Big Big Train / English Electric Part Two
English Electric Part Two Spielzeit: 57:40
Medium: CD
Label: English Electric Recordings, 2013
Stil: Prog Rock, Neo Prog

Review vom 08.08.2013


Wolfgang Giese
Ach, wie oft wird man wieder lesen, dass diese Musik nach Genesis klingt, oder nach Marillion oder auch Spuren von Yes aufweist. Mag ja alles sein, aber letztlich hören wir die britische Band Big Big Train, und das haben sie mit dieser - ihrer achten - Platte eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Es ist ihr Stil, der sich zwischenzeitlich unmissverständlich entwickelt hat, denn diese besondere Mischung und dieser spezielle Einsatz von Instrumenten, diese eigene Art des Arrangements, das hat keine der mit ihnen verglichenen Bands vorzuweisen.
Man beweist das sogleich im Eröffnungstitel, wenn sich die Rhythmuswechsel die Hand geben, wenn Flöten und Violinen Sprenkel einfließen lassen, die wie Accessoires im Gesamtverbund dieser sehr hochwertigen Musik mit abwechslungsreicher Ausprägung wirken. Herrlich, wenn sich wie aus dem Nichts plötzlich Blasinstrumente einwerfen, um auch gleich wieder verschwunden zu sein. Wunderschön, wenn sich Melodien ineinander ganz spielerisch und verspielt verflechten und wenn der Sänger in hohe Töne abgleitet und für Momente wie Morten Harket von a-ha klingt.
Wir treffen auf sakral wirkende Passagen mit mächtigem Sound, der in dem einen Augenblick aber auch ganz simpel wirkt, um sich im nächsten in eine gewaltige Wand von Bombast umzuwandeln. Bläser, Streicher, Keyboards, alles türmt sich auf und entlädt sich wieder in frei fließende, fast swingende Passagen, die wiederum vom Violinen- und Posaunenklang bestimmt werden. Pianoklänge perlen tupfend durch den verwunschen scheinenden Klangmärchenwald. Es ist eine Freude mit gleichzeitig entspannender Wirkung, diesen für viele möglicherweise zu imposanten Soundwolken zu folgen. Dabei könnte zum Beispiel der über fast sechzehn Minuten dauernde erste Song gern immer weitergehen...
Mir ist jedoch hierbei aufgefallen, dass beim ersten Song der Gitarrist gar nicht so recht vorgestellt wurde, auch im zweiten Song überwiegen die Anteile dieses wunderschönen Bläserarrangements, bis zum Schluss ein kurzes Gitarrenstatement doch noch erfolgt. Doch soll Dave Gregory schließlich nicht zu kurz kommen, denn im Laufe der Platte legt er so manch gefühlvolles Solo mit schönen Melodienfolgen vor. Auch die Flötensoli sind es, die den Sound der Platte oft wesentlich mitbestimmen und für eine gute Portion zusätzliche Vielfalt dieses mitunter sogar leicht melancholischen Werks beitragen. Mit großer Meisterschaft hat die Band somit wirklich schöne Musik geschaffen.
Gegründet in den Neunzigern als Neo Prog-Band hat sich Big Big Train mittlerweile prächtig entwickelt. Das ist hörbar eindeutig progressiver Rock britischer Spielart, wobei dieses sogar noch unterstrichen wird durch Verwendung keltischer Folkelemente, zum Beispiel ganz hervorragend umgesetzt im Song "Keeper Of Abbeys". Sehr künstlerisch ist auch die Cover- und Booklet-Gestaltung mit der Vielfalt von Farben, die sich aus verrottenden alten Materialien aus Stahl ergeben.
Line-up:
Rob Aubrey (bass pedals - #1)
Geraldine Berreen (violin - #1,4,7)
Dave Desmond (trombone - #1,2,7)
Nick D'Virgilio (drums, cajon - #5 7)
Megan Fisher (harp - #1)
Eleanor Gilchrist (violin - #1,7)
Ben Godfrey (cornet - #1,2,7)
Dave Gregory (electric guitars, E-bow guitars - #1, marimba - #3, electric sitar - #5)
David Longdon (lead and backing vocals, banjo - #2,4, vibraphone - #2, shaker - #2, acoustic guitar - #4, organ - #4, synthesizer - #4, accordion - #5, dumbek - #5, tambourine - #5, flute - # 3,7, cutlery & glassware - #3)
Danny Manners (piano - #1-3,6,7, keyboards - #1, organ - #3, synthesizer - #3, double bass - #4)
Andy Poole (keyboards, backing vocals, acoustic guitar, electric piano, 12 string guitar, bass pedals)
Greg Spawton (bass, mandolin, mellotron, electric guitar, 12 string guitars, backing vocals, organ)
John Storey (euphonium - #1,2, trombone - #1,2,6,7)
Jon Truscott (tuba - #1,2,6,7)
Teresa Whipple (viola - #1,4,7)
Rachel Hall (violin - #2,3,5, electric violin - #3)
Simon Godfrey (backing vocals - #3)
Sue Bowran (violin - #4)
Abigail Trundle (cello - #4-7)
Andy Tillison (organ, Tillisification - #6)
Tracklist
01:East Coast Racer [Spawton] (15:43)
02:Swan Hunter [Longdon/Spawton] (6:20)
03:Worked Out [Spawton] (7:30)
04:Leopards [Longdon] (3:54)
05:Keeper Of Abbeys [Spawton] (6:58)
06:The Permanent Way [Spawton] (8:29)
07:Curator Of Butterflies [Spawton] (8:44)
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