Machen wir uns doch nichts vor - Musik ist zumeist stimmungsabhängig und immer Geschmackssache. Daher hat die Rezensentenzunft keine angenehme Aufgabe zu bewältigen, sofern sie sich der größtmöglichen Objektivität befleißigen will.
Mir flatterte nun vor einiger Zeit eine junge finnische Band namens Bad Machine mit ihrem zweiten Longplayer namens "Motörfreakout" ins Haus.
Der Name der Band, die Spieldauer von ziemlich genau 30 Minuten bei 11 Songs, der Titel und Tracknamen wie "Let The Wanna Be's Eat The Dust" oder "Take A Ride With Me", im Zusammenhang mit der Aufmachung des Silberlings und des wohlklingenden Labelnamens 'Punk'n Drunk', sprechen einfach mehr als Bände und deuten unmissverständlich darauf hin, was den potentiellen Hörer erwartet:
2 bis maximal 3 Akkorde, Stolperdrums, Riff- und Schrubbelgitarre, (Mit)Grölrefrains und Garagensound im wahrsten Sinne des Wortes.
Wohlmeinend könnte ich davon reden, dass wir es hier mit einer Art Speed - Rock 'n' Roll mit schwerem Punkeinschlag zu tun haben, irgendwo im Dunstkreis solcher Vorbilder wie Motörhead, Ramones und den skandinavischen Kollegen der Hellacopters. Andere bezeichnen diese musikalischen Ergüsse auch als Schweinerock.
Allerdings hält sich der Speed, zumindest für Genrefreunde, so meine bescheidene Vermutung, durchaus in Grenzen. Die Freundin, die eher einem Robbie Williams zujubelt, dürfte trotzdem einen Hörsturz erleiden. Dabei gibt 'Amazon.de' an, dass Kunden, die Bad Machine erworben haben, auch Titel von Robbie Williams erstanden hätten. Das soll einer verstehen, merkwürdige Welt!
In meinen zarten Ohren klingen speziell der Titeltrack und "Emotional Overdrive" stark nach Herrn Kilmister und seiner Bande. Dagegen scheinen mir "Introduction To Outrage" und "Touched By Evil" Blaupausen der frühen Hellacopters zu sein.
Auf dem Foto im Booklet haben die vier Jungs alle ne Pulle Bier in der Hand, und sogar das Logo von 'Jever' Pilsener habe ich erspäht.
Jawohl, inner Bierlaune mit den richtigen Kumpels und guter Stimmung, da könnte dieses Scheibchen funktionieren. Ansonsten werden sich wohl alle Feingeister schütteln.
Aber Genrefans sollten zumindest mal einen Testdurchgang wagen. Für sie könnte es sich durchaus lohnen, zwar nicht als Überfliegerscheibe, aber einfach mal so zur Abwechslung zwischendurch. Warum nicht?
Spielzeit: 30:00, Medium: CD, Punk'n Drunk, 2005
1:Motörfreakout 2:Deathrace 3:Let The Wanna Be's Eat The Dust 4:Introduction To Outrage 5:On Your Own Now 6:Evil Freak 7:Touched By Evil 8:Take A Ride With Me 9:Cenobites 10:Emotional Overdrive 11:All Set Up To Go
Olaf "Olli" Oetken, 15.01.2006
|