Benedictum und "Uncreation"? Null Ahnung - nie gehört! Aber das soll sich schnell ändern.
Also nehme ich mir den Silberling mit ins Auto, um ihn mir auf dem Weg zur Arbeitsstelle anzuhören. Nichts wie rein mit dem Teil in den Player und - nach einem kurzen, ruhigen Intro haut's mir doch glattweg die 'Blätter vom Stamm' (für alle Unwissenden: 'die Ohren vom Kopf'). Hier führen Axt und Stimme das Zepter - und was für eine Stimme! Keyboardeinsprengsel dienen lediglich als Fills - sehr angenehm.
Ich sitze moshend im Auto und drehe vor lauter Begeisterung gleich noch eine Ehrenrunde in unserem Verkehrs-Kreisel, bevor ich dann am Ende aber doch noch pünktlich am Arbeitsplatz bin.
Schade, die Fahr-Zeit ist leider zu kurz, um "Uncreation" in seiner Gesamtheit genießen zu können, also muss nach Feierabend der heimische Player herhalten.
Aber zuerst einmal ein paar Worte zur Band:
Benedictum aus San Diego ist das Baby von Frontfrau Veronica Freeman (Vocals) und Pete Wells (Gitarre), die ehemals Mitglieder von Malady waren. Hinzu gewinnen konnten die Beiden den Tastendrücker Chris Morgan, Fellprügler Blackie Sanchez und Tieftöner Jesse Wright.
Craig Goldy ( DIO) war von dem, was er von der Truppe zu hören bekam dermaßen angetan, dass er sie seinem Freund Jeff Pilson (ex- Dio, Dokken) ans Herz legte. Nachdem sich dieser von deren Können ebenfalls überzeugte, produzierte Jeff ein 3-Track-Demo, dass neben anderen Labels auch auf Interesse von 'Locomotive Records' stieß, die die Band sofort unter Vertrag nahm.
Eine gute Entscheidung wie ich finde, und Grund genug für mich, den unfreiwillig unterbrochenen Hördurchgang weiter fortzusetzen.
Verdammt, hatte ich dann doch ganz vergessen, die Scheibe aus dem Auto zu nehmen und als mein Mann und Kollege Ulli (Vertreter der Jam-Mucke) früh nichts 'Böses' ahnend ins Auto steigt und startet, hat es ihn vor Schreck doch glattweg (und gar nicht Gentleman-like fluchend) in den Sitz gedrückt.
Aber nun genieße ich endlich die tiefergelegte Gitarre, die mir kräftig die Ohrwascheln polierenden Doublebass-Drums und - ja ich weiß - ich wiederhole mich: diese hervorragende Stimme! Wenn ich es nicht ganz genau wüsste, dass das eine Lady ist, die bei Benedictum das Mikro schwingt - man könnte sie stimmlich glattweg mit einem Kerl verwechseln. Und glaubt mir: sie kann den männlichen Vertretern ihrer Zunft locker das Wasser reichen!
Aber Veronica Freeman röhrt nicht nur gekonnt, nein, sie sieht dazu auch noch verdammt scharf aus (weitere Fotos sind übrigens auf der Band-Website zu bewundern)!
Wenn unbedingt Vergleiche mit anderen Formationen gezogen werden sollen (ich hasse es!), so fällt mir spontan am ehesten Steel Prophet ein.
Das ist klassischer Heavy Metal, der jedem Fan der handgemachten harten Gitarrenmucke ein breites Grinsen ins Gesicht zaubert.
Benedictum beherrschen gekonnt den Spagat zwischen Melodie ("Wicca") und Härte ("Benedictum"). Ihre Songs strotzen vor Energie. Powervolle Nummern wie "#4" (ein Hammerstück!) oder auch "Them" blasen jede Gehirnzelle einzeln durch, wobei ab und zu sogar eine leichte Verspieltheit zu Tage tritt, wie bei "Misogyny" oder dem hervorragenden "Valkyrie Rising".
Und ja - hört euch doch nur mal die geile Coverversion von Black Sabbath's "Heaven And Hell" an! Fast acht Minuten volle Power, Pete Wells setzt solistische Glanzlichter an der Axt und die Rhythmus-Sektion bereitet ein solides Fundament.
Tolle Songs, fett groovende Gitarrenwände, eine Wahnsinns-Stimme, eine glasklare Produktion, dazu ein tolles Cover und hervorragende Musiker - alles zusammen macht einfach nur eine ganz dicke Kaufempfehlung aus, denn das ist Metal, wie Fans der harten Gangart ihn einfach lieben. Gönnt der Platte ruhig ein paar Durchläufe, denn Ohrwurm-Melodien werdet ihr vergeblich finden. Aber ich verspreche euch: Die Scheibe wächst mit jedem neuen Dreher und frisst sich unweigerlich in den Gehörgängen fest, ob ihr es nun wollt oder nicht.
Eine tolle Entdeckung in dem noch jungen Jahr.
Und Ulli hat sich zwischenzeitlich wieder beruhigt (danke für deine Engelsgeduld *gg*) und putzt sich jetzt die Ohren mit einer Runde Grateful Dead wieder aus. Sei's ihm gegönnt, ich gönn mir später noch ne Runde Benedictum.
Spielzeit: 53:29 Min, Medium: CD, Locomotive Records, 2006
01:Uncreation 02:Benedictum 03: #4 04:Misogyny 05:Ashes To Ashes 06: Wicca 07:Heaven And Hell 08:Them 09:Two Steps To The Sun 10:Valkyrie Rising 11:The Mob Rules
Ilka Czernohorsky, 10.01.2006
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