Yiiihaa, wer hat Lust auf eine knapp dreiviertelstündige Autofahrt durch die staubtrockene Hitze der Highways im Umkreis von San Diego? Aber mal im Ernst: Der Name dieser Truppe aus Kalifornien schürt natürlich erst mal hohe Erwartungen. Und Konfusion!
Ja, Potzblitz, kann es denn die Möglichkeit sein, dass der Man In Black, der in seiner eigenen TV-Show Anfang der Siebziger Jahre ca. sieben Millionen zuschauenden Amerikanern anvertraut hat, dass er bekennender und praktizierender Christ ist, sich mit zwielichtigen Personen des weiblichen Geschlechts (...ahem, das muss natürlich und selbstverständlich nach der Trennung von seiner ersten Gattin und vor der Heirat mit June Carter gewesen sein...) vergnügt und Spuren hinterlassen hat?? Nun gut, Cash hatte auch eine ausgeprägte dunkle Seite, die er wohl immer bekämpfte, aber lange lange Jahre seines Lebens nicht in den Griff bekam.
Aber nein, nachdem Bandkopf Mark Stuart seine
Punk-(!!) Vergangenheit samt dem ehemaligen Line-Up ("...der Punk-Rock hätte mich fast umgebracht...") hinter sich gelassen hatte, hatte er eines nachts im Traum die Idee für eine neue Band, inklusive des Namens. Ohne lange zu zögern stellte er diese dann zusammen und die Jungs machten sich an's Werk. Und damit nicht genug: Nachdem sich Johnny Cash von der Qualität des Projektes überzeugt hatte, erteilte der Meister der Gruppe höchstpersönlich seinen Segen und die Erlaubnis, seinen Namen verwenden zu dürfen.
Und mit "Mile Markers", dem bereits dritten Album der Bastarde, haben wir nun ein echtes kleines Juwel vorliegen. Versucht uns der Opener "Austin Nights" noch spitzbübisch mit TexMex und mexikanischen Gitarren zu relaxter Stimmung in eben dieses Land in Mittelamerika irrezuführen, so wird danach aber recht schnell deutlich, dass wir es hier mit einem Country-Rock-Album erster Kajüte zu tun haben.
Die Songs, die frisch und authentisch rüberkommen (und bis auf einen Co-credit alle aus der Feder von Mark Stuart stammen), überzeugen durch wunderschöne Pedal-Steel Gitarren, melancholische Fiddles und manchmal etwas an Steve Earle (zu "Guitar Town"-Zeiten) erinnernden Gesangslinien. Gesangstechnisch, was Feeling und Ausdrucksstärke angeht, erreicht Stuart zwar nicht ganz das Level eines Steve Earle, aber das tun eh die Wenigsten. Soll auch nicht als Kritikpunkt verstanden werden, da er seine Sache erstklassig macht.
Und Dampf haben die einzelnen Tracks ebenfalls, ohne dabei die Melodien aus den Augen zu verlieren. Aufgelockert wird das Ganze durch ruhigere Songs (Balladen möchte ich sie nicht nennen) wie z.B. "Radio Girl" und "Lonely Tonight", oder auch mal einen Rockabilly-Ausflug wie "No Easy Road", die das durchaus erfreuliche Gesamtbild abrunden.
Starker Country-Rock, wie ich ihn schon lange nicht mehr gehört habe. Extrem geeignet für lange Fahrten auf dem Highway, bzw.
der Autobahn, aber auch in den eigenen vier Wänden bestens konsumier-,
genieß- und bejubelbar.
Schönes Teil, das durchaus Beachtung und von mir
8,5 Rocktimes-Uhren verdient. Weiter so, dieses Album macht Lust auf mehr!!
Dieses Jahr ist die Band auch in Deutschland live zu erleben.
Spielzeit: 42:44, Medium: CD, Texicali Records, 2005
1:Austin Night 2:The Road To Bakersfield 3:California Sky 4:Borderline Of The Heart 5:King Of The World 6:Radio Girl 7:Night Comes Down 8:No Easy Road 9:Lonely Tonight 10:Under Your Spell 11:Restless Heart 12:The Pride Of Abilene
Markus Kerren, 03.03.2006
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