetroffen. Die Jungs kommen so unbekümmert, frech und authentisch rüber, sind dabei so energiegeladen wie ein Aquarium von zigtausend Zitteraalen und haben damit nicht nur mich schwer beeindruckt, sondern auch Jürgen Wirtz, der sein Studio der Band zur Verfügung stellte, damit diese ihr Album marktgerecht einspielen konnten. Dass sie nebenbei so vertraut harmonisch wirken, als ob sie schon zwei Jahrzehnte zusammen musizieren würden, sei nur am Rande erwähnt, denn letztlich ist entscheidend was am Ende dabei rauskommt. Für meinen Geschmack bieten sie dem Konsumenten Rhythm Blues und Blues Rock mit dem Gütesiegel '1 A' und ich habe nun schon meinen zweiten Newcomer für dieses Jahr entdeckt. Mit solchen musikalischen Highlights und Tipps kann es 2014 ruhig so weitergehen!
Line-up:
Moritz Zergiebel (lead guitar, vocals, harp)
Sebastian Kleene (rhythm guitar)
Maximilian Kleene (drums)
Tracklist
01:Can't Stop Movin' (2:54)
02:Little Rock'n'Roller (3:25)
03:Dead Love (3:31)
04:Smellin' The Blues (5:54)
05:Hold Up Your Tears (3:56)
06:Clapping Band (5:21)
07:Lovin' The Hell (6:57)
08:Travellin' Man (6:09)
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