Bazilian & Wester / What Shall Become Of The Baby?
What Shall Become Of The Baby? Spielzeit: 48:10
Medium: CD
Label: Membran/Sony, 2013
Stil: Folk Rock, Pop

Review vom 26.03.2013


Steve Braun
Hupe trifft Nordmann - auf diese griffige Formel könnte man das neueste Projekt von Eric Bazilian, der hier auf Nordmans Fronter Mats Wester trifft, bringen. Aber "What Shall Become Of The Baby?"... was soll aus dem Baby werden? Dies ist das erste Album des noch jungen Jahres, das sich etwas 'zerrissen' präsentiert. Doch dazu später mehr...
Das erste Treffen der beiden Protagonisten, so ist auf dem Begleitschreiben der Promotionfirma vermerkt, sei 1996 im Rahmen eines nordschwedischen Festivals, auf dem seinerzeit die Hooters spielten, zustande gekommen. Bazilian, bereits seit langem ein großer Nordman-Fan, wurde von Wester gefragt, ob er nicht bei einem Song mitspielen möge... klar doch, es funktionierte derart gut, dass er bis zum Ende von deren Show auf der Bühne blieb.
Nordman zählen in ihrer Heimat quasi zum nationalen Kulturgut, das den schwedischen Folk dort bereits millionenfach unter die Leute bringen konnte.
Und genau an dem Punkt hat der Schreiber dieser Zeilen ein kleines Problem: Was macht denn eigentlich diese ominöse 'schwedische Folklore' genau aus, die laut Pressetext auf "What Shall Become Of The Baby?" mit dem Hooters-Sound verquickt werden soll? Zweifelsfrei höre ich diese einzig in "Bone" in Form einer Nyckelharpa (einem Saiteninstrument, das wie eine Gitarre gehalten, aber mit einem Bogen gestrichen wird) zweifelsfrei heraus - sehr schwerblütig, wie man sich dies für nordische 'Kaltblüter' als diesbezüglicher Laie halt so vorstellt. Sehr schöne Nummer, übrigens... Ansonsten sind die vielfach eingesetzten Folkelemente für mein Ohr eher dem gälischen Sprachraum entliehen, wie man dies bereits von den Hooters gewohnt ist. Vielleicht ist da noch bei "Bigger Than The Bossa Nova" etwas schwedisches Blut im Spiel, wenn im Hintergrund mit Leierkasten und Blockflöten experimentiert wird, allerdings zählt diese etwas seichte Popnummer nicht gerade zu den Glanzpunkten des Albums. Ganz peinlich wird es, wenn man hier zwischenzeitlich ins Italienische wechselt - das erinnert an die kläglichen Versuche der Hooters mit dem deutschen Idiom!
Aber immer, wenn Bazilian & Wester die (für meine Ohren) irischen Folk-Tupfer mit knackig-eingängigem Rock vermischen, vermittelt "What Shall Become Of The Baby?" diese berüchtigten Gänsehautmomente. Genau dann würde man 'blind' auf die Hooters tippen, wenn der betreffende Song im Radio gespielt würde. "Good Thing", "Somebody Else", "Over The Hill" und der Titelsong brennen in dieser Hinsicht ein wahres Freudenfeuerwerk ab. "Until You Dare", der längste Track, entpuppt sich als eine ganz starke, von zittrigen Mandolinen befeuerte Halbballade. "These Three Chords" spielt ebenfalls die erfrischend-fröhliche irische Karte aus...
Es könnte alles so schön sein, wenn nicht neben diesem unsäglichen "Bossa Nova" noch zwei weitere Zitronen auf dieser ansonsten sehr ansprechenden Scheibe zu finden wären. Bei "Stureplan" rettet auch eine muntere Fiddle nicht vor gähnender Langeweile. Ganz schlimm finde ich "The Man" - neeeee, Leute!!! Auf Lambada hatte ich noch nie Bock und das gedenke ich auch in meinen letzten paar Jährchen nicht zu verändern!
Zum Glück werden mit "What People Got To Do" und "Where Your Angels Are" zwei langsamere, mich tief berührende Stücke nachgelegt. Vor allem letzteres entwickelt sich zu einem beachtlichen Ohrwurm.
Als guter Texter war Eric Bazilian schon immer bekannt und so lugt bei so manchem Song der berühmte Schalk zwischen den Zeilen hervor. Alle Songs entstammen der Feder von Bazilian & Wester, die jetzt schon seit fast zehn Jahren gemeinsam experimentieren. Da beide zudem Multiinstrumentalisten sind, haben sie die Stücke gleich nahezu im Alleingang eingespielt. Mit David Uosikkinen und Rob Hyman schauten auch zwei Hupen mal kurz in die Sound-Küche der beiden Hauptakteure.
Im Grunde genommen wäre "What Shall Become Of The Baby?" ein richtiger Knaller, wenn da nicht diese drei 'käsigen' Ausfälle zu verzeichnen wären. Fans der Hooters sollten hier allerdings auf jeden Fall mindestens sechs, sieben Songs finden, die Begeisterungsstürme auslösen. Wer auf das Blending von irischem Folk mit knackfrischem Rock steht, sollte ebenfalls ein Ohr riskieren...
Line-up:
Eric Bazilian (vocals, guitars, mandolin, bass, keyboards, drums)
Mats Wester (vocals, nyckelharpa, mandola, melodica, Hurdy Gurdy)

Additional Musicians:
Ted Greenberg (drums - #2,9,12)
David Uosikkinen (drums -#3,5-7)
Pepe Lindholm (drums - #8)
Rob Hyman (accordion - #7)
William Wittman (bass - #6)
Tracklist
01:Good Thing (2:59)
02:Until You Dare (4:57)
03These Three Chords (3:40)
04:Bone (4:31)
05:Bigger Than The Bossa Nova (3:37)
06:Somebody Else (3:40)
07:Over The Hill (3:25)
08:Man (3:31)
09:What People Got To Do (5:08)
10:Stureplan (4:19)
11:What Shall Become Of The Baby? (4:02)
12:Where Your Angels Are (4:17)
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