Surfin' Around The World
Womit belohnen sich Musiker selbst, die es geschafft haben, zwar mit einer Auszeit, aber dennoch fünfzig Jahre auf der Bühne zu stehen? Natürlich mit einer neuen CD und einer Welttournee. Eine gefühlte Ewigkeit ist es inzwischen her, dass die Beach Boys in Berlin zu Gast waren. Die Band hat eine ganze Generation geprägt und mit ihrer Musik neue Horizonte eröffnet. Mit Hits wie "Surfin' USA", "Good Vibrations" oder "Help Me, Rhonda" haben sie nicht nur eine gewaltige Surfer-Welle ausgelöst, sondern Party-Musik für jede Gelegenheit kreiert.
Heute ist das Quintett im Rahmen seiner Tour, bei der es leider nur drei Gigs in Deutschland gibt, in der Hauptstadt. Selbstverständlich in der größten Halle, mit der größten Bühne. Notwendig ist das, denn die Nachfrage bzgl. der Tickets ist enorm und wenn vierzehn Musiker on stage platziert werden sollen, dann ist nur das Maximum gerade gut genug.
Neben den fünf Hauptprotagonisten, die normalerweise völlig ausreichen würden, um einen guten Sound zu liefern, tummeln sich im Hintergrund der Bühne weitere Gitarristen, Keyboarder, Drums- und Percussion-Spieler. Der Klang in der Halle ist gigantisch und durch die vielen Musiker bis ins kleinste Detail perfekt. Die Beach Boys selbst werden alle durch mindestens ein weißes Kleidungsstück hervorgehoben und strahlen somit förmlich im Scheinwerferlicht. Einzig Mastermind Brian Wilson sitzt etwas versteckt hinter seinem weißen Flügel. Um ihn und die anderen im Hintergrund besser kenntlich zu machen, läuft ein Kameramann ständig auf der Bühne auf und ab und liefert schöne Bilder aus Positionen, die von den Rängen weniger gut zu sehen sind. Dabei ist die Bühne eigentlich recht übersichtlich. Keine Boxentürme versperren die Sicht, als die Band zu tosendem Applaus die Bühne betritt. Fast fünfzig Songs aus fünfzig Jahren spielen sie an diesem Abend. Mit "Do It Again" beginnt der Reigen, bei dem kaum ein bekanntes Stück ausgelassen wird. Die Songs werden fast alle in ihrer Originallänge gespielt. Nach etwas über einer Stunde ist schon ein Programm von dreiundzwanzig Songs abgearbeitet, darunter die Klassiker "Surfin' Safari", "Don't Worry Baby" und "I Get Around". Wirklich herausragende Momente gibt es in der ersten Stunde kaum. Die Beach Boys lassen sich feiern, ohne selbst großartig dabei auf die Pauke zu hauen. Sie waren ja nie eine Band, die sich auf der Bühne in Pose setzen musste. Ihnen ging es vor allem um ihren mehrstimmigen Gesang, die unterhaltsamen Songs und das Zelebrieren eines neuen, von ihnen mitgestalteten Genres im Musikbusiness.
Nach dem ersten Block gönnt sich die Band eine halbe Stunde Pause, um dann frisch gestärkt in die zweite Runde zu gehen. Wer am heutigen Abend gehofft hat, einige Nummern aus dem erst wenige Wochen zuvor erschienenen neuen Album zu hören, der hofft vergeblich. Lediglich der Titelsong "That's Why God Made The Radio" wird zum Besten gegeben und dankbar mit Applaus bedacht.
Auch mit der neuen CD hat die Band, neben ihrem Fünfzigjährigen Jubiläum, etwas Besonderes geschaffen. Bestellt man die CD über die Band-Webseite, so besteht die Möglichkeit entweder ein Package zu ordern, in dem unterschiedliche CD-Cover enthalten sind, oder man kann sein eigenes Cover am PC bemalen und es wird dann so geliefert. Für Sammler schon jetzt eine Herausforderung, dazu äußerst originell.
Im Programm geht es derweilen mit einem Feuerwerk aus Nummer 1-Hits weiter. "Wouldn't It Be Nice", "Good Vibrations", "California Girls" und "Surfin' USA", nichts wird ausgelassen und die Beach Boys spielen auch noch eine weitere Dreiviertelstunde. Da sie fast alle schon die siebzig Lenze umkreisen, ist es fast ein Wunder, dass die Band so viele Songs spielt und richtig lange durchhält.
Im Zugabenblock dann noch drei weitere musikalische Highlights mit "Kokomo", "Barbara Ann" und "Fun, Fun, Fun". Dass alle im Saal, von Jung bis Alt ordentlich Fun haben, sieht und hört man an den nicht enden wollenden Zugabe-Rufen. Aber leider geht irgendwann auch das schönste Jubiläumsfest zu Ende. Ein weiteres Konzert der Band in Berlin wird es voraussichtlich nicht mehr geben und viele der rund zehntausend Besucher in der Berliner O2 World sind wahrscheinlich froh, die Beach Boys noch einmal gesehen zu haben.
Vielen Dank für die unkomplizierte Akkreditierung an das Concertbuero Zahlmann und Janine Lerch.
Line-up:
Brian Wilson (vocals, piano)
Mike Love (vocals)
Alan Jardine (vocals, guitar)
Bruce Johnston (vocals, bass, keyboards)
David Marks (guitar)
Guest Musicians:
Jeff Foskett (guitar, mandoline)
Scott Totten (guitar)
Nick Walusko (guitar)
Probyn Gregory (guitar,bass)
Darian Sahanaja (keyboards)
Scott Bennett (keyboards)
Nelson Bragg (percussion)
John Cowsill (drums)
Mike D'Amico (bass)
Setlist:
01:Do It Again
02:Little Honda
03:Catch A Wave
04:Hawaii
05:Don't Back Down
06:You're So Good To Me
07:Surfin' Safari
08:Surfer Girl
09:Come Go With Me
10:Why Do Fools Fall In Love
11:When I Grow Up (To Be A Man)
12:Please Let Me Wonder
13:Getcha Back
14:Then I Kissed Her
15:Disney Girls
16:Kiss Me, Baby
17:California Saga: California
18:Be True To Your School
19:Don't Worry Baby
20:Little Deuce Coupe
21:409
22:Shut Down
23:I Get Around
24:Pet Sounds
25:Add Some Music To Your Day
26:Sail On, Sailor
27:Heroes And Villains
28:I Just Wasn't Made For These Times
29:In My Room
30:All That Is That
31:Cotton Fields
32:That's Why God Made The Radio
33:It's OK
34:Sloop John B.
35:Wouldn't It Be Nice
36:God Only Knows
37:Good Vibrations
38:California Girls
39:All Summer Long
40:Help Me, Rhonda
41:Rock And Roll Music
42:Surfin' USA
43:Kokomo
44:Barbara Ann
45:Fun, Fun, Fun
Externe Links:
|