Big Daddy Love / To The Mountain
to_the_mountain Spielzeit: 52:31
Medium: CD
Label: Little King Records, 2010
Stil: Americana/Alt. Country/Folk


Review vom 14.09.2010


Manni Hüther
Als mittelgroße Stadt mit ca. 76.000 Einwohnern liegt Asheville, North Carolina in den Appalachian Mountains, der nach den Rocky Mountains zweitgrößten Gebirgskette der USA und ist so typisch amerikanisch, wie es nur geht. Inmitten landschaftlich atemberaubend schöner Natur, umgeben vom Pisgah National Forest und dem ca. 70 km entfernten Great Smokey Mountains National Park in Tennessee leben die Menschen hier recht bodenständig, die Fahne jeglicher amerikanischer Kulturtraditionen stolz hochhaltend.
Und die sind in musikalischer Hinsicht reich an Stilmixen der frühen Einwanderer, von denen die meisten dem alten Kontinent entflohen waren, sei es vor politischer oder religiöser Unterdrückung, Existenzbedrohung, wirtschaftlicher Ausbeutung und oftmals all dieser Faktoren. Bluegrass genießt hier den Status von Volksmusik in des Wortes Sinne, und so finden sich auf diesem zweiten Album von Big Daddy Love auch standesgemäß die maßgebenden Instrumente dieser Country-Spielart, namentlich Banjo – akustisch und auch ungewöhnlicherweise elektrisch (!), Mandoline und Dobro.
Natürlich existiert dafür auch schon eine Schublade, nämlich 'Mountain Rock'. Trotzdem, oder gerade deswegen: bitte keine Berührungsängste! Ganz so kompromisslos wie die in diesen Landstrichen als Heldentaten gefeierten Klänge von "Will The Circle Be Unbroken" der Nitty Gritty Dirt Band aus 1973 geht es hier ausdrücklich nicht zu. Im Verlauf der Platte klingt dann auch so manches Southern Rock-vertraut, jedoch nicht so in der mehr 'heavy' Ausführung von Lynyrd Skynyrd.
Nein, ich denke eher mal – mehr als ansatzweise – an die Jam-Sounds der Marshall Tucker Band aus dem südlichen Nachbarstaat – und diese große Band ist ja sicher eine hervorragende Referenz! Was deren Flöte war, ist hier das Banjo und die akustische Variante ist in den meisten Songs immer präsent, mal mehr, mal weniger im Mix verborgen. Das elektrische Banjo setzt oft viel prominentere Duftmarken, teilweise Soli mit den Gitarren alternierend. So ungewöhnlich sich dies am Anfang auch anhören mag, mit jedem Durchlauf der Platte gewinnt man Freude an dieser speziellen Kolorierung des Klangbilds.
Big Daddy Love sind somit stilistisch gar nicht so einfach zu fassen. Zünftiger Roots Rock, schöne Balladen, hie und da mal eine Jam als Zutat in den Sound geworfen, dann selbstverständliche Bluegrass-Anleihen (keinerlei Fiddle!), den angesprochenen Southern Rock mit teilweise heftigen Gitarre-Ausbrüchen und/oder flüssigen, schlüssigen Soli – diese Band beherrscht eindrucksvoll die ganze Palette des Genres.
Die fünf Mitglieder der Band und ihre neun musikalischen Gäste weben einen Klangteppich, für den man sich zum großen Teil nur begeistern kann! Der Mix ist absolut professionell, ich persönlich finde die Sequenzierung der Tracks allerdings etwas unglücklich, da zu Beginn der Platte die Bluegrass-Elemente überwiegen und dies den schnellen Roots/Southern Rock-Freund zu falschen Schlüssen animieren könnte, was dann wiederum in vorschnellem 'Aufgeben' gipfeln könnte. Also Freunde: Das ganze Werk anhören, es lohnt sich!
Line-up:
Daniel Justin Smith (vocals, guitar)
Joseph Recchio (guitar, vocals )
Brian Swenk (banjo)
Ashley Sutton (bass)
Kelly Linville (drums, percussion)
Tracklist
01:Hometown Radio (WCOK)
02:Peace Of Mind
03:Good Morning Sunshine
04:Spirit Is A Window
05:Heed The Call
06:River Runs
07:Unsung
08:Mortality
09:American Sycamore
10:A Letter To Love (Story Song)
11:Mountain
12:Space And Time
13:Forever Rain
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