Big Big Train / Goodbye To The Age Of Steam
Goodbye To The Age Of Steam Spielzeit: 73:43
Medium: CD
Label: English Electric Recordings, 1996 (Re-Release 2011)
Stil: Neoprog, Retro-Prog

Review vom 18.05.2011


Michael Gindra
Um einmal eine wahre Aussage meines RockTimes-Schreiberkollegen Steve Braun aufzugreifen: Es gibt in der Tat Veröffentlichungen, die einem »förmlich ins Gesicht springen«, andere Alben wiederum kann man sich auch nach mehrmaligen Durchgängen einfach nicht schön hören. Aber es gibt noch eine dritte Variante: die Grower. Musik, die mit jedem weiteren Hören einfach wächst und an Klasse gewinnt. Und genau mit so einer Scheibe habe ich es mit dem mir vorliegenden Re-Release von Big Big Train zu tun. Das Album “Goodbye To The Age Of Steam“ war das 1996 erschienene Debüt der 1990 gegründeten, englischen Neoprogband und wird nun anno 2011 mit drei Bonustracks wiederveröffentlicht. Das finale Stück “Two Poets Meet“ der 1996er Ausgabe fehlt aus mir nicht bekannten Gründen auf dieser Ausgabe allerdings.
Beim ersten Anhören wusste ich nicht, wie ich diese Besprechung beginnen sollte, diese Hürde ist ja nun geschafft. Kommen wir endlich zur Musik: Beginnend mit Klavierklängen, progressiven Gitarrensounds, jazzigen Bassläufen und frickeligen Sounds, weiß man gleich, dass eine Progplatte im CD-Schacht liegt. Martin Reads bald einsetzende Stimme macht mich aber im ersten Moment etwas ratlos, denn sie ist etwas sehr dominant in den Vordergrund gemischt und erinnert stark an Popsänger wie z.B. Nik Kershaw und Co. Bei den schon zu Beginn genannten, mehreren Hördurchgängen wird diese Stimme auf einmal immer differenzierter, fast schon transparent, die Instrumentalpassagen der Band gewinnen stetig an Dominanz, im Stück “Dragon Bone Hill“ wird die Akustikklampfe ausgepackt und wenn man dann beim ersten Longtrack “Blow The House Down“ angelangt ist, wird man Reads Stimme für die catchy Melodien lieben.
Gitarrentechnisch erinnert so einiges an Steve Hackett von Genesis, zum Intro von “Far Distant Thing“ mit seinem Synthie-Sound fällt mir sofort Van Halens Pophit “Jump“ ein. Der vorletzte Song “Expecting Dragon“, ein Instrumental, ist eine aktuelle Aufnahme und erinnert mit seinem bezaubernden Flöten/Gitarrenduett an solche Proglegenden wie Camel und Focus.
Und so verwandelte sich meine anfängliche Skepsis doch noch in Bewunderung und fast schon in Euphorie. Die Band hat seit ihrem Debüt mehrere Besetzungswechsel durchlebt und auch der Posten am Mikro wurde mehrfach ausgetauscht. Neuere Veröffentlichungen von Big Big Train werden aus diesem Grund stil- und soundtechnisch sicherlich etwas anders, mehr in Richtung New Artrock geartet sein. “Goodbye To The Age Of Steam“ jedenfalls erscheint mir als eine sinnvolle Wiederveröffentlichung und ein Antesten für alle Proggies ist auf jeden Fall empfehlenswert.
Line-up:
Martin Read (lead vocals)
Greg Spawton (keyboards, guitars)
Andy Poole (keyboards, bass)
Ian Cooper (keyboards)
Steve Hughes (drums, percussion)
Tracklist
01:Wind Distorted Pioneers
02:Head Hit The Pillow
03:Edge Of The Known World
04:Landfall
05:Dragon Bone Hill
06:Blow The House Down
07:Expecting Snow
08:Blue Silver Red
09:Losing Your Way
10:Far Distant Thing
11:Expecting Dragon
12:Losing Your Way (Extended)
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