Backyard Tire Fire / Skin And Bones
Skin And Bones Spielzeit: 20:30
Medium: EP
Label: o.i.e. records, 2006
Stil: Southern-Blues-Bar-Rock'n'Roll


Review vom 03.12.2006


Jürgen B. Volkmar
Wer auf staubtrockenen Rock mit leichtem Southern Flair, der allerdings nie in die Stoner Richtung abdriftet, steht, ist bei Backyard Tire Fire aus Athens, Georgia genau richtig. Die Drei-Mann-Formation, die zur neuen Garde der Southern-Jam-Bands gehört, hat in der Warteschlaufe zu ihrem vierten Output eine EP für diejenigen nachgelegt, denen die Wartezeit ansonsten zu lange dauern würde.
Der Titelsong "Skin And Bones" überzeugt sofort mit bluesgetränktem, staubigem Rock. Wobei sich die Gitarre mühsam über schmutzige, einsame Straßen bewegt. Mit einer leicht verzerrten Stimme von Frontmann Ed Anderson garniert, entfaltet sich ein ganzes Panorama von Ausweglosigkeit und Lethargie. Knochentrocken agiert der Schlagwerker im Hintergrund. Bassläufe schlängeln sich wie Klapperschlangen durch ein ausgedörrtes Flussbett. Die Saloontür quietscht und die Barschlampen warten vergebens auf Kunden.
"Tired Of Being Tired" kommt rootsig, die Gitarre behält klar die Oberhand, die Stimme entfaltet sich lässig. Beinahe rituell kommen die Refrains, Bassfrequenzen lassen den Rock der Spätsiebziger kurz aufleben, werden dann wieder in den Mahlstrom einer schrill abgemischten Gitarre einbezogen.
Akustiker und Chorgesangliebhaber werden mit Sicherheit ihre Freude an "Don't Know What To Do" haben, das deutliche Erinnerungen an 'Summer of Love', Hippies und Woodstock hinterlässt.
Ed und Rock 'n' Roll-Bruder Matt haben wahrlich ein Gespür für intensive stimmungsgeladene Balladen. Stephen Stills und Neil Young schauen um die Ecke, eine akustische Reminiszenz an die Westcoast-Szene der 60er Jahre.
"Downtime", ein waschechter Rocker, besticht durch abwechslungsreiche Instrumentierung, auf den Punkt genaue Gitarreneinsätze und erinnert leicht an den Troggs-Klassiker "Wild Thing", allerdings in rauer und staubtrockener Version. Der Drummer tritt die Pedale, die Gitarren scheppern und die Stimme tönt breit und lässig. Gitarrensoli kommen ohrwurmartig und der Gesang lastet schwer im Raum. Eine der stärksten Nummern mit garantierter Langzeitwirkung.
Dass BTF live schon eine Macht sind, beweist ihr ständig wachsender Fankreis. Um dieses Gefühl auch denjenigen zukommen zu lassen, die nicht im derzeitigen Wirkungskreis der Gruppe, Illinois beheimatet sind, wurden noch zwei Live-Titel mit aufgezogen.
"Crack Alley", ein ambitionierter Southern-Jam-Rocker, zeigt deutlich, dass die Live-Fähigkeiten in jeder Hinsicht begeistern. Gekonnt ausbalancierte Klänge mit kernigen Vocals geben diesem Stück gehörig die Sporen. Perfekt abgemischt ertönt der Song, als ob er im Studio entstanden ist. Der letzte Track "Blood On The Strings" entfaltet noch einmal eine Zone jammenden, abwechslungsreichen Rock, der mit längeren Gitarrenpassagen eine ganz eigene Stimmung in bester Crazy Horse-Manier zum Besten gibt.
BTF haben es geschafft, mit dieser Scheibe einen Appetizer auf den Weg zu geben, der den Mund auf die nächste Veröffentlichung noch wässriger macht. Fans der Drive By Truckers-Mucke und des coolen, trockenen Southern Blues werden auf jeden Fall begeistert sein.
Tracklist
01:Skin And Bones
02:Tired Of Being Tired
03:Don't Know What To Do
04:Downtime
05:Crack Alley (Live)
06:Blood On The Strings (Live)
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