Bärlin Blues Band / Berlin Blues
Berlin Blues
Da gehen fünf Musiker in ein Duisburger Studio, nennen sich Bärlin Blues Band und konservieren fast 60 Minuten feinsten Blues. Mittlerweile wird diese CD als so etwas wie ein Geheimtipp gehandelt und ich bin auch nur durch Zufall auf die CD "Berlin Blues" gestoßen. Und durch welchen Zufall?
Nun, wenn einem die Hamburg Blues Band gefällt, dann ist man ja bei der deutschen Musiklegende Alex Conti (auch Lake und Rockship zusammen mit Inga Rumpf)gelandet. Der hat mit einem anderen Gitarristen, Colin Hodgkinson (Spencer Davis Group), Wolfgang Norman Dalheimer (Keyboards) und Tony Hicks mal eben unter dem Namen Bärlin Blues Band "Berlin Blues" veröffentlicht.
Ach so, der andere Gitarrist ist Frank Diez, der zusammen mit Inga Rumpf Atlantis gegründet hat, mit Colin das Electric Blues Duo bildet, bei Randy Pie und Eric Burdon war und viel für Peter Maffay gespielt hat.
Zusammen frönen sie ihrer Vorliebe, dem Blues, in vielfältiger Art und Weise. Das geht echt querbeet.
Von Mayall, Aynsley Dunbar Retaliation über Jimi Hendrix und Steamhammer bis hin zu Eigenkompositionen.
Feinste akustische Gitarren hören und genießen wir auf dem instrumentalen Titelstück. Da sind wahre Meister am Werk. Auch vom Klang her ist das etwas Bemerkenswertes. Super, wie die Zwei sich hier ergänzen.
Elektrische Gitarren hören wir und zusammen mit der Band gibt es ein jazzig angehauchtes "Black Espandrillos". Conti feuert in diesem groovigen Track eines seiner perfekt sitzenden Turbo-Soli ab. Diez steht dem in nichts nach und Dalheimer fetzt ein Keyboard-Solo in die Rillen. Hicks und Hodgkinson sorgen dafür, dass die Drei nicht abheben.
Mit zwei John Mayall-Zitaten wartet die Bärlin Blues Band auf. Zum Einen: "Top Of The Hill" von "A Hard Road". Damals war Peter Green an der Gitarre.
Relaxt, entspannt geht es ab. Eine Lockerheit, die kaum zu überbieten ist. In manchen Phasen filigran, fast zerbrechlich. Diez hat ein Solo drauf, das durchaus länger hätte ausfallen dürfen. Dalheimer jetzt am Piano, ebenfalls mit einem Solo. Echt, das ist top…
Zum anderen "Death Of J.B. Lenoir". Der Conti kann es. Er singt wie Mayall in früheren Jahren. Man meint, der britische Blueser wäre als Gast im Studio gewesen. Nein, Conti ist es. Absolute Klasse hat der Song. Ohne Fehl und Tadel.
Weil ich gerade bei diversen Lobeshymnen bin. In diesem Zusammenhang bin ich hoch erfreut, "Junior's Wailing" wieder zu hören. Daran konnte ich mich früher schon nicht satt hören. Jetzt auch nicht an der Bärlin Blues Band.
Frank Diez entert für "Who Know's" das Mikrofon. Irgendwie auch logisch gedacht. Hat Diez doch mit 18 Lenzen eine Session mit der Jimi Hendrix Experience gespielt. Und der riet ihm, Gitarrist zu werden. Gut, dass Frank Diez auf ihn gehört hat. Aber mal ehrlich, wer hätte das nicht.
"I'm Not Talking" überzeugt.
Auch das knackige Rock 'n' Roll-Stück "Ju Ju Man" und das abschließende "Fine, Fine, Fine" können den Streifzug durch den Blues nicht treffender beschreiben.
Zusammenfassend kann ich nur empfehlen, sich auf die Suche nach diesem Kleinod zu machen. Es lohnt sich allemal…
"Berlin Blues" werde ich hüten wie meinen Augapfel.


Spielzeit: 57:18, Medium: CD, WPL Records, 2000, Blues
1:Top Of The Hill (4:23) 2:Ain't Got You (2:26) 3:Down, Down And Down (9:08) 4:Black Espandrillos (4:37) 5:Death Of J.B. Lenoir (8:01) 6:Berlin Blues (3:28) 7:Till Your Lovin' (Makes Me Blue) (4:07) 8:Who Know's (4:52) 9:I'm Not Talking (2:38) 10:Junior's Wailing (5:30) 11:Ju Ju Man (3:36) 12:Fine, Fine, Fine (4:10)
Joachim P. Brookes, 09.07.2006