The Baseball Project / Frozen Ropes And Dying Quails
Frozen Ropes And Dying Quails Spielzeit: 44:51
Medium: CD
Label: Blue Rose Records, 2008
Stil: Pop Rock

Review vom 03.09.2008


Tom Machoy
Die letzte Steve Wynn-CD, Crossing Dragon Bridge, hat nun absolut nichts mit dem zu tun, was ich jetzt höre. Es ist ja aber auch nicht bloß sein Musikprojekt, ebenso ist es Scott McCaugheys Projekt. Beide kennen sich schon seit langem, schätzen einander und haben nun die Gelegenheit ihres gemeinsamen Hobbys genutzt, um endlich einmal miteinander zu musizieren (erstes Hobby). Das andere Hobby heißt Baseball, was ja bei uns hier eher nicht den Stellenwert genießt, wie hinterm Ozean.
Nun ja, das ist auch der Grund, weshalb ich mich über Titelnamen, Texte, usw. nicht auslassen werde. Mir fehlt einfach das Grundwissen dazu. Auf jeden Fall wird dieses Spiel wohl mit einem Ball gespielt, der etwas größer als ein Tischtennisball sein soll…☺
Über Steve Wynns Werdegang ist bei uns schon geschrieben worden, interessant sind für mich daher die anderen Musiker(innen). Scott McCaughey ist seit 25 Jahren im Geschäft und immer wieder tauchte sein Name auf, sei es »als Boss der Young Fresh Fellows, The Minus 5 oder Tuatara« (übrigens klasse, wenn auch ganz andere Musik: "Cinemathique "(2001)). Er spielte auf Platten u.a. der Walkabouts mit, bei John Wesley Harding und »zählt als Keyboarder und Gitarrist zum engsten Zirkel von R.E.M., die er auf allen Tourneen begleitet und ausnahmslos auf allen ihren CD's von 1996-2008 mitspielte«. Der Mann wird gebraucht - der Mann ist gut!
Die beiden Frontleute werden außerdem von Wynns Frau Linda Pitmon unterstützt, die schon des Öfteren die Trommelstöcke geschwungen hat und Peter Buck, der nun auch nicht eben ein unbeschriebenes Blatt im Musikgeschäft ist - R.E.M.-Mastermind, Minus 5, Tuatara
Und so trafen sich die Freunde, die Kollegen im Dezember 2007 im Jackpot Studio in Portland zu einem irgendwann mal lose ins Auge gefassten Gig und nahmen unter der Tonregie Adam Selzers diese 13 Titel auf. Wie nicht anders zu erwarten, strotzen die Titel vor Kraft; Gitarrenwände (manchmal sogar Mauern) fast in jedem Titel, geradlinig, kompakt, unkompliziert melodisch. Musik, die Spaß macht, die nicht langweilt.
Beeindruckend bereits das erste Stück aus der Feder von Scott McCaughey. Fetter Gitarrensound und sofort denke ich an Tom Pettys "Learning To Fly"-CD, vom Stil her passt alles. Das Video auf YouTube sagt genau das Gleiche. Wunderbare Musik mit viel Liebe und Leidenschaft dargebracht. Die Vier haben sehr viel Spaß und hüpfen über die Bühne. Danach zwei Wynn-Titel der sieben, die er zur CD beigesteuert hat. Hört man, ehrlich gesagt, auch am Stil. Vor allem "Gratidude" ließ sich für mich leicht mit oben genannter "Crossing Dragon Bridge" in Zusammenhang bringen.
Einfaches Gitarrenspiel, mal akustisch mal elektrisch finde ich auch in "Broken Man". Das ist einfach Gute-Laune-Musik, da muss mich der Sport überhaupt nicht interessieren, egal, ob es um Gewinner oder Verlierer geht. Ich finde es gut, dass aus diesen Geschichten so gute Musik entstanden ist. Und dass sich die Stories um z.T. sehr vergangene Zeiten drehen, merke ich der Musik in den wenigsten Fällen an. Am ruhigsten klingt dann wohl "Fernando", ein Steve Wynn-Titel - hat so was von Kuschelsong aus den späten 50'ern, dazu noch in spanisch gesungen. Da alle Nummern im Schnitt 3-3,5 Minuten lang sind, halte ich das tapfer aus.
Denn nun gibt es wieder Musik, bei der Mitbewegung angesagt ist. Und in "Jackie's Lament" spielen die Vier eine kurze Abwandlung von Simon & Garfunkels "Mrs. Robinson"! Ein kleines, feines Detail, das mir die Musik noch symphatischer macht.
Akustische Gitarre, Mandoline dazu, beständig singender Backgroundchor (ganz unauffällig), die Mischung ist schon fast zu schön in "Harvey Haddix". Die Titel sind sehr treibend und jedes Mal gibt es Kopfnicken oder Fußstampfen. Und so endet die CD mit "The Closer", was ähnlich dem ersten Titel, "Past Time" klingt, aber auch von Steve Wynn stammt. Ein schöner Abschluss einer, wie ich finde, gelungene CD.
Klingt für mich nach Tom Pettys Sound. Ich mag Tom Pettys Sound, ich mag diese CD.
Zum 'Reinhören' würde ich "Past Time", "Satchel Paige Said" oder "Jackie's Lament" immer wieder auflegen.
Und da das Material unerschöpflich scheint, bin ich auf Vol.2 schon sehr gespannt. Wenn die aber erscheinen wird… dann fliegen die Basebälle vielleicht schon rückwärts oder Baseball ist olympische Disziplin, wer weiß? ☺
So, und weil ich so völlig Baseball-blind und -uninteressiert bin, die Information vom Blue Rose Label dazu.
»Und wer sich nicht nur an der Musik delektieren, sondern auch noch in die Baseball-Materie einsteigen möchte, der wird seine helle Freude an den Texten haben - die so ausufernd sind, dass sie kaum in das knappe 3:00 bis 3:30-Format passen, die vor detailgetreuen statistischen Informationen geradezu überquellen, die all den Helden und Losern Respekt zollen, die die Rekordhalter und tragischen Figuren dieses Sports zum neuen Leben erwecken, die Witz, Sarkasmus und eine starke poetische Kraft ausstrahlen… und die sinnvollerweise im Booklet abgedruckt sind.«
Line-up:
Linda Pitmon (drums, vocals, percussion)
Steve Wynn (vocals, guitars, organ, melodica)
Scott McCaughey (vocals, bass, guitars, piano, farfisa, accordion, harmonica, percussion)
Peter Buck (guitars, electric sitar, mandolin, bouzouki, 6-string bass)
Tracklist
01:Past Time
02:Ted Fucking Williams
03:Gratitude (For Curt Flopp)
04:Broken Man
05:Satchel Paige Said
06:Fernando
07:Long Before My Time
08:Jackie's Lament
09:Sometimes I Dream Of Willie Mays
10:The Death Of Big Ed Delahanty
11:Harvey Haddix
12:The Yankee Flipper
13:The Closer
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