Bayside ist die nächste, mir bis dato unbekannte Band, die auf dem Indie-Label 'Victory Records' erscheint und von 'Soulfood' vertrieben wird. Nach zwei regulären Scheiben des ursprünglichen Quartetts erscheint nun eine CD/DVD als Output der tragischen 'Never Sleep Again'-Tour von 2005.
Bei einem Unfall des Band-Busses verunglückte dabei Drummer John 'Beatz' Holohan tödlich, Basser Nick Ghanbarian wurde verletzt. Nachdem der Schock überwunden war, setzten Sänger/Gitarrist Anthony Raneri und Gitarrist Jack O'Shea (ohne Nick Ghanbarian, wertes PR-Team und werte Abschreiber!) die Auftritte als 'Acoustic Sets' fort. Die lt. Bandpage dann kolossalen 'Reaktionen' veranlassten nun das Label zu dieser Veröffentlichung. Die CD enthält sieben 'Unplugged'-Nummern, im Studio eingespielt, zwei Outtakes der Sessions für das letzte Album "Bayside" und einen Track des Abschlusskonzerts im Chicagoer 'House of Blues' vom 11.12.2005. Dort wurde auch die DVD mitgeschnitten.

Bei dieser Produktion handelt es sich um einen echten Fan-Artikel. Auf den beiden regulären Studio-Stücken bekommt man, als bislang unbedarfter Hörer, den Eindruck einer druckvollen Alternate-Band. Ohne weitere Kenntnis der Stücke im Original fällt es mir allerdings schwer, den 'Unplugged'-Versionen besonderen Reiz abzugewinnen.
Die beiden Gitarristen haben wirklich was drauf und Raneri ist auch ein ansprechender Sänger, trotzdem haut mich das nicht vom Hocker.
Für Bayside und ihre Fans mag es ja unter dem Eindruck des Geschehens etwas Besonderes gewesen sein, rein musikalisch ist es jedoch eher wenig aufregend.

'Victory'-Kollege Josh Caterer von den Smoking Popes schaut bei seinem CD-Cover "Megan" vorbei und ist im Bonus-Material der DVD bei den Aufnahmen im Studio zu beobachten, ebenso wie die beiden Baysider. Film- und Fotoaufnahmen des verunglückten Drummers runden die DVD ab. Die zeigt im Hauptteil sieben Songs des besagten Gigs, von sechs oder sieben Kameraleuten (die sich ständig gegenseitig mitfilmen) aus den unterschiedlichsten Positionen aufgenommen. Auch die regelmäßig von mir beklagte, weit verbreitete, aber dennoch völlig dem Sehgenuss abträgliche Hektik beim Schnitt zeugt nicht gerade von guter Regie. Was jedoch die (zumeist recht jungen) Fans wohl nicht weiter stören wird. Der Sound ist o.k., auf der CD sogar sehr gut. Letztere bevorzuge ich auch eindeutig.

Schon bemerkenswert, dass ein Label seiner Band eine solche Veröffentlichung ermöglicht. Einem größeren Musikkreis wird sich das "Acoustic"-Album jedoch kaum erschließen können. Wer neugierig auf Bayside ist und nicht gerade auf emotionale Statements steht, sollte lieber zu den Studio-Scheiben greifen.