Beatnik Rocks / God Bless You, Life Sucks You
God Bless You, Life Sucks You Spielzeit: 56:40
Medium: CD
Label: Futuretalents, 2012
Stil: Heavy Metal

Review vom 04.12.2012


Holger Ott
Von einer gewaltigen Sturmflut ins Landesinnere getragen. So kommen Beatnik Rocks aus Schleswig-Holstein mit ihrer Debüt-CD "God Bless You, Life Sucks You" in die Plattenläden. Mir sticht natürlich zuerst das Cover und das Booklet ins Auge. Vorne ein Bild, mit dem die Band als Rockabilly-Truppe punkten könnte und in der Mitte totenkopfreitende Frauen sowie Bilder von peitschenschwingenden Ladys. Liest man sich dazu noch den Text des Booklets durch, so stößt man unwillkürlich auf die Promotion einer Sendung, die erst nach Mitternacht ausgestrahlt wird. Näher muss ich darauf nicht eingehen. Was die Band damit ausdrücken möchte, bleibt mir im Verborgenen. Ebenso wie die Musik, die mehrfach meine Stimmung beeinflusst. Darunter ist 'unterirdisch' nur einer der gemäßigteren Ausdrücke, die mir dazu einfallen. Auf der Scheibe passt von vorne bis hinten nichts zueinander.
Die Platte bietet fast eine Stunde Spielzeit und umfasst dabei fünfzehn Tracks. Von diesen sind zwei allerdings nur kurze Einspieler und eigentlich nicht erwähnenswert, wenn nicht einer von beiden seinen Vorgängersong töten würde. Aber dazu komme ich noch im Detail. Jedenfalls sehe ich bereits kommen, dass diese Veröffentlichung eine Menge Gesprächsstoff bereithält.
Es beginnt völlig anders als das Titelbild suggeriert. Hier ist die harte Welle angesagt: fette Riffs und treibende Bässe. Alles wäre wundervoll, wenn nicht plötzlich der Gesang einsetzen würde. Tut mir Leid, wenn ich das so krass ausdrücken muss, aber in den ersten beiden Songs, "Ghost" und "Don't Forgiveness", ist die Vokalleistung absolut grausam, aber ich werde baldigst überrascht. Bereits ab dem nächsten Stück, "Monster Of War", tritt eine deutliche Verbesserung der gesanglichen Ausdrucksweise ein. Ja, man könnte es schon fast als angenehm titulieren. Dazu gesellen sich sehr schöne Gitarren und prompt ist ein passabler Song daraus geworden. Noch besser, ja fast göttlich, klingt alles in der Ballade "So Much To Learn". Sanfte Töne und eine angenehme Stimme beschallen mein Ohr. Das Filetstück allerdings kommt mit "Much More To Learn". Es wird von einer bezaubernden weiblichen Stimme vorgetragen und spätestens jetzt frage ich mich, warum nicht gleich und warum nicht das ganze Album so? Dass es aber leider nicht so ist und ich sogleich jäh auf den Boden der Tatsachen zurückgeworfen werde, zeigt die Band mit "Badman". Vielleicht hätte der besser zu Hause bleiben sollen, denn jetzt rutscht mir die anfangs erwähnte Betitelung aus dem Mund - unterirdisch. Anscheinend ist das Beatnik Rocks ebenfalls durch den Kopf gegangen, denn nach diesem Extrem-Ausrutscher wird sogleich wieder ein ruhiger Song nachgeschoben. Dieses Mal in Deutsch und siehe da, es hört sich noch besser an als die englischen Balladen. Vielleicht sollte die Band auf dieser Schiene weiterfahren, das bringt sie garantiert besser ans Ziel. Wer aber mit Balladen nichts anfangen kann, ein Klick genügt und der gleiche Track wird in geraffter Form innerhalb von nur achtunddreißig Sekunden runtergedroschen. Das ist der besagte Einspieler, der seinem sehr guten Vorgänger das Messer tief in den Rücken sticht. Natürlich mit Hardcore-Gesang, bei dem nicht eine Silbe zu verstehen ist.
Da die Band in diesem Moment so gut in Form ist, kann es ja getrost mit großen Schritten weiterhin bergab gehen. Jeder der kommenden Songs toppt seinen Vorgänger in Unerträglichkeit. Ich zwinge mich, die Scheibe bis zum Schluss anzuhören, stets in der Hoffnung, einen Lichtstrahl am Horizont zu entdecken - aber Fehlanzeige.
Mein Fazit: Entweder macht die Band einen Sinneswandel durch, oder die nächste Ebbe nimmt sie wieder mit in die Weiten des Ozeans. Und noch eine kleine Anmerkung für Käufer der CD: Der im Booklet angegebene Link zur Webseite der Band funktioniert nicht.
Line-up:
Sven Schöning (vocals, guitars)
Franko Rinke (guitar)
OK 69 (bass)
Lars Flug (drums)
Tracklist
01:Ghost
02:Don´t Forgiveness
03:Monster Of War
04:House Of Doom
05:Stay Away
06:So Much To Learn
07:Much More To Learn
08:Badman
09:Erinnerung
10:Poeme De Léxtase (Souvenance Postlude) #1 Dis Dur
11:Beatnik Rocks
12:Thirsty
13:Pain Of Life
14:Dirt
15:Appetizer
Externe Links: