Wenn ein schwedischer Tausendsassa und ein englisches Urgestein, beide mit allen Wassern des Classic Rock gewaschen, ein gemeinsames Projekt starten, dann kann das eigentlich nur ein Knüller werden. Oder etwa nicht?
Trotz einiger recht guter Ansätze - vor allem mit den Southern Rock-inspirierten "Walk Tall" und "Rock'n'Roll Gangsta" - bleibt hier leider vieles bereits im Ansatz stecken. Gut gemacht ist eben immer sehr viel besser als gut gemeint...
Stefan Berggren und Lee Kerslake sind jedenfalls 'bunte Hunde' im klassisch-melodischen Hard Rock. Berggren verlieh seine klangvolle Stimme bereits Razorback, Company Of Snakes und M3 Classic Whitesnake - Kerslake gilt als Mitglied des 'klassischen' Uriah Heep-Line-ups und trommelte sogar mal für einen Ozzy Osbourne. Sie verstärkten die Berggren Kerslake Band mit dem schwedischen Bassisten Thomas Thorberg, u. a. bei Plankton aktiv, verpflichteten den aktuellen Opeth-Keyboarder Joakim Svalberg als Gast und schickten im vergangenen Monat das erste Album, "The Sun Has Gone Hazy", auf die Reise.
Der Hörer darf - Surprise, Surprise - zehn melodische AOR-Rocker erwarten, von denen je fünf auf die Haben- bzw. Sollseite verbucht werden können resp. müssen. Insgesamt agiert die Berggren Kerslake Band zu vorhersehbar, mit eindeutig zu wenigen Überraschungsmomenten. Man hat offenbar den Sprung auf die sichere Seite dem ins kalte Nass vorgezogen!
Immer dann, wenn die BKB kernig nach vorne rockt, zeigt sie ihre Stärken. Das betrifft - wie schon erwähnt - den druckvollen Opener "Walk Tall" und den schwerblütigen "Rock'n'Roll Gangsta", beide mit deutlicher Southern-Schlagseite. Das gekonnt abwechslungsreich arrangierte "My My" und der pumpende Titelsong präsentieren sich ebenfalls stark. Das etwas eindimensional 'schrubbende' "Fools Asleep" wird durch Berggrens packende Gitarren- und Orgel-Fills noch aus dem Mittelmaß herausgerissen.
Die Balladen "Free" und "Born Again" sind fallen demgegenüber für meinen Geschmack reichlich käsig aus; etwas besser dagegen "As Time Goes By", das vor allem durch Svalbergs Hammond aus höchster Not gerettet wird. Das sind drei Nummern, die wir alle schon tausendmal in anderem Kontext, davon hundertmal wesentlich besser, gehört haben. "Super Sonic Dreem" (Dreem - so steht's allen Ernstes auf dem Cover!) klingt wie Heep auf Gallenschonkost und "Back On The Road" bedient nun wirklich jedes textliche wie musikalische Rock'n'Roll-Klischee, das zusammenzukratzen war.
Herausgekommen ist ein zwiespältiges, knapp überdurchschnittliches Album, das zwar durchgängig gut konsumierbar ist, dem es aber an zu vielen Stellen an tiefgründiger Substanz mangelt. Für eine 'Goldene Zitrone' ist "The Sun Has Gone Hazy" eindeutig zu stark - für einen nachhaltigen Dauerbrenner allerdings viel zu schwach. Die Berggren Kerslake Band muss ohnehin erst noch glaubwürdig nachweisen, dass sie nicht nur eine kurzfristige Liaison, eine Ménage-à-trois ist...
Das Booklet wurde wirklich sehr ansprechend gestaltet, dafür hat man sich in der Tracklist zwei merkwürdige - sagen wir mal freundlich - 'Schreibweisen' gegönnt. Kann passieren - sollte aber besser nicht...
Line-up:
Stefan Berggren (lead vocals, guitars, keyboards, percussion)
Lee Kerslake (drums, percussion, Mellotron, vocals)
Thomas Thorberg (bass)
Special guest:
Joakim Svalberg (organ, Moog - #7,8)
Tracklist |
01:Walk Tall (5:28)
02:Super Sonic Dreem (4:18) [sic!!]
03:My My (6:01)
04:The Sun Has Gone Hazy (5:07)
05:Free (4:18)
06:Fools Asleep (4:15)
07:As Time Goes By (5:20)
08:Rock'n' & Gangsta (5:22) [sic!!]
09:Back On The Road Again (5:55)
10:Born Again (4:55)
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