Diese vier Jungs aus Georgia präsentieren uns mit ihrem "Red Album" eine gefällige und etwas ungewöhnliche Hardrockscheibe. Wobei der Begriff Hard Rock im herkömmlichen Sinne hier nicht wirklich greift.
Tief im 70er Jahre-Rock verwurzelt, wird hier eine gute Dreiviertelstunde (10 Minuten Leerlaufzeit bis zu einem Hidden Track müssen hier von der Gesamtspielzeit abgezogen werden) harte, progressive und mit einer unglaublichen Spielfreude und Intensität vorgetragene Musik geboten.
Einzelne Stücke hier hervorheben zu wollen ist mir schier unmöglich, jeder Song bietet eine Fülle an großartigen Melodien, abgedrehten Gitarrenparts und ausufernden, verfrickelten Instrumentalparts. Zum Glück geraten letztere nie zum Selbstzweck, sondern bleiben immer nachvollziehbar und betten sich stets wunderbar in die Gesamtkompositionen ein. Aufgrund des harten, aber glasklaren Gitarrensounds und des rauen, heiseren Gesanges erinnert mich dieses Quartett immer wieder an eine unmetallischere, mit einem wärmeren Klangbild versehende Ausgabe von
Opeth. Oder anders formuliert: So würden vermutlich
Pink Floyd klingen, wenn sie nach einer durchzechten Nacht den Proberaum entern würden und irgendwie tierisch mies drauf wären.
Zurück zum Gesang: Hier bildet sich leider nach mehrmaligen Durchläufen auf der heimischen Anlage ein kleiner Wehrmutstropfen heraus. Obwohl sich die teils derben Vocals ingesamt überraschend gut in die Kompositonen einfügen, und ihnen Charakter und das nötige Stück zusätzliche Energie verleihen, fehlt es ihnen ein wenig an Variabilität. Sprich, der Gesang bleibt oft sehr lange über weite Strecken in einer Stimmlage hängen und wirkt nach zwei, drei Liedern dadurch recht monoton. Ein Kontrast zwischen diesen und einigen eingestreuten cleanen Parts würden der Truppe vermutlich gut zu Gesicht stehen, und wäre das Sahnehäubchen auf der ansonsten gut abgeschmeckten Suppe.
Nun ja, an dieser Stelle mal Schwamm über den Punkt Gesang, der auch nicht überzubewerten ist, da hier die sonstigen handwerklichen Fähigkeiten der Jungs eindeutig im Vordergrund stehen und die Vocals auch aufgrund der zahlreichen tollen Instrumentalparts eher als begleitendes 'Instrument' zu verstehen sind.
Alle Fans von progressiver, aber dennoch songdienlicher Rockmusik, die auch gerne mit Ecken und Kanten versehen sein darf, sollten hier zugreifen.