The Band Of Heathens ist eine Roots Rock-/Americana-Band, die ich von Anbeginn an verehre. Warum? Der Leser möge mir mein freches Mundwerk verzeihen, aber hauptsächlich deswegen, weil sie sich niemals auf dieses 'Americana-Gejammere' eingelassen haben. Die Jungs haben immer in erster Linie gerockt und - vor allem live - die Kuh mit ausgedehnten Jam-Passagen fliegen lassen. Für meinen Geschmack hoben sie sich damit äußerst positiv von den vielen 'Jammerlappen' des Genres ab! Live waren und sind sie nach wie vor eine Macht, was sie mit pausenlosen Touren, bei denen sie ihre treue europäische Anhängerschaft bedienen, beweisen. Die Herrschaften stehen einfach gerne auf der Bühne, da macht eine weitere Live-CD/DVD aus dem Hause Blue Rose natürlich immer Sinn...
Am 7. und 8. Oktober des vergangenen Jahres gastierte die Band Of Heathens im Double Down Club in Denver/Colorado, wo schon andere Genre-Größen für Live-Aufzeichnungen auftraten. Diese Aufnahmen liegen jetzt auf zwei CD/DVD-Digipaks, "The Double Down - Live In Denver Vol. 1" bzw. "... Vol. 2" betitelt, vor. An beiden Abenden spielten die Texaner unterschiedliche Sets mit nur wenigen Überschneidungen - fast alle Songs zu ellenlangen Jams 'aufgeblasen'. Nach meinen Eindrücken ist das "...Vol. 1"-Set eher bluesiger, das "...Vol 2."-Set mehr roots-rockig ausgefallen - doch letzteres wird in einer gesonderten Besprechung abgehandelt.
Mit Trevor Nealon hat die Band Of Heathens nun einen 'richtigen' Keyboarder in ihren Reihen. Ed Jurdi hatte ja bislang gelegentlich ein Nord-Keyboard bedient und tut dies auch weiterhin, aber organische Klänge eines Wurlitzer Pianos oder einer Hammond Orgel sind einfach eine Klasse für sich... und fügen sich natürlich perfekt in den sehr analogen Sound der Band ein!
Mit "You're Gonna Miss Me" wählt die Band Of Heathens einen sehr bluesigen Einstieg. Ein irres Wurlitzer-Solo sowie ausgiebige Soli der drei Gitarristen blasen die Nummer zu einem Zwölf-Minuten-Jam auf. "Golden Calf" klingt ebenfalls sehr bluesig - minimalistisch und mit lockeren Strukturen arrangiert. Mit "Say" wird es erstmals 'rootsig'. Die souligen Vocals von Ed Jurdi, dessen 'cremige' Stimme mir von den drei Leadsängern am besten gefällt, prägen den Song.
"Somebody Tell The Truth" kommt wieder etwas bluesiger daher, was durch das Wurlitzer noch unterstrichen wird. Ein fast meditativer Jam, basierend auf Jurdis Solo, schließt sich im Mittelteil an, der sich in einen formidablen Rocker steigert. Spannung 'raus... das Piano baut die Dramaturgie neu auf - dieses Mal in ein 'Duell' mit Colin Brookes Slide mündend. Dieser, ein Bandmitglied der ersten Stunden, ist leider Ende des vergangenen Jahres ausgeschieden. Da er alle Art von Saiteninstrumenten perfekt beherrschte wird er sicher fehlen. Allerdings hat die BOH durch die Hammond und das Wurlitzer neue Möglichkeiten, die Songs zu gestalten.
Leicht depressiven Country Rock legt die Band dann mit "Let Your Heart Not Be Troubled" auf. Die Nummer erinnert an die frühen Zeiten der Eagles. Der "LA Country Blues" nimmt diese melancholischen Klangfarben auf - Brookes Lap Steel setzt dazu die passenden Akzente. Bei "Enough" klingt's dann eher in Richtung Black Crowes. Dieser kurze Abriss einiger Songs verdeutlicht, wie abwechslungsreich und kurzweilig die 72 Minuten dieser CD/DVD sind. Mit "Nothing To See Here" wird sogar ein Outtake aus den Studio-Sessions zum aktuellen Album gebracht... eine schöne Überraschung.
Bild- und Tonqualität sind absolut in Ordnung - eine ruhige Kameraführung mit langen Einstellungen in der Totalen lässt tief in das Bühnengeschehen eintauchen und wird der Musik der BOH absolut gerecht. Der Saal des Double Down Clubs ist brechend gefüllt, trotzdem ist alles am Grooven - vor allem in den langen Jams ("Should Have Known"!!) kann man die Stimmung hochkochen fühlen. Als Bonusmaterial gibt es auf der DVD mit "Hey Rider" und "Wilson And Otis" noch die beiden Zugaben, die von der Länge nicht mehr auf die CD gepasst haben.
Als Fazit lässt sich feststellen, dass die Band Of Heathens ihren Status als eine der geilsten Live-Bands des Roots Rock-Genres mit "The Double Down - Live In Denver Vol. 1" locker verteidigen kann und "...Vol. 2" wird hinter diese Aussage noch ein Ausrufezeichen setzen - doch dazu in Kürze mehr.
Line-up:
Ed Jurdi (vocals, electric guitar, acoustic guitar, Nord keyboard, harp, backing vocals)
Gordy Quist (vocals, electric guitar, acoustic guitar, backing vocals)
Colin Brooks (vocals, electric guitar, slide, Dobro, lap steel, backing vocals)
Trevor Nealon (Wurlitzer, Hammond, backing vocals)
Seth Whitney (bass)
John Chipman (drums, backing, vocals)
Tracklist CD und DVD |
01:You're Gonna Miss Me
02:Golden Calf
03:Say
04:Somebody Tell The Truth
05:Let Your Heart Not Be Troubled
06:LA Country Blues
07:Enough
08:What's This World
09:Right Here With Me
10:Nothing To See Here
11:Should Have Known
Bonusmaterial DVD:
01:Hey Rider (Bonus Track)
02:Wilson And Otis (Bonus Track)
|
|
Externe Links:
|