Baumstam Werkstadt Witten 13. Oktober 2007 Konzertbericht Stil: Kraut Rock Artikel vom 23.10.2007 Wilfried Hermanns

Trotz einiger organisatorischer Schwierigkeiten, betrat die Krautrocklegende Baumstam zu später Stunde (23 Uhr) vor ca. 80 bis 100 zahlenden Gästen die Bühne.
Der größte Konkurrent an diesem Abend war der Fußball, hier sind die Menschen gnadenlos und bleiben lieber am heimischen TV. Der Abend erinnerte mich an den Gig einer anderen Wittener Band, nämlich Franz K. am 19.05.1982 in der Heinsberger Stadthalle. Aber auch damals setzte sich am Ende die Rockmucke gegen ein Fußball-Länderspiel durch.

Der Sound war von Beginn an gut, sieht man mal davon ab, dass Ulis Soloparts bei den ersten zwei bis drei Songs etwas zu leise waren und die Nebelmaschine aus mir unbekannten Gründen nicht einsetzte.

Baumstam spielte im ersten Set viele neue Songs von der kommenden CD, einem Doppelalbum mit 16 Songs (Erscheinungstermin Dezember 07). Eine neue Version vom Titelsong des Kultalbums "On Tour" öffnete natürlich das Herz jedes Baumstam-Fans.

Nach einer kurzen Pause änderte sich die Stimmung schlagartig ins Positive. Die Gäste brauchten anscheinend den warmherzigen und liebevollen Pausenkontakt zur Band!?
Es wurde mitgeklatscht und gesungen, irgendwann nebelte plötzlich auch die Nebelmaschine.
Die Band drehte nun richtig auf und überzeugte mit einer sagenhaften Spielfreude. Die Songs vom Debütalbum aus den 70er Jahren, wie "Fifteen Years Old Mary", "Girl, I Want To Stay Into Your Fire" oder "Hold Me" öffneten nun jedes Rock'n'Roll-Herz.

Um Zugaben ließ sich Baumstam nicht lange bitten, hier war natürlich der Kultsong "Dusty Roads" der absolute Höhepunkt! Insbesondere bei diesem Song kann ein Uli Klawitter seine Liebe und Verehrung für
Rory Gallagher nicht mehr verleugnen.

Alles in allem hat die Krautrock-Kultband Baumstam ein großes Potenzial und ein professionelles Erscheinungsbild. Die Band versteht es, mit ihrem Publikum umzugehen. Gleichzeitig braucht Baumstam dieses Publikum, denn sie sind eine super Liveband!

Ein toller Abend, mit einem für mich zur Zeit besten deutschen Krautrocksänger, eingebettet in einer harmonischen, spielfreudigen Rockband, endete in den frühen Morgenstunden.
Die Musiker gaben gegen 2 Uhr noch Autogramme für einige 16- bis 18-jährige Rockfans, die sich teils auch die "On Tour" signieren ließen... Ob sie die wohl vom Vater geerbt hatten?
Keine Frage: Der Krautrock lebt, und das nicht nur bei Leuten um die 50!